Ausstellung "Spielend Glauben" | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Ausstellung "Spielend Glauben" im Stadtmuseum eröffnet

Stand: 22.02.14 17:02 Uhr

Religiöse Karten-Quartetts, eine Kuschel-Tora-Rolle, Kosherland oder auch die Ostergeschichte in Puzzleform. Wer hätte gedacht, dass es eine solche Bandbreite religiöser Spielmöglichkeiten gibt, die in jeder der Weltreligionen verankert sind. Von traditionell bis modern ist alles vertreten. Zu sehen gibt es sie ab heute in der Ausstellung „Spielend Glauben – Religionen im Kinderzimmer“ im Tübinger Stadtmuseum.

Kinderspielzeug aus allen Weltreligionen werden hier zur Schau gestellt. Und natürlich gibt es für Groß und Klein auch die Gelegenheit, das ein oder andere Spiel auszuprobieren. Dieses Brettspiel beispielsweise nennt sich „Reise in die Ewigkeit". Ein Würfelspiel von 1920, bei dem es Tugend- und Untugendfelder gibt. Je nachdem, auf welches Feld man kommt, muss man vor- oder zurückgehen. Felder wie das Fegefeuer oder die Hölle bedeuten das sofortige Aus.

So manches hat aber auch die Museumsleiterin Wiebke Ratzeburg in dieser Form nicht erwartet.

Sie sei zum Beispiel erstaunt, dass es den Buddha als Kuschelfigur gäbe. Das könne man sich dann aus der christlichen Religion nicht so vorstellen. Jesus als Kuschelfigur: passte nicht (...) Also da unterschieden sich die Religionen dann auch sehr stark. Andererseits gäbe es aber auch viele Parallelen. Dass es zum Beispiel nicht nur einen Adventskalender gäbe, sondern eben auch einen Ramadankalender, der so aussähe wie ein Adventskalender, also davon abgeleitet sei. Oder die Fulla, die eben eine Variation der Barbie sei, die aber auch ganz spezifisch Glaubensinhalte, Rituale und Alltagsvorschriften, was Gebet und so weiter anginge, auch vermittelte.

Die Ausstellung ist in bestimmte Themengebiete gegliedert, die sich in den Spielsachen wiederfinden. Ein Themenkomplex sind Gotteshäuser und das Inventar darin. Dann gibt es Objekte zu Wissen und Werte, wie diese beispielsweise anhand von Kartenspielen mit Wissensfragen vermittelt werden.

Die Kuratorin der Ausstellung, Anne Ewert, hat sich aber auch andere Fragen gestellt: Wie finden sich Feiertage, die Schöpfungsgeschichte und Alltagsregeln im Spielzeug wieder. Comics gehören übrigens auch dazu.

Sie hätten jetzt hier vier Blatt aus dem Comic Ganesha. Er würde geschaffen von seiner Mutter Parvati. Er verlöre im Kampf seinen Kopf, woraufhin sein Vater Shiva Diener aussendete, die ihm den Kopf des ersten Lebewesens bringen sollten, das sie fänden. Es sei ein Elefant. Diesen Kopf bekommt Ganesha und daraufhin werde er zum Gott erhoben. Das hieße: in kurzen Bildern wird die komplette, komplexe Geschichte Ganesha's Gottwerdung erzählt.

Aus dem Jüdischen kommt das Brettspiel „Kosharland" - die Spielkarten in Indien sind rund - und in der DDR gab es den sogenannten atheistischen „Jahreswendkalender" mit 31 Türchen. Und selbst eine Arche mit Tieren ist hier ausgestellt. Doch auch bei Spielzeug muss man aufpassen, dass ethische Werte nicht verletzt werden. Jabba's Palace von Lego ist so ein Fall.

Da hätte sich 2012 eine türkische Kulturgemeinde in Österreich beschwert (...) Und sie sagten: es sähe aus wie die Hagia Sophia in Istanbul. Jabba rauchte Wasserpfeife, seine Tänzerin sähe aus wie eine Bauchtänzerin. Da seien sehr viele Orientalismen drin. Und sie hätten sich dagegen gewehrt. Lego bestritt das: sie sagten, sie hätten sich genau an die Vorlage gehalten und das stimmte auch. Wenn, dann müsste man fragen, ob George Lucas in der filmischen Vorlage Orientalismen verwendet hätte.

Ob nun bunt, christlich, orientalisch oder kosher - von heute an gibt es in der Ausstellung „Spielend Glauben" im Stadtmuseum Tübingen für jedermann die Möglichkeit sich spielerisch mit Religion auseinander zu setzen.

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