Hagelkörner | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Kreistag informiert sich über Hagelabwehr

Stand: 20.02.14 13:19 Uhr

Das Klima verändert sich und das Wetter scheint immer extremer zu werden – auch in der Region Neckar-Alb, das hat das Jahr 2013 eindrücklich unter Beweis gestellt. Gegen das Hochwasser sind vielerorts bereits Schutzmaßnahmen in Arbeit oder bereits ausgeführt. Ob ähnliches auch bei Hagelunwettern möglich und sinnvoll ist, war gestern Thema bei der öffentlichen Sitzung des Reutlinger Kreistags.

Eine Spur der Verwüstung hat der Hagel vom 28.Juli 2013 in der Region Neckar-Alb hinterlassen. Die Gemeinde Grafenberg, im Kreis Reutlingen, beispielsweise glich einem Trümmerfeld. 95 Prozent der Gebäude waren beschädigt. Doch hätte man die Schäden wirklich geringer halten oder gar ganz verhindern können, wenn man Maßnahmen zur Hagelabwehr ergriffen hätte. Während die einen diese Frage mit Ja beantworten, sagen andere Nein. Die Wirksamkeit der Hagelabwehr ist wissenschaftlich noch immer umstritten. Das Hauptproblem: Keine Wolke gleiche der anderen, und Gewitterwolken seien für Meteorologen extrem schwer einzuschätzen.

Man sei zur Zeit nicht in der Lage vorherzusagen, wie es sich ein Unwetter entwickelt, erklärt Professor Klaus Beheng vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Karlsruhe, man könne nur nach Bauchgefühl gehen. Es gäbe keine verlässliche Methode das man sagen könne, es verlaufe immer auf die gleiche Weise, da bestünde immer eine Bandbreite. Alle anderen Variabeln wie Temperatur, Druck, Feuchte da läge die Vorhersagegüte bei 95 Prozent. Beim Niederschlag sei man bei 5 Prozent. Daran könnte man erkennen, dass die Kenntnisse über den Niederschlag nicht ausreichen würden um das ordentlich zu machen.

In Deutschland werden Flugzeuge zur Hagelabwehr eingesetzt. Sie "impfen" die aufziehenden Unwetterwolken quasi mit einem Silberiodid-Gemisch, das die Bildung großer Hagelkörner verhindern soll. Dafür gibt der Rems-Murr-Kreis jährlich rund 263.000 Euro aus dem Kreishaushalt aus, die sich aber lohnen würden.

Man sei der Auffassung, die Maßnahmen würden zu einer deutlichen Reduktion im Schutzgebiet führen, berichtet Georg Schmitt, der beim Landratsamt Rems-Murr für die Hagelabwehr zuständig ist. Seit 2007 seien zwei Flugzeuge unterwegs und es gäbe ein paar Untersuchungen von denen man ableiten könne, dass die Hagelereignisse im Bereich des Schutzgebietes abgenommen hätten.

Der Landkreis Reutlingen könnte wohl zum bereits bestehenden Schutzgebiet dazu genommen werden – mit Mehrkosten für einen dritten Flieger in Höhe von 150.000 Euro. Ob das gewünscht ist und Reutlingen nach den verherrenden Schäden vom vergangenen Jahr künftig auch auf Hagelabwehrflieger setzt, will der Kreistag nach der Expertenanhörung von gestern entscheiden.

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