Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und OB Thomas Keck | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Wege zur Klimaneutralität - Wissenschaftsministerin Bauer informiert sich über Reallabor

Stand: 06.09.22 16:52 Uhr

Die Stadt Reutlingen möchte bis 2040 klimaneutral werden. Doch wie kann der Weg dahin gestaltet werden, dass Klimaneutralität für alle Akteure eine Selbstverständlichkeit wird? Diesen Fragen geht das Reallabor Klima-RT-LAB an der Hochschule Reutlingen nach. Über dieses Reallabor hat sich die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer im Rahmen ihrer Sommertour informiert.


Im Reutlinger Rathaus saßen am Dienstag alle Akteure an einem Tisch, die ihren Beitrag dazu leisten können, dass die Stadt bis 2040 klimaneutral werden kann. Dazu gehört nicht nur die Stadtverwaltung, sondern unter anderem auch städtische Betriebe wie die Stadtwerke und FairEnergie.

Sie alle sind Teil des Reallabors "Klima-RT-LAB", das nach Lösungen sucht, wie Klimaneutralität zur Selbstverständlichkeit werden kann.

"Das Erreichen von Klimaneutralität ist eine große Herausforderung", so Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck, "das Meistern dieser Herausforderung wird uns gelingen, wenn wir uns dieser Aufgabe gemeinsam stellen. Wenn Verwaltungen, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen arbeiten und Lösungen entwickeln."

Beispiel Abwasserwärme in Gebäuden nutzen

Die Abwärme im Kanalnetz zum Beispiel könnte in Häusern genutzt werden. Wie das möglich wäre, wird im Reallabor Klima-RT-Lab erforscht.

"Im Kanalnetz ist warmes Wasser drin", erklärt Projektleiterin Prof. Sabine Löbbe. Das Wasser habe eine Temperatur zwischen 10 und 20 Grad. "Das reicht nicht, um unsere Häuser zu wärmen." Deshalb müsse die Temperatur des Abwasser mittels einer Wärmepumpe erhöht werden. "Dann kann ich das Ganze in die Fernwärme einspeisen."

Als Standort käme das Klärwerk West in Betracht. Hier gebe es genug Durchflussmenge, sodass ganzjährig Wärme entnommen werden könne, erklärt der Geschäftsführer der Stadtwerke Reutlingen und FairEnergie, Jens Balcerek.

Ein "GO" von Wissenschaftsministerin Bauer

Ein interessanter Ansatz, findet Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Im Rahmen ihrer Sommertour informierte sie sich über das Reallabor „Klimaneutraler Konzern Stadt Reutlingen", das vom Land gefördert wird.

"Man hört diese Idee, aus dem etwas wärmeren Abwasser Energie zu gewinnen und ist erstaunt und denkt: das ist doch hochplausibel und technisch nicht irgendwie hyperkomplex. Es ist machbar und macht einfach Sinn", so die Wissenschaftsministerin, "also GO! Wunderbar, dass sie diesen Weg beschreiten wollen und dauerhaft das Fernwärmenetz durch diese Komponente regenerativ verbessern wollen."

Laut der Hochschule könnte die Abwasserwärme am Klärwerk West viel Erdgas ersetzen.

Noch viele Hürden

Es stellt sich die Frage: warum wurde diese Idee noch nicht umgesetzt?

Es gehe vor allem um die Wirtschaftlichkeit, erklärt Balcerek: "Bis jetzt gab es Gas, sehr günstig, sehr verlässlich über viele Jahrzehnte." Außerdem müssten noch viele rechtliche Fragen geklärt werden. Dazu gehören Dinge wie: wer ist dafür zuständig, dass Abwasser immer fließt, wer haftet dafür?

Diese Details zu klären, dafür ist das Reallabor zuständig.

Das Projekt läuft voraussichtlich noch bis Februar 2024. Neben der Wärmeversorgung forscht das Reallabor an insgesamt fünf Real-Experimenten in vier weiteren Bereichen: Mobilität, Städtische Strom-Community, Gebäude & Infrastruktur, Handeln für Klimaneutralität.

Die Erkenntnisse daraus sollen die Stadt auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützen.

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