Demonstration auf dem Tübinger Marktplatz | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Demonstration auf dem Marktplatz

Stand: 27.01.23 16:40 Uhr

Mehrere Hundert Eltern und Mitarbeiter der städtischen Kitas in Tübingen haben gestern auf dem Tübinger Marktplatz demonstriert.


Der Hauptgrund der Großdemo: Die Stadt will die Öffnungszeiten der städtischen Kitas verkürzen. Vor allem die Elternvertretung hat aber noch eine weitere Forderung.

Die Vorsitzende der Elternvertretung KITA Tübingen, Maria Tiede, äußerte sich dazu wie folgt: "Wir demonstrieren in erster Linie dafür, dass es eine Fachkräfteoffensive gibt und gegen eine strukturelle Öffnungszeiteinreduzierung. Denn strukturell bedeutet flächendeckend. Die Reduzierung der Kita-Öffnungszeiten betreffen also alle Familien und Kinder."

Eine Erzieherin der Kita Kreuzkirche betonte außerdem, dass die Ganztageseinrichtungen, sollte die Entscheidung durchgehen, nur noch Kinder aufnehmen dürfte, deren Eltern beide über 45 Wochenstunden arbeiten. Man wolle aber alle Familien unterstützen.

Kürzere Öffnungszeiten in den Kitas bedeuten aber auch, dass die Eltern mehr Zeit für die Kinder aufwenden müssten und in ihren Arbeitsbereichen ebenfalls weniger arbeiten könnten.

Ein weiterer kritischer Punkt sei, dass die Eltern nicht wissen, in welchen Kitas ihre Kinder in Zukunft untergebracht werden.

"Das heißt erst einmal, dass wir nicht wissen, wie viele betroffen sind und wer. Wenn wir festgestellt haben dass bestimmte Gruppen geschlossen werden und der Bedarf für die Eltern nicht ausreicht, müssen diese sich an neuen Kitas bewerben, wo deren Bedarf eventuell gedeckt wird" sagte Tiede.

Palmer um Transparenz bemüht

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer kann die Sorgen der Eltern verstehen, verweist aber auch darauf, dass der aktuelle Weg alternativlos ist.

"Ich verstehe total dass das für die Lebenswirklichkeit der betroffenen Eltern schlimm ist und dass es ein Problem darstellt wenn ein Kind die Einrichtung wechseln muss. Aber leider können wir uns keine fiktive Welt backen in der es dieses Problem nicht gibt, sondern müssen mit dem Mangel an Personal klar kommen" sagte er.

Das hauptsächliche Problem sieht er in den aktuell täglich wechselnden Öffnungszeiten und kurzfristigen Schließungen.

Man hätte zwar aktuell sogar 400 Erziehungskräfte mehr als noch vor zehn Jahren, in dieser Zeit sei der Bedarf aber noch schneller gestiegen und übersteige das Angebot, so Palmer.

Bisher war es häufig so, dass die Kitas wegen Personalausfällen täglich zu unterschiedlichen Zeiten geöffnet hatten oder gar ganz geschlossen blieben. Wenn man also bei den jetzigen Öffnungszeiten bliebe, würde dies viel spontane Planung für Eltern und Personal bedeuten.

"Wenn man mit diesem Zustand nicht weiter leben will und der Markt für neue Kräfte leer gefegt ist bleibt eigentlich nur eine Anpassung der Öffnungszeiten an die Wirklichkeit, also an tatsächlich verfügbares Personal. Das ist nicht schön und das macht niemand gerne, aber aus meiner Sicht ist es sowohl für die Eltern als auch die Beschäftigen richtig" sagte Palmer.

Dennoch hat die Stadt die ursprünglichen Pläne bereits geändert. Denn eine Änderung hat die Demonstration in jedem Fall bewirkt.

Statt bereits über den Beschluss abzustimmen, berät der Gemeinderat nun noch einmal über das weitere Vorgehen. Anfang Februar ist eine Bürgerversammlung geplant, in der das Thema weiter diskutiert werden soll.

WERBUNG:



Seitenanzeige: