Wenn ein magistrierter Germanist eine Tochter habe die Goldschmiedin wird, einen Goldschmiedebetrieb nach ihrer Meisterprüfung übernimmt und leitet, dann sei das nach der Definition der OECD – Herr Schleicher könne ihm ja dann widersprechen – ein Beispiel für Bildungsabstieg, erläutert Nida-Rümelin. Und fragt sich, wie man dazu komme, zu meinen, dass eine Meisterprüfung in Goldschmiedekunst keine Bildung sei im Vergleich zum Magisterabschluss in Germanistik?
Der angesprochene Andreas Schleicher, Direktor für Bildung und Kompetenzen bei der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, war per Videokonferenz aus Paris zugeschaltet. Und er widersprach vehement. Ein Meister werde in den Aufstellungen der OECD einem Akademiker gleichgesetzt. Zudem fordere man nicht mehr Akademiker, sondern mehr Qualifizierung. Dem stimmten auch die beiden Gastgeber, Handwerkskammer-Präsident Harald Herrmann und IHK-Vizepräsident Thomas Lindner zu.
Weiterbildung habe noch niemandem geschadet und insofern, wenn man sich in irgendeiner Art vertiefen wolle, sei das ganz sicherlich kein Nachteil, meint Hermann. Denn man wisse ja nicht, wo es einen irgendwann einmal hinverschlage. Man könne heute nicht sagen, wenn man einen Beruf lerne, einen Meister in diesem Beruf mache, dann übe man diesen Beruf auch sein Leben lang aus.
Flexibilität sei heutzutage mehr gefragt, denn je. Und auch die altüberlieferten Klischees vom besseren Einkommen mit Studienabschluss seien längst überholt.
Thomas Lindner drückte es - mit eigenen Worten - "etwas platt" aus: ein Mechaniker bei Groz-Beckert verdiene wahrscheinlich besser als ein Sozialwissenschaftler der keinen super Job habe und studiert hat. Man habe es im Grunde genommen mit dem Problem zu tun, dass die Politik den Eltern seit 20 Jahren einrede, wenn das Kind nicht studiere und kein Abitur gemacht habe, dann sei die Zukunft verloren, was natürlich völliger Blödsinn sei.
Denn das baden-württembergische Bildungssystem sei zum Glück extrem durchlässig. Etwa die Hälfte der Studienanfänger kämen über andere Bildungswege als das klassische Abitur an die Hochschulen. Und genau das gelte es, Jugendlichen wie Eltern zu vermitteln – die Vielfältigkeit der Möglichkeiten und dass eine duale Ausbildung nicht das Ende sondern erst der Anfang sei.
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