Hier auf dem Schulhof des Eugen-Bolz-Gymnasiums war am Donnerstag Staatssekretärin Andrea Lindlohr im Rahmen ihrer Denkmalreise durchs Land zu Gast. Nach einer kurzen Begrüßung ging es für die Politikerin abwärts, und zwar in den Krankenhausbunker. Er ist der erste seiner Art in Deutschland; gebaut wurde er vor rund 60 Jahren im Kalten Krieg. Der Bunker wurde jedoch nie in Betrieb genommen.
„Die Idee ist, dass jedem Hilfskrankenhaus ein sogenanntes Stammkrankenhaus zugeordnet ist. Dieses verfügt über Personal, das im Kriegs- oder Katastrophenfall zum Einsatz kommt. Außerdem gibt es ein festgelegtes Protokoll, welches bestimmt, wer im Bedarfsfall in dieses Krankenhaus gebracht werden kann. Die Nutzung des Krankenhauses ergibt sich aus den unterschiedlichen Szenarien, wie z. B. nuklearer Krieg oder Naturkatastrophen“, erklärt Dr. Jörg Widmaier vom Landesamt für Denkmalpflege.
Die Räume des Hilfskrankenhauses sind inzwischen leer. Von Betten und OP-Tischen gibt's keine Spur mehr. Früher war das 2400 Quadratmeter große Krankenhaus aber noch voll ausgestattet.
„Es gab acht Krankenstationen, die insgesamt Platz für 384 Betten boten. Zusätzlich war das Krankenhaus mit allem ausgestattet, was man benötigte: OP-Bereiche, Röntgengeräte, Ambulanzen und Gipsräume. Da es sich um ein Krankenhaus handelte, das auch für den Fall eines nuklearen Angriffs ausgestattet war, gab es zudem einen Bereich zur Entgiftung der Patienten“, so Widmaier.
Bei einer kurzen Bunker-Tour konnte Andrea Lindlohr die alten Räumlichkeiten entdecken. Die Staatssekretärin zeigte sich vom unterirdischen Krankenhaus begeistert: „Es ist sehr spannend, einen solchen Ort hier in Rottenburg zu haben. Es handelt sich um einen exemplarischen Ort, der dafür steht, wie in der Nachkriegs-BRD der Zivilschutz betrieben wurde. Anhand dieser Anlage hat die damalige Bundesrepublik gelernt, wie man Hilfsbunkerkrankenhäuser errichten sollte.“
Danach ging es wieder zurück an die Oberfläche. Der Blick in die Vergangenheit habe der Politikerin gefallen. Noch ungewiss sei jedoch die Zukunft des Krankenhauses. „Ob der Bund als zuständige Instanz entscheiden wird, hier wieder Zivilschutz zu betreiben, wissen wir derzeit noch nicht. Aber wir sehen, dass dies ein Ort ist, an dem Menschen viel über unsere jüngere Geschichte lernen können – und vielleicht auch darüber, wie es in Zukunft weitergeht“, so die Staatssekretärin.
Obwohl bisher keine konkreten Pläne für die zukünftige Nutzung existieren, könnte der Bunker somit als historisches Zeugnis des Kalten Krieges dienen. Damit spiele er eine wichtige Rolle in der Erinnerungskultur und eigne sich Lernort für zukünftige Generationen.
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