Keltengruppe Carnyx aus Rottenburg | Bildquelle: RTF.1

Rottenburg:

Keltisches Handwerk zum Anfassen

Stand: 29.08.22 15:20 Uhr

Zum Abschluss der Wanderausstellung „Keltenland in Baden-Württemberg“ im Römischen Stadtmuseum Rottenburg gab es am Sonntag ein Highlight direkt vor den Türen des Museums: denn dort hatten Mitglieder der Keltengruppe Carnyx ihre Stände aufgebaut, um interessierten Besucherinnen und Besuchern die Kunst- und Handwerkstechniken der Kelten näherzubringen.


Die Kelten haben uns leider keine schriftlichen Hinterlassenschaften vererbt, dafür viele Gegenstände, die auf ihre Kunstfertigkeit und ihre handwerklichen Leistungen schließen lassen.

Tolle Kunsthandwerker

„Die Kelten waren ganz tolle Kunsthandwerker, das sieht man hier z.B. an den Fibeln, erklärt Dorothee Ade, Mitglied der Keltengruppe Carnyx. Weiter erklärt sie, dass die Kelten schon kurz davor waren eine sogenannte Hochkultur zu werden. Auch hätten sie schon stadtartige Anlagen hergestellt, z.B. den Heidengraben bei Bad Urach.

Keltengruppe Carnyx von Archäologen gegründet

Die Keltengruppe Carnyx aus Rottenburg besteht aus 15 Archäologen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihr Wissen über die Kelten weiterzugeben – und das am liebsten durch das direkte Gespräch sowie durch anschauliches Nachstellen der praktischen keltischen Fertigkeiten.

„Und wir haben uns dann schon im Jahr 2000 überlegt, dass wir einfach mal eine Gruppe machen und bei solchen Museumsfesten auftreten. Und die Leute einfach mal informieren, weil man über Kelten auch in der Schule sehr, sehr wenig erfährt. Und leider auch viel Falsches", so Ade. Benannt hat sich die Gruppe übrigens nach dieser, beeindruckenden Kriegstrompete, die erst vor wenigen Jahren als Ganzes ausgegraben wurde und Carnyx genannt wird.

Mehl aus Muskelkraft

Bei Kindern ist besonders dieser Stand hier beliebt – denn da dürfen die Kleinen mal richtig anpacken. Denn am Stand von Achim Lehmkuhl können die kleinen und großen Besucher Getreide zu Mehl mahlen – einmal mit einer Drehmühle, wie sie die späten Kelten besaßen und einmal mit einer Schiebemühle, die um etwa 500 v. Chr. verwendet wurde. Eine solche Drehmühle wurde am Heidengraben bei Grabenstetten gefunden – Achim Lehmkuhl war so fasziniert über diese Modernität, dass er sie nachgebaut hat

Filigrane Glasperlen

Fasziniert ist auch Maren Siegmann – und zwar von der präzisen Arbeit bei der keltischen Glasperlenherstellung. Bis heute wisse man nicht, mit welcher Art Brennofen oder Brenner die Kelten die filigrane Arbeit bewerkstelligt haben. Bei der Nachstellung passieren selbst ihr häufig Missgeschicke – obwohl sie die Temperatur heute sicher einfacher regeln kann als die Kelten damals. Es gibt Perlen, die haben einige sehr kleine Kügelchen aufgesetzt, hier müsse die Hitze ganz genau kontrolliert werden, sonst bleibt so ein Kügelchen nicht auf der Perlse sitzen, erklärt Siegmann. Die schönen Blau- und Türkistöne, die auch heute nicht aus der Mode sind, wurden mit der Zugabe von Kupfer und Kobalt erzeugt, erklärt Maren Siegmann weiter

Kelten waren moderner als ihr Ruf

Vieles, was die Keltengruppe präsentiert, zeigt vor allem eines: die Kelten waren viel moderner als man es vielleicht denkt.Viele Errungenschaften - wie beispielsweise auch das Kettenhemd - stammen von ihnen. Die Römer haben das Meiste einfach übernommen.

Mehrmals im Jahr ist die Keltengruppe Carnyx unterwegs, um ihr Wissen zu teilen – Termine sowie weitere Informationen finden Sie dazu auf der Homepage www.keltentruppe.de.

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