Ausstellung "Ausgebraut" | Bildquelle: RTF.1

Grafenberg:

Ausgebraut – Ausstellung zur Geschichte niedergegangener Brauereien in der Region

Stand: 23.03.14 01:53 Uhr

Heute ist Weltwassertag. Doch Wasser muss man nicht zwangsläufig pur trinken. Man kann es beispielsweise mit Hopfen, Malz und Hefe "veredeln". Und mehr braucht es auch gar nicht für der Deutschen liebstes alkoholisches Getränk – goldgelb und süffig: das Bier. In den letzten Jahren hat der Prokopf-Verbrauch aber stetig abgenommen und mit den Biertrinkern werden auch die Brauereien weniger. "Ausgebraut" heißt darum auch eine Ausstellung in der Galerie Lamm in Grafenberg. Mit ihr will der örtliche Arbeitskreis Kelter noch einmal an "bierseelige" alte Zeiten erinnern.

Achalm Bräu, Quenzer, Bräuchle, Schöll – das waren einige der Brauereien, die die Region teils sogar noch bis vor wenigen Jahrzehnten mit Bier versorgt haben. Heute erinnern nur noch alte Fotos, Schilder und Bierkrüge an sie. Das Bier in Grafenberg kommt mittlerweile aus anderen Braukesseln. Von der örtlichen Brauerei sind nur noch die Baupläne erhalten. Die Brauerei sei 1824 entstanden, erzählt Eberhard Rabaa vom Arbeitskreis Kelter Grafenberg. Den Bauantrag dafür habe ein Schnaps-Brenner gestellt, der zusätzlich noch ein wenig Bier brauen wollte. Die Brauerei habe sich neben dem Ziehbrunnen befunden. Das Wasser aus dem Brunnen habe man direkt in den Braukessel geholt und daraus das Bier gemacht. Später sei es dann in Krüge oder Milchkannen abgefüllt worden. 

Die Braugeschichte in Baden-Württemberg ist freilich nicht so alt wie die im Nachbarland Bayern, doch sie ist sehr bewegt. So richtig begonnen hat sie eigentlich erst nach 1800. Vorher, so Rabaa, habe der Herzog von Württemberg das Monopol auf die Brauereien gehabt. Damals hätte es nur vier Brauhäuser in Stuttgart gegeben. Nach 1800 aber seien in fast allen Orten Brauereien entstanden, teilweise sogar mehrere. Einige davon hätten nur 20 bis 30 Jahre bestanden.
Denn im Konkurrenzkampf hatte nur eine Chance, wer genug Kapital hatte, um auch technisch aufrüsten zu können. Ganz offensichtlich wurde das an den Bierkrügen. Die Exemplare größerer Brauereien trugen deren Emblem – eine Werbemaßnahme die sich die kleineren Branchenvertreter nicht leisten konnten. Dabei war der Gerstensaft etwas, worauf die Menschen auch in Zeiten der Armut nicht verzichten wollten.

Ein besonderes Stück der Ausstellung, erklärt Eberhard Rabaa, sei ein Krug aus der Achalmbrauerei Eningen. Der Bierkrug sehe von außen so aus, als ob er ein ganz normaler Krug mit einem Fassungsvermögen von einem halben Liter sei. Doch in Wahrheit habe er einen Hohlboden und es passten nur 0,4 Liter in den Krug. Entstanden sei er in den 20er Jahren, während der Weltwirtschaftskrise. Die Menschen hätten damals nicht so viel Geld gehabt und da hätten sie wohl versucht ein wenig zu schummeln, schmunzelt Rabaa.

Weniger Bier im Krug, dafür aber umso mehr in der Ausstellung. Und die ist an Samstagen und Sonntagen jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet – bis zum 6. April, dann hat es sich endgültig "Ausgebraut".

Mehr Infos zur Ausstellung finden sich unter: www.kelter-grafenberg.de

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