Musik von der inklusiven Band „Soulhossas". Eine Saftbar mit alkoholfreien Drinks. Damit wollten gleich mehrere Reutlinger Institutionen auf die Gefahren des Alkohols hinweisen. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit alkoholfreier Lebenslust.
"Alkohol bildet erst mal im Gehirn auch dieses Glücksgefühl an", sagt Verena Sulfrian vom Projekt HaLT. "Dopamin wird ausgeschüttet, und wir wollen ein Angebot machen, in der Gruppe mit anderen zusammen zu feiern und das eben auch ohne Alkohol."
Denn Alkohol – das erfuhren schon am Vormittag die Passanten am Informationsstand – birgt Risiken. Drei Themen standen im Vordergrund: Schwangerschaft, Straßenverkehr und die Schädigung Unbeteiligter durch Sucht. In sehr vielen Fällen leiden Kinder unter der Suchterkrankung ihrer Eltern. Um sie kümmert sich der Verein Menschenkinder.
Arlette Zappi, Vereinsvorstand: "Angesichts dessen, dass jedes vierte bis fünfte Kind rein rechnerisch davon betroffen ist, also sprich: in jeder Klasse, in jedem Verein, in jeder Musikschule ganz viele dieser Kinder leben und aufwachsen, ist es fast unglaublich eigentlich, wir kennen alle diese Kinder, aber wir wissen eben nicht um ihr Schicksal."
Ein Grund dafür: Alkoholismus wird nicht als das gesehen, was es ist: als schwere Erkrankung. Die Gesellschaft gibt die Schuld dafür den Suchtkranken selbst. Und genau das will der Verein Menschenkinder ändern: "Denn wenn es kein Stigma mehr ist und wenn es mal aus dieser Tabuzone herausgeholt worden ist, dann können Eltern, dann können Erwachsene sich besser Hilfe holen, und dann haben wir vielleicht gar nicht mehr so viele Kinder, um die wir uns kümmern müssen, was natürlich letztendlich unser ganz großes Ziel wäre", so Zappi.
Auch bei der Suchtberatungsstelle des Diakonieverbands Reutlingen sieht man es ähnlich: Sucht ist eine Erkrankung, die Behandlung bedarf. "Menschen, die Alkohol trinken, die haben oftmals einen Grund dafür", sagt Peter Eisenhart. "Ein Grund, der erst mal positiv angefangen hat und wo es sich es dann irgendwann negativ entwickelt hat. Ein Stück weit sollte das Thema aus der Stigmatisierung raus kommen."
Alkoholsüchtige bemerken ihre Krankheit erst, wenn es längst zu spät ist. Daher ist die Frage, wann Sucht anfängt, besonders wichtig. Eisenhart antwortet: "Ab dann, ja oftmals, wenn ein sozialer Rückzug stattfindet, ab dann, wenn verschiedene Themen zusammen kommen, wenn die Probleme überhand nehmen, wenn sich Menschen mehr mit Alkohol und mit sich selbst beschäftigen als mit ihrem Umfeld und das immer mehr vernachlässigen."
Wichtig sei: Es gebe keinen risikofreien Alkoholkonsum, sagt Verena Sulfrian vom Projekt HaLT. Wer nicht ganz auf Alkohol verzichten möchte, sollte wenigstens den Konsum risikoarm gestalten. "Bei Männern, die können etwas mehr trinken, Frauen sollten nur die Hälfte davon trinken, und es sollten mindestens mal alle zwei Tage gar nicht getrunken werden, dabei ist es aber auch wichtig zu wissen, dass man dann gesund sein sollte. Wenn man krank ist, sollte man ganz darauf verzichten", sagt Verena Sulfrian.
Und dass es einige Alternativen zum Alkohol gibt, das zeigten Schüler der Eichendorff-Realschule an der Saftbar.
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