Stadtbalkon: Zollernschlossteg über die Eyach | Bildquelle: RTF.1

Balingen:

Was tut sich hinter dem Bauzaun? Ein Blick auf das Gartenschau-Gelände

Stand: 30.07.22 14:46 Uhr

Große Teile Balingens sind derzeit eine einzige Baustelle. Die Stadt bereitet sich auf die Gartenschau 2023 vor. Und da geht es nicht nur um Blumenbeete. Die Gartenschau ist das größte städtische Umbauprogramm seit vielen Jahren - mit dem Ziel, die Stadt auch über das Jahr 2023 hinaus für Bürger attraktiver zu machen. Insbesondere sollen neue Grünflächen mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Was sich gerade hinter den Bauzäunen tut, lesen Sie hier:


Die erste Brücke (Foto) ist fertig und wurde am Donnerstag abgenommen. Sie überquert die Eyach in der Nähe des berühmten Zollernschlosses und ist die erste von rund zwanzig Baumaßnahmen auf dem Gartenschaugelände. Direkt daneben: die Wassergärten.

Schon hier wird deutlich: Die Gartenschau macht Orte erlebbar, die bisher nicht oder nur sehr eingeschränkt zugänglich waren. "Das langfristige Ziel ist, für die Balinger einen Ort zu schaffen oder ein Netzwerk an Grünräumen zu schaffen, das die Aufenthaltsqualität verbessert", sagt Ursula Hochrein, als Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin für den südlichen Teil des Gartenschaugeländes zuständig.

So entstehen direkt am Fluss die Eyach-Terrassen. Die ersten Pflanzen sind hier auch schon gepflanzt. Hier sind es ausschließlich Gewächse, die hier auch von Natur aus wachsen würden.

Etwas weiter flussabwärts, noch in der Altstadt, grüßen Reste der alten Stadtmauer. Hier wird der Zwinger wieder erlebbar gemacht. Hier sollen Gottesdienste stattfinden, denn an diesem Ort wird das gemeinsame Angebot der Balinger Kirchen seinen Platz haben.

Nicht weit davon der Stadtgarten, der Kern des Gartenschaugeländes und früher die einzige innerstädtische Grünanlage. De eigentliche Herausforderung bei diesem Projekt, so Hochrein sei, dass es nicht die große Fläche gäbe sondern eher lineare Räume. "Wir haben es am Anfang des Wettbewerbs Colliers genannt", sagte Hochrein, "wo man besondere Orte am Wasser immer wieder schafft, die das ganze verbinden und dich auch immer wieder diesen Raum generieren, der einfach eine Aufenthaltsqualität hat."

Eine weitere Herausforderung ist die anhaltende Trockenheit. Deshalb muss ständig gewässert werden. In Balingen regnet es auch im Vergleich zu umliegenden Orten besonders selten. "Eine Gartenschau baut auch immer mit Grün", sagt Annette Stiehle, Technische Geschäftsleitung der Gartenschau. "Und Grün bedarf Regen, ist aber auch von der Witterung und anderen Faktoren abhängig, das heißt, da ist nicht nur der harte Beton, der nach dem Bauzeitenplan eingebracht werden kann, sondern da muss mit lebenden Pflanzen gearbeitet werden."

Aber auch mit Menschen muss und musste viel gearbeitet werden. Gerade auch hier im Aktivpark, der am neuen Jugendhaus weiter im Norden entsteht. Das Konzept und die einzelnen Elemente wurden mit den Jugendlichen erarbeitet – und darauf kommt es bei der Gartenschau auch an – Orte zu schaffen, an denen die Balinger sich wohl fühlen. "Davon lebt aus unserer Sicht so ein Projekt, dass wirklich auch die Bürger der Stadt es zu ihrer Fläche machen, zu ihrem Gelände und zu ihrer Schau", sagt Annette Stoll-Zeitler, Fachbereichsleitung Ausstellung und Betrieb. "Wir kommen nicht wie McDonald's her und sagen So und so soll es aussehen, sondern es muss genau für die Bürgerschaft auch ihr Projekt sein."

Doch während einiges im Aktivpark schon Form annimmt, ist von der größten Attraktion, die hier geplant ist, bisher noch nichts zu sehen: die Bewegungsstruktur. Kerstin Winandi von der Planstatt Senner, die für den nördlichen Teil der Gartenschau zuständig ist: "Die Bewegungsstruktur ist eigentlich das Ergebnis von mehreren Anmerkungen der Jugendlichen, die sich einen Ort gewünscht haben, der so besonders ist, dass es ihn nur in Balingen gibt und dass es sich lohnt, ein Foto zu machen und auf Instagram zu posten." Instagrammable soll die Struktur aus Beton und Stahl werden, die zugleich für Parkour und für Calisthenics Möglichkeiten bietet.

Ein besonderer Ort wird auch der Parkufersteg, eine vierzig Meter lange Brücke, die aber noch geliefert werden muss.

Zwischen Eyach und einer Hochwasser-Schutzwand, die gerade gebaut wird, geht es in den nördlichsten Teil des Gartenschaugeländes: die Erlebnisauen. Sie erstrecken sich dort, wo einst ein asphaltierter Platz war. "Wir haben die Balinger zusammengebracht und haben diese Flächen, die davor der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren, gemeinsam entwickelt zu einem großen Ganzen, dem Aktivpark und den Erlebnisauen", so Kerstin Winandi.

Viel ist hinter den Bauzäunen schon geschehen, aber vieles muss auch noch getan werden, und Lieferengpässe machen auch der Gartenschau zu schaffen. Dennoch zeigt man sich zuversichtlich. "Es mag den Anschein erwecken, dass wir an der einen oder anderen Stelle tatsächlich noch Bedarf haben zu bauen", sagte Annette Stiehle. "Das ist richtig, wir sind aber in der Zeitplanung und bekommen auch dieses Projekt umgesetzt in der notwendigen Zeit, aber ganz ehrlich: Wir haben natürlich auch richtig Druck im Kessel und arbeiten auf Hochtouren." Denn bis zur Eröffnung der Gartenschau sind es nur noch 278 Tage.

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