Helmut Haussmann im RTF.1-Gespräch | Bildquelle: RTF.1

Eningen/Tübingen/Reutlingen:

Boss-Outlet: Ehemaliger Bundeswirtschaftsminister Haussmann bittet RT und TÜ um Klageverzicht

Stand: 18.03.15 16:25 Uhr

Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann, FDP, hat in einem Interview mit RTF.1 an Tübingen und Reutlingen appelliert, auf eine Klage gegen die Sondergenehmigung des Landes für das neue Boss-Outlet in Metzingen zu verzichten. Ansonsten drohe der ganzen Region Schaden. Haussmann fordert zudem die mit Reutlingen und Tübingen eng verbundenen Minister Winfried Herrmmann und Nils Schmid auf, sich vor Ort für die Umsetzung der Beschlüsse ihrer Landesregierung einzusetzen. Zugleich deutete der Tübinger OB Boris Palmer gegenüber RTF.1 an, unter Umständen gebe es auch Einigingsmöglichkeiten jenseits einer Klage.


Das ehemalige Gaenslen und Voelter-Areal in Metzingen. Hier soll schon bald das neue und vergrößerte Boss-Outlet entstehen – mit rund 8000 statt 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Ein entsprechendes Raumordnungsverfahren hatte das Regierungspräsidium Tübingen nach ungewöhnlich langer Prüfung jetzt positiv beschieden.

Der drohende Kaufkraftverlust nach Metzingen halte sich für das Umland mit weniger als je 6 Prozent in akzeptablen Grenzen, so Daniel Hahn vom Regierungspräsidium Tübingen. Im Fall des   Hugo Boss-Outlets habe man "den Zustand, dass über 63 Prozent der Kunden zum jetzigen Zeitpunkt aus Baden-Württemberg" und aus dem ausland kämen.

Das„Ja" wird durch das Regierungspräsidium Tübingen als zuständige Behörde  getragen, aber selbstverständlich auch durch die grüne-rote Landesregierung, respektive durch den zuständige Infrastrukturminister sowie den Wirtschafts- und Finanzminister. Das "Ja" steht den bisher praktizierten Grundsätzen der Landesplanung aus Sicht der Kritiker entgegen. Ein „Ja" aber, gegen das die betroffenen Nachbarstädte deshalb jetzt Klage erwägen.

Man glaube, so Tübinges OB Boris Palmer,  dass es durchaus Chancen für den erfolg einer solchen Klage gebe, weil  "die Voraussetzung dieser Entscheidung die gedankliche Konstruktion darstellt, dass es in Metzingen gar keine Outlet-City gibt, sondern nur eine Innenstadt."  Er glaube, dass "man kein Jurist sein" müsse, um zu sehen, "dass das eine gewagte These ist".

Ob die Klage kommt, können auf Basis der Gutachten nur die Gemeinderäte entscheiden. Warnende Töne vor eine solchen Klage werden indessen jetzt aus prominentem Munde laut: Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann, FDP, warnt, dass im Klagefall viele Chancen verloren gehen könnten.  Das bisherige Raumordnungsverfahren habe bereits eineinhalb Jahre gedauert.  Käme jetzt eine Klag,  könne die bis zum Bundesverwaltungsgericht hochgezogen werden und weitere drei Jahre kosten. Zeit, die Boss vielleicht an Metzingen als Standort für das neue Outlet zweifeln lassen könne. Grade auf das Outlet wolle Boss bei seien Expansionsplänen neben der Frauenlinie besonders setzen. Dies könne letztlich dann auch den Erhalt von Arbeitsplätzen in Metzingen gefährden. 

Auch Metzingens Weg in die Zukunft könne durch die klage geährdet werden. die Chance nämlich, in der Stadt eine Industriebrache zu entwickeln, das Outlet sich in der stadt entwickeln zu lassen - bei gleichzeitiger Steigerung der Lebensqualität durch die Einbeziehung der renaturierten Erms.

Zudem , so Haussmann, drohe auch der grün-roten Landesregierung im Fall einer Klage ein Gesichtsverlust. Denn der genehmigende grüne Infrastrukturminister Winfried Herrmann habe bekanntermaßen viele Bezüge und Kontakte  zu Tübingen. Zudem habe  Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid, SPD, in Reutlingen seien Wahlkreis. Würden also die beiden Städte Reutlingen und Tübingen die Genehmigung des vergrößerten Boss-Outlets per Klage blockieren, so wäre dies - aus Haussmanns Sicht - eine Schlappe für die gesamte Landesregierung, aber besonders auch für den Ministerpräsidenten.

Durch mehr Boss in Metzingen gerate weder die Reutlinger oder Tübinger Kaufkraft in wirkliche Gefahr. Denn viele internatiomale Kunden kämen nur nach Metzingen – oder eben nicht. Indessen: auch die Gegenseite zeigt sich zu Kompromissen bereit: Vielleicht, so Palmer, "gibt es ja auch Angebote aus Metzingen, die eine Klage vermeiden lassen. Ich will nicht ganz ausschließen, dass wir auf dem Verhandlungsweg zu einer Lösung kommen".

Diese Lösung könnte beispielsweise darin liegen, dass Metzingen als Entgegenkommen für einen Klageverzicht Zugeständnisse im Sinne von weniger Verkaufsflächen an anderer Stelle macht.

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