Flächennutzungsplan | Bildquelle: RTF.1, Stadt Reutlingen

Reutlingen:

"Wohnen wird sich drastisch verändern müssen": Entwicklungskonzept für Flächennutzungsplan

Stand: 24.03.23 17:16 Uhr

Die Fläche Bol im Reutlinger Nordraum zwischen Römerschanze, Orschel-Hagen und Degerschlacht stand am Donnerstag-Abend auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Dieser hat nämlich das Entwicklungskonzept für den Flächennutzungsplan mit großer Mehrheit verabschiedet. Aber was ist das überhaupt, und was bedeutet das in der Praxis? Das erklären wir im folgenden Beitrag.


Das Gebiet Bol im Reutlinger Norden. Hier befindet sich der Pferdehof Eulengarten. Dass hier mal in Zukunft ein Gewerbegebiet entstehen könnte, hat im vergangenen November für Aufregung gesorgt. Sogar eine Petition wurde ins Leben gerufen, das Gebiet so zu lassen, wie es ist. In absehbarer Zeit, so die Stadtverwaltung, soll sich hier aber nichts ändern.

"Diese Fläche dort wird untersucht werden wie alle Flächen untersucht und geprüft werden für den Flächennutzungsplan, und wir werden ihr die selbe Sorgfalt angedeihen lassen, wie wir es den anderen Flächen über auch tun", sagte Oberbürgermeister Thomas Keck.

Der Flächennutzungsplan ist ein Plan, der bei jedem Stück Boden aufzeigt, welche Nutzung dort beabsichtigt ist. Er ist behördenverbindlich, das heißt, Behörden müssen sich daran halten. Nach außen hin hat er aber keine Wirkung.

"Wer im Flächennutzungsplan feststellt, dass dort sein Ackerland als Wohnbaufläche dargestellt ist, der wird aufgrund dieser Darstellung im Flächennutzungsplan sich nichts kaufen können, auch keine Baugenehmigung bekommen", sagte Stefan Dvorak, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. "Dieser Plan wirkt nicht nach außen, er ist ein Instrument, was von uns abverlangt wird."

Der Gemeinderat entscheidet auch nicht über den Flächennutzungsplan. Dies tut der Nachbarschaftsverband Reutlingen-Tübingen. Und das Regierungspräsidium muss diesen Plan dann genehmigen. Das wird nicht vor 2026 geschehen. Was der Gemeinderat verabschiedet hat, ist das Entwicklungskonzept. "Das ist eine Art Rahmenplan für Wohn- und Gewerbeansiedlung in unserem Stadtgebiet aus großer Höhe betrachtet ohne Feinheiten und ohne Flächennutzungsplänen vorzugreifen", sagte Oberbürgermeister Thomas Keck.

Der Gemeinderat hat also erstens dafür gestimmt, die Fläche Bol genau zu prüfen. Zweitens dass der Grundsatz gilt: Innenentwicklung vor Außenentwicklung. "Einfach deswegen, weil das auch ökonomisch geboten ist", so Dvorak. "Wir haben nämlich im Inneren die Straßen, die Erschließung, die Kanäle, im Inneren haben wir auch dichte Busnetze, Fahrradwege, das heißt, es ist viel günstiger, Innenentwicklung zu betreiben, und wenn wir ein Thema haben wie kostensparendes, preiswertes Wohnen, dann bietet sich das einfach an."

Derweil sollen die Gespräche mit der Pferdepension Eulengarten weitergeführt und Lösungen für deren weitere Existenz gesucht werden. Im Bereich Dietweg wird die Gewerbefläche reduziert, um die dortigen Streuobstwiesen zu erhalten.

Insgesamt gibt es im Entwicklungskonzept weniger Bauflächen als noch im aktuellen Flächennutzungsplan. Zwar sind dort mehr Flächen für Gewerbe vorgesehen und auch Zusatzflächen für das neue Kreisklinikum. Aber das Wohnbauland im Außenbereich wird von 109 Hektar auf 67 Hektar reduziert - 60 Fußballfelder weniger. "Das ist eine deutliche Reduktion, und diese Flächen, die werden jetzt freigemacht für Landwirtschaft, aber eben auch für Natur und Landschaft", sagte Dvorak.

Aber wie passt das mit dem Ziel zusammen, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Für Oberbürgermeister Keck kein Widerspruch. "Das Wohnen wird sich drastisch verändern müssen in der Zukunft", so Keck. "Wir werden anders bauen müssen in der Zukunft aufgrund auch der Flächenknappheit, aufgrund der energetischen Herausforderungen, vor denen wir stehen, Stichwort Klimawandel, wir werden intelligent bauen müssen, sehr variabel."

Engere Bebauung, kleinere Grundrisse: Da werden die Stadtbewohner künftig enger zusammenrücken müssen, um den Vorgaben des Landes gerecht zu werden.

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