Diskussion über Kraftstoffe der Zukunft | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Elektro oder Wasserstoff? - Experten diskutierten über die Kraftstoffe der Zukunft

Stand: 16.07.22 15:57 Uhr

Das Automobil mit Verbrennermotor, das Benzin oder Diesel tankt, ist ein Auslaufmodell. Darin sind sich die Fachleute einig. Aber welchem Modell gehört die Zukunft? Ist es die Elektromobilität, der Wasserstoff oder der synthetische Kraftstoff? Darüber diskutierten im Tübinger Automuseum Boxenstop vor der Fachpresse drei Experten: Rennfahrer Leopold Prinz von Bayern, bekannt als „Poldi“, Oberbürgermeister Boris Palmer als Verkehrsexperte und Wissenschaftler Peter Gutzmer, ein ausgewiesener Fachmann für Antriebssysteme.


Mit einem BMW, Baujahr 1972, Auto fuhr Prinz Leopold von Bayern vor rund einem Jahr auf dem Hockenheimring. Im Tank hatte er E 20 – also Kraftstoff, der zu 20 Prozent aus Biokraftstoff besteht.

"Keiner hat geglaubt, dass wir in einem alten Auto, Rennauto von 1972, diesen Zuschuss von diesem Antrieb geben können, und deswegen waren alle erstaunt durch den Sprit, den wir da reingegeben haben, dass wir zwanzig Prozent weniger CO2-Ausstoß hatten und über 85 Prozent weniger Feinstaub", erzählt der Rennfahrer.

Er kenne keinen, der in seinen Oldtimer einen Elektromotor einbauen würde, sagt Prinz Leopold. Ähnlich sieht es Peter Gutzmer, ehemals Technik-Vorstand von Schaeffler und ausgewiesener Experte auf dem Gebiet.

Man müsse möglichst schnell im Individualverkehr die CO2-Neutralität erreichen, so Gutzmer: "E-Mobilität ist ein wesentlicher Schritt dahin, aber der wird bei weitem nicht ausreichen. Wir müssen vor allem die bestehende Flotte, die ja riesig ist, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, bis zu 1,3 Mrd. Fahrzeugen, die müssen wir in eine Lösung einbinden."

Biokraftstoff aus Chile?

Biokraftstoff aus Abfällen sei ein Ansatz, die Ziele zu erreichen. Ein weiterer synthetischer Kraftstoff, hergestellt aus regenerativen Energien und CO2. Den könnte man dort produzieren, wo es viel Sonnenenergie gäbe, beispielsweise in Chile.

Mit synthetischen Kraftstoffen könne man dann auch konventionelle Autos betanken. "Und das müssen wir tun, weil wir Geschwindigkeit brauchen", betont Gutzmer, "und um Geschwindigkeit zu erreichen, müssen wir die bestehenden Lösungen, die bestehende Infrastruktur, als auch die bestehenden Fahrzeuge, die normalerweise mit dem Energiewandler Verbrennungsmotor arbeiten, in die CO2-Neutralität der Mobilität einbinden."

Palmer sieht Zukunft in Elektromobilität

Oberbürgermeister Boris Palmer dagegen sieht die Zukunft bei der Elektromobilität. Immerhin liege die Effizienz bei Elektromotoren bei 75 Prozent, beim Wasserstoff dagegen nur bei 15 Prozent.

Zudem würden die erneuerbaren Energien in Deutschland in Zukunft auch ausreichen, um auch die Elektrofahrzeuge zu versorgen. "Wenn wir technologieoffen bleiben, dann ist halt die Gefahr, dass davon das bestehende System am meisten profitiert, und das dann zwar technologieoffen ist, am Ende aber heißt: Wir kaufen weiter bei den Ölscheichs ein. Kurz gesagt: Man kann halt beim Ölscheich nicht mehr einkaufen, wenn man einen Elektromotor unter der Haube hat."

Wie auch immer der Antrieb der Zukunft ist: In den Städten würde das Auto zurückgedrängt, so Palmer, um mehr Platz für Grünflächen, Freizeitvergnügen sowie für Fahrräder, Fußgänger und öffentlichen Nahverkehr zu haben.

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