Lichtzeichnung von Studenten im Hof des Schlosses Hohentübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Zeichnen mit Licht: Ausstellung zeigt Ergebnisse eines Kunst-Workshops mit Studenten

Stand: 21.08.22 12:52 Uhr

Über das Programm „Invited Artist“ lädt die Universität Tübingen international renommierte und innovative Künstler ein, um Studenten einen Zugang zur zeitgenössischen Kunst zu ermöglichen. In diesem Sommer war Takehito Koganezawa nach Tübingen gekommen. Der japanische Lichtkünstler vertritt eine völlig neue Auffassung der Zeichnung. Und diese brachte er den Studenten in einem Workshop näher. Die Ergebnisse dieses Workshops sind jetzt im Museum der Universität Tübingen MUT auf Schloss Hohentübingen zu sehen. Am Freitag war Eröffnung.


Das Zeichnen mit Licht in der Dunkelheit. Für diese Fotos ging Takehito Koganezawa mit seinen Studenten in Kellerräume, Tiefgaragen und Höhlen. Mit Hilfe einer Lichtquelle und einer Foto-Kamera mit Langzeitbelichtung entstanden diese Zeichnungen, die eigentlich Bewegungen sind.

"Man weiß gar nicht, was man da gerade macht", sagte Teilnehmerin Manuela Kühne, die Biologie studiert. "Man bewegt sich nur irgendwie und weiß: Am Ende sollten irgendwelche Lichtschlieren dabei herauskommen. Aber mit jedem Bild, man fängt mit dem ersten an und weiß: OK, da habe ich meinen Arm so bewegt, das gefällt mir nicht oder das hat mir gefallen, und dann weiß man: OK, dann mache ich das das nächste Mal anders und schätze dann grob ab, was man anders machen könnte anhand des ersten Bildes."

So tasteten sich die Workshop-Teilnehmer immer näher an der Kunstwerk heran, bis es ihren Vorstellungen entsprach. Höhepunkt des Workshops war am Donnerstag eine Präsentation vor Publikum in der Vogelherdhöhle, einem der Ursprungsorte der Kunst. Dort hätten die Studenten mit Takehito Koganezawa erst eine halbe Stunde vor der Präsentation in der Höhle angefangen, berichtet Prof. Ernst Seidl, Direktor des MUT. Das hätten sie dann fotografiert und in der Höhle für die Zuschauer projiziert. "Man weiß als Akteur selbst nicht, was dabei herauskommt", so Seidl.

Doch nicht alle Zeichnungen in der Ausstellung sind Lichtzeichnungen. Den Zeichenprozess sichtbar machen war das Ziel eines anderen Projektes, in dem um eine Kamera herumgezeichnet wurde, die sich in der Mitte des Papiers befand und das Zeichnen dokumentierte.

"Es kommt uns darauf an, dass die Studierenden aus allen möglichen Fächern neue Erfahrungen machen", sagte Seidl. "Dass sie sich zum Teil erstmals dem Thema Zeichnung überhaupt widmen und dass sie sich mit einer ganz zeitgenössischen modernen wie soll ich sagen mit einem modernen Format in Berührung kommen."

Takehito Koganezawa ist der vierte Invited Artist an der Universität Tübingen. Neben seinen Lichtzeichnungen hat er sich auch durch Zeichnungen mit Kohle und sogar mit Staub von sich reden gemacht. Im Workshop an der Uni Tübingen wandte er eine ganz einfache Lehrmethode an: "Eigentlich erkläre ich ihnen ganz einfach, wie sie die Arbeitsmaterialien benutzen und wie die Technik funktioniert. Dann muss ich einfach den Knopf der Neugier drücken. Ich drücke einfach bei den Studenten auf den Neugierknopf, und dann funktioniert alles ganz automatisch. Sie sind großartige Künstler", so Takehito Koganezawa.

Und mit dem Workshop änderte sich nicht nur der Blick auf die Kunst sondern auch der Blick auf das Leben im Allgemeinen. Manuela Kühne: "Deswegen, wenn ich jetzt in den Raum schaue und generell in meinen Alltag schaue, liebe ich es, die Leute beim Bewegen zuzuschauen, wenn irgendwas hinfällt, dann sehe ich schon diesen Strahl, der entsteht, wenn sich ein Objekt bewegt, und das ist absolut fantastisch. Man lernt, Freude an der Bewegung zu haben und an den Bewegungen des Lebens."

Die Ausstellung „Drawing in Motion" ist noch bis zum 3. Oktober im Kabinett des Museums auf Schloss Hohentübingen zu sehen.

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