Ausstellung Theresienstadt | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Erinnern statt Vergessen: Neue Ausstellung „Tübingen-Theresienstadt-Terezin“ eröffnet

Stand: 18.08.22 14:18 Uhr

Vor ungefähr 80 Jahren, am 22. August 1942, ist der erste Deportationszug von Stuttgart ins KZ-Ghetto Theresienstadt gefahren. Auch Menschen aus Tübingen und der Umgebung wurden zwischen 1942 und 1944 dorthin deportiert. Daran erinnert nun eine Ausstellung beim Tübinger Landratsamt.


„Tübingen-Theresienstadt-Terezín", so heißt die neue Ausstellung im Außenbereich des Landratsamts Tübingen. Das Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen und der Landkreis Tübingen haben die Deportationen nach Theresienstadt recherchiert und aufbereitet.

"Theresienstadt ist eines der Deportationsziele, an das viele Tübinger Jüdinnen und Juden deportiert worden sind. Wir haben bisher in unseren Recherchen 15 Menschen identifizieren können, von diesen 15 konnten wir bei sechs Personen die Wohnorte identifizieren", erzählt Wolfgang Sannwald, Honorarprofessor am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft Tübingen.

Diese Wohnorte konnten Studierende und Jugendguides aus Tübingen im Rahmen einer Exkursion in Theresienstadt besuchen. Die damalige Lebenssituation der Deportierten ist für uns heute unvorstellbar. SIe mussten in 2m2 großen "Wohnkäfigen" leben, erklärt Sannwald: "Wenn man sich überlegt, Studierende in Tübingen, die heute vielleicht 16m2 Platz in einem Wohnheimzimmer haben, die hätten neben sich sieben weitere Menschen darin unterbringen müssen."

Die Ausstellungseröffnung am Mittwochabend war gut besucht und weckte großes Interesse. Auch der Tübinger Landrat Joachim Walter war anwesend. Für ihn sei vor allem die Darstellung von Einzelschicksalen ein besonderer Teil der Ausstellung: "Uns geht es darum, Geschichte dadurch zu erklären, dass wir Einzelschicksale erklären. Lange hat man bei uns mit Zahlen gearbeitet: Sechs Millionen Menschen sind gestorben, aber sechs Millionen, das ist anonym. Wir müssen Einzelschicksale transparent darstellen und das versuchen wir mit dieser Ausstellung."

Neben Einzelschicksalen zeigt die Ausstellung unter anderem Deportationslisten, Abbildungen von Relikten sowie viele Fotos und Dokumente. Die meisten davon stammen aus der Gedenkstätte Theresienstadt und dem jüdischen Museum in Prag. Gerade durch solche Objekte könne anschaulich an die Vergangenheit erinnert werden.

"Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie noch einmal zu erleben. Es ist wichtig, dass wir sehen, wie das alles funktioniert hat, welche Mechanismen da am Werk sind und wie es zu einer Massenfaszination kommt. Letztendlich geht es auch darum, wie man der Geschichte begegnen kann, wenn sie wieder auftaucht", so Walter.

Die Ausstellung „Tübingen-Theresienstadt-Terezín" kann bis zum 15. November kostenlos und rund um die Uhr im Außenbereich des Tübinger Landratsamts besucht werden. Die Jugendguides vom Landkreis Tübingen bieten öffentliche Führungen an. Die genauen Führungstermine gibt's unter www.tüerinnern.de

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