Alter Mann im Heim | Bildquelle: pixabay.com

Pflegereport:

Weniger Tote - Doch Pflegeheime bleiben Corona-Hotspot

Stand: 29.11.22 13:39 Uhr

Die Corona-Pandemie hat Pflegeheime besonders belastet - Bewohner wie Beschäftigte. In den ersten beiden Wellen waren gut die Hälfte der Corona-Todesfälle Heimbewohner. Das geht aus dem Barmer Pflegereport 2022 hervor, der auch aufzeigt, wie die Situation hier jetzt ist.

Die COVID-19-Pandemie beeinflusst die Heimpflege seit 2020 entscheidend. Dem Barmer Pflegereport 2022 zufolge hatten Pflegekräfte im Pflegeheim in den ersten beiden Coronawellen mehr als viermal so viele Arbeitsunfähigkeits-Fälle mit COVID-19 wie Erwerbstätige in anderen Berufen und Branchen.

In den ersten beiden Coronawellen waren bis zu 61 Prozent der mit COVID-19 Verstorbenen Heimbewohnende. Bis Dezember 2021 ist dieser Wert auf 30 Prozent gesunken.

Drastische Kontaktsperren

Da die therapeutischen Möglichkeiten zunächst begrenzt waren und eine Impfung bis Ende 2020 nicht verfügbar war, haben Pflegeheime drastische Kontaktsperren zur Begrenzung der Infektionsausbreitung durchgesetzt. Dabei war die Inanspruchnahme stationärer Pflege in den ersten beiden Coronawellen rückläufig.

Zum Ende der ersten Welle hat sich die Zahl der Nutzer von Kurzzeitpflege innerhalb eines Monats sogar von 68.000 auf 34.000 halbiert.

Die bis Februar 2020 stetig gestiegene Zahl Pflegebedürftiger in der teilstationären Pflege ging anschließend von 180.000 auf 161.000 bis Januar 2021 zurück. Zum Ende des Jahres 2021 setzten Normalisierungstendenzen in der Inanspruchnahme ein.

Mehr Ausgaben, aber Leerstände

Pflegeheime hatten coronabedingt Mehrausgaben und durch Leerstände Mindereinnahmen, die von der Pflegeversicherung übernommen wurden. In der Summe beliefen sich die diesbezüglichen Mehrausgaben der Pflegeversicherung bis zum 1. Quartal 2022 auf 9,2 Milliarden Euro. Eine derartige gesamtgesellschaftliche Aufgabe müsste ordnungspolitisch aus Steuermitteln finanziert werden – wie dies auch im Koalitionsvertrag festgelegt ist.

Finanzierungslücke

Stattdessen belaufen sich die bis zum Ende des Jahres 2022 geleisteten Bundeszuschüsse laut Barmer Pflegereport 2022 in der Summe nur auf 4,0 Milliarden Euro, so dass eine Finanzierungslücke von 5,2 Milliarden Euro verbleibt. Dabei sind die coronabedingten Mehrausgaben des 2. bis 4. Quartals 2022 noch gar nicht berücksichtigt. Gesamtgesellschaftliche Aufgaben werden damit erneut über Beitragsmittel finanziert.

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