Frauenmilchbank in den Reutlinger Kreiskliniken | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Frauenmilchbank am Steinenberg-Klinikum eröffnet

Stand: 20.05.23 10:27 Uhr

Gestern war der Internationale Tag der Milchspende. Passend dazu hat das Klinikum am Steinenberg in Reutlingen ein neues Angebot vorgestellt: Eine Frauenmilchbank. Es gibt immer wieder Mütter, die mehr Muttermilch haben, als ihr Kind benötigt. Die überschüssige Milch können sie ab sofort dem Klinikum spenden. Dort wird sie aufbereitet und an Frühgeborene oder kranke Neugeborene verfüttert. Denn oftmals reicht hier die Muttermilch nicht aus.


Muttermilch kann laut Ärzten viele Vorteile für Neugeborene haben: Die enthaltenen Stoffe, wie z.B. Kohlenhydrate und gute Bakterien, seien förderlich für Intelligenz und Gesundheit.

Allerdings kann nicht jede Mutter genügend Muttermilch für ihr Kind produzieren. Vor allem bei Frühchen oder kranken Neugeborenen kann es einen Milchmangel geben. Der hat oft verschiedene Gründe.

"Bei Frühgeborenen ist es häufig die emotionale Seite. Sprich dass die Mutter noch nicht vorbereitet ist auf die Geburt, dass sie sich sehr starke Sorgen macht um das kind, dass sie Schuldgefühle hat und dass auch die Produktion der Milch noch nicht so angeregt ist wie bei einem Neugeborenen" sagte der leitende Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Hans-Christoph Schneider.

Aber es gibt auch Mütter, die mehr Muttermilch produzieren, als ihr Kind braucht. Und hier kommt die Frauenmilchbank ins Spiel. Diese Mütter können ihre überschüssige Milch ans Reutlinger Klinikum spenden, wo sie dann an Frühchen oder kranke Neugeborene verfüttert wird.

Spenden kann jede Mutter, die alle gesundheitlichen Kriterien erfüllt.

"Es wird untersucht auf Hepatitis, das darf nicht sein, auch sowas wie Syphilis darf sie nicht haben. Wenn es chronische Erkrankungen sind, die die Mutter einfach hat, kommt es drauf an. Zum Beispiel wenn die Mutter Diabetes hat und sich Insulin spritzen muss, wäre das kein Ausschluss von der Spende" so die Assistenzärztin & Projektverantwortliche für den Aufbau der Frauenmilchbank, Dr. Jasmin Joiko.

Wenn die Untersuchung zeigt, dass die gespendete Milch in Ordnung ist, wird sie erst einaml pasteurisiert. Dabei werden alle Keime aus der Milch entfernt. Danach wird sie in einem großen Gefrierschrank tiefgefroren gelagert, bis sie an einen kleinen Patienten verfüttert wird.

In ganz Deutschland gibt es nur rund 40 solcher Frauenmilchbanken. Das liegt unter anderem an den hohen Kosten und am zusätzlichen Aufwand. Auch in Reutlingen musste erst viel geplant werden.

"Dann wurde schnell klar, es sind einfach Geräte notwendig wie Gefrierschränke, die man extra anschaffen muss, auf Dauer kommen auch Personalkosten dazu" so Joiko.

Mit dem Rotary Club Reutlingen-Tübingen-Süd und dem Verein „Frühchen e.V. Reutlingen" hat das Klinikum aber zwei Förderer gefunden, die die Frauenmilchbank mit einer Spende unterstützen.

"Wir haben das Projekt als sehr gut empfunden. Die Frauenmilch ist für die Frühchen und Erkrankten Neugeborenen überlebenswichtig und deswegen war es unserem Club sehr wichtig, dieses Projekt hier in Reutlingen an den Start zu bringen" sagte der Präsidet des Rotary Clubs, Harald Herrmann.

Zunächst will das Klinikum einen festen Bestand an Spenderinnen und Frauenmilch aufbauen. Langfristig sollen sogar alle Neugeborenen mit Frauenmilch statt Formula-Nahrung ernährt werden.

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