Sozialminister Lucha besucht Mariaberg e.V. | Bildquelle: RTF.1

Gammertingen:

Sozialminister Lucha besucht Jugend- und Behindertenhilfe Mariaberg e.V.

Stand: 04.08.22 10:39 Uhr

Die Jugend- und Behindertenhilfe Mariaberg in Gammertingen gibt es bereits seit 175 Jahren. Somit gehört sie zu den ältesten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Passend zum Jubiläum und im Rahmen seiner Sommertour besuchte der baden-württembergische Sozial- und Gesundheitsminister, Manfred Lucha, diese Woche die Einrichtung.


1847 wurde im ehemaligen Kloster Mariaberg in Gammertingen die Heil- und Pflegeanstalt gegründet. Heute betreut die Einrichtung Mariaberg Menschen mit Behinderung und bietet Werkstätten, Schulunterricht und auch Ausbildungsmöglichkeiten sowie Arbeitsplätze an.Auch Inklusion wird hier großgeschrieben: jedes Jahr findet in der ersten Sommerferienwoche die Sommerkunstwoche statt. In verschiedenen Workshops kommen etwa 160 Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammen.

Davon konnte sich der baden-württembergische Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, Manfred Lucha, einen Eindruck verschaffen. Er empfindet Mariaberg als einen "unglaublich engagierten Träger, wo die Belange von Menschen mit Behinderung und derer, die unterstützt werden, im Vordergrund stehen".

Vorstand Böhm: "Nicht-Fachkraftmangel" zu spüren

Beim vorangegangen Austausch wurde auch die andere Seite beleuchtet. Mariaberg bleibt vom Fachkräftemangel nicht verschont. Erst kürzlich habe eine Wohngruppe geschlossen werden müssen. Es sei personell nicht mehr zu stemmen gewesen, so der Vorstand von Mariaberg e.V., Rüdiger Böhm.

Doch es fehlt nicht nur an Fachkräften: "Es gibt auch den Nicht-Fachkraftmangel, also helfende Hände", so Böhm. Zum Beispiel in den Bereichen Reinigung, Wäscherei, Fahrdienste. Zum Teil müssten Aufträge abgelehnt werden, weil "wir die Menschen nicht haben, die es ausführen".

Neue Richtlinien als Problem für kleine Einrichtungen

Der Leiter des Fachkrankenhauses, Dr. Martin Menzel, kritisierte die neuen Richtlinien für die Personalausstattung in Psychiatrie und Psychosomatik. Sie legen fest, wie viele Mitarbeiter es für eine bestimmte Anzahl von Patienten braucht. Wenn dies mal nicht eingehalten wird, sei es durch Krankheit oder Urlaub, sind Strafzahlungen fällig.

"Diese Strafzahlungen kann sich kaum ein Krankenhaus leisten", so Menzel. Und vor allem für kleinere Einrichtungen ein Problem: dort gebe es manchmal nur zwei, einen oder nur einen halben Mitarbeiter. "Und wenn diese eine Person ausfällt und man sie nicht augenblicklich ersetzen kann, führt das halt genau zu diesen Verwerfungen. Und das sollte man in dieser Richtlinie ändern."

Das sei eine bundespolitische Frage, so Lucha, doch er wolle es in seinen Gremien mit den Krankenkassen erörtern, "dass hier das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet wird".

Forderung: Schulbauförderungen auch für Freie Träger

Vorstand Böhm sprach außerdem die Bitte aus, bei Schulbauförderungen auch die Freien Träger zu berücksichtigen. Bisher würden Fördergelder nur an öffentliche Schulen, also an Kommunen, gehen.

Und das sieht Böhm als Benachteiligung an: "Insbesondere deshalb, weil unsere Schule, die Sonderberufsfachschule, aber auch das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum im Auftrag des Staates tätig ist, und Aufgaben in Vertretung des Staates wahrnimmt - und dann versteh ich nicht, wenn wir hier staatliche Aufgaben wahrnehmen, dass wir dann benachteiligt werden."

Das Anliegen wolle Lucha ans Kultusministerium weitergeben, welches dafür zuständig sei.

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