Gedenkstätte Winnenden | Bildquelle: RTF.1

Winnenden:

5. Jahrestag des Amoklaufs

Stand: 11.03.14 14:27 Uhr

Es ist der Morgen des 11. März 2009, als Tim K. mit einer Waffe in seine ehemalige Schule in Winnenden stürmt. Wahllos eröffnet er das Feuer und tötet neun Schüler und drei Lehrer. Auf seiner Flucht ermordet er drei weitere Menschen und nimmt sich anschließend selbst das Leben. Der Amoklauf von Winnenden ist heute auf den Tag genau fünf Jahre her. Doch die Auswirkungen der Bluttat sind in der Stadt immer noch präsent. Im Gedenken an die Opfer ist jetzt zum 5. Jahrestag der schrecklichen Ereignisse eine Gedenkstätte eingeweiht worden.

Es ist einer der drei Klassenräume der Albertville-Realschule, in denen die Greultat seinen Anfang nahm. Heute erinnern hier 15 Gedenktafeln mit Bildern und persönlichen Gegenständen an die getöteten Schüler und Lehrer. Wo früher die Tafel hing, steht jetzt das Datum das Amoklaufs an der Wand. Die freie Zeile hinter dem Gedankenstrich soll zum Nachdenken anregen. Sven Kubik, der aktuelle Rektor der Schule, gibt Einblicke in das Innenleben der Schule.

Sie hätten immer noch eine 10. Klasse im Hause, die damals direkt betroffen wäre vom Amoklauf. Die Schülerinnen und Schüler erinnerten sich an das, was geschehen sei.

Vor der Schule sind Gedenktafeln für die ermordeten Schüler gebaut worden – bewusst nicht direkt vor dem Eingang, damit Lehrer und Schüler nicht permanent damit konfrontiert werden, so Kubik.

Er dächte in der Schule würde das Thema immer aktuell sein. Das sei nicht nach fünf Jahren abgehakt. Es wirkte sich aus in verschiedenen Bereichen – vor allem natürlich im Bereich Gewaltprävention, beim Umgang der Schüler in Konfliktsituationen. Aber natürlich auch rund um den 11.3 herum, merkten sie schon, dass eine gewisse Spannung aufträte in der Schule.

In unmittelbarer Nähe der Albertville-Realschule im Schloßgarten befindet sich jetzt die Gedenkstätte für die Opfer. Der "gebrochene Ring" des Bildhauers Martin Schöneich. Im Innenkreis sind die Namen der Getöteten eingraviert. Schöneich erklärt seine Intention.

Der Ring symbolisierte Gleichheit, Ruhe, Ausgewogenheit, immer wieder kehrende Rotation (...) Und hier würde ein Ring unterbrochen, indem er einen Schnitt bekäme. Das wäre dann eben dieser Amoklauf gewesen, diese Verletzung. Und durch diesen Schnitt liefe eigentlich nichts mehr rund – eigentlich bis heute nicht (...) Dieses Aufbäumen sei etwas, dass mit Hoffnung zu tun hätte, mit dem Gegenstemmen. Das Gegenstemmen gegen diesen Amoklauf, die Gewalt.

Bei der Vorstellung der Gedenkstätte waren zahlreiche Menschen gekommen, um Anteil zu nehmen – unter den Gästen waren auch Angehörige der Opfer, wie Juri Minasenko, der vor fünf Jahren seine Tochter verlor.

Wie man wüsste, neigten die Menschen doch rasch zum Vergessen, beziehungsweise zum Verdrängen und Vermeiden (...) Diese geschaffene Gedenkstätte sollte ihnen Hoffnung für die Zukunft und Trost für leidvoll erlebte Vergangenheit bringen.

Der "gebrochene Ring" steht dafür, dass die grausame Tat vor fünf Jahren Menschen aus dem Leben gerissen hat. Für Winnendens Bürgermeister ist klar, dass seitdem nichts mehr so ist, wie es mal war.

Er denke, dass das Thema Achtsamkeit, größere Achtsamkeit sicherlich eine Rolle spielte. Zumindest sei es eines der Dinge, die sie im Umgang zwischen Menschen, in der Schule, in der Stadt, immer wieder bemerkt hätten. Dass doch mehr aufeinander geachtet würde.

Die Gedenkstätte soll von jetzt an zum Innehalten, zum Aushalten von Trauer und Verlust, sowie zum Gedenken an die Opfer einladen. Winnendens Oberbürgermeister schloss mit den Worten: "Solange Menschen da sind, die das erlebt haben, müssen wir uns daran erinnern."

WERBUNG:



Seitenanzeige: