Kusntausstellung Jankowski | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Kunsthalle Tübingen zeigt Werkschau von Christian Jankowski

Stand: 02.07.22 15:36 Uhr

1992 ging er in einem Supermarkt mit Pfeil und Bogen auf die Jagd nach Lebensmittel. 1999 ließ er sich in einer Videoproduktion seine künstlerische Zukunft von Wahrsagerinnen vorhersagen. Der Video- und Aktionskünstler Christian Jankowski, der an der Kunstakademie Stuttgart unterrichtet, hat mit seinen Arbeiten mehrmals für Furore gesorgt. Jetzt zeigt die Kunsthalle Tübingen eine große Werkschau des Künstlers unter dem Motto „I was told to go with the flow“.


Im Zentrum der Ausstellung steht ein Stocherkahn. Klar, wir sind in Tübingen. Doch der Stocherkahn ist beladen mit Kisten. Darauf zu lesen sind Buchtitel von Selbstoptimierungs-Büchern. So beladen fuhr Jankowski für ein Video den Neckar hinab. Eine typische Aktion für den Travelling Artist, den fahrenden Künstler.

"Ich mache ja Kunst, die oft vor Ort entsteht", so Jankowski. "Ich mache sozusagen nicht im Atelier die Arbeiten und bringe die dann wohin, oft komme ich sozusagen mit leeren Taschen in Orten an und arbeite mit Menschen mit unterschiedlichen Gruppen oder Szenen, die ich vorfinde." So ließ er beispielsweise eine dreiköpfige Jury aus Vertretern des Vatikans Jesus-Darsteller casten. Dementsprechend hieß das Projekt „Casting Jesus". Den gecasteten Jesus nahm Jankowski gleich mit nach Mexiko-Stadt, wo er für das Foto-Projekt „Vive con Jesús!" ganz normale Mexikaner in ihrem Alltag zu Hause besuchte.

"Wo endet Kunst, wo fängt Alltag an?" fragt sich Jankowski, der Kunst bis an ihre Grenzen führt. Bis zu den Schnittstellen. Bei Kunst gehe es nicht allein um Dekoration und Schönheit, so Jankowski Kunst entsteht bei ihm oft durch Interaktion mit den Menschen. Dabei interessieren ihn auch unterschiedliche Berufe. So verwandelt sich vor der Kamera ein Kunstvereinsdirektor auch mal in einen Pudel.

"Seine Strategie ist systemorientiert", sagt die Kuratorin und Kunsthallen-Direktorin Dr. Nicole Fritz. "Das heißt, er bringt oft zwei Systeme, zwei gesellschaftliche Gruppen zusammen, er bringt sie zur Kollision, so dass die Rollen, die Normen verschwimmen und neue Bilder entstehen so wie zum Beispiel hinter mir hier der Denkmalskult und die Gewichtheber."

Die Nationalmannschaft der Schwergewichtsheber sollte für einen Film von Jankowski in Warschau verschiedene Denkmale anheben. Mit unterschiedlichem Erfolg trauten sich die starken Männer auch an historische Schwergewichte wie Willy Brandt heran.

Beim Projekt „What People do for Money" sollten Menschen in Zürich aufschreiben, was sie für Geld tun würden – damit fließen die Gedanken, Werte und Vorstellungen von Menschen auf der Straße in Jankowskis Kunst ein.

"Das ist auch für mich die Strategie", so Jankowski. "Selber etwas neues zu entdecken und durch die Perspektiven der anderen, durch eine andere Sichtweise, durch ein anderes Vokabular, was benutzt wird, andere Techniken, andere Routinen, schaffe ich was neues in der Kunst, und deswegen ist es für mich wichtig, das zu machen, weil das meine Strategie ist."

Die sehr vielseitigen Werke von Christian Jankowski sind in der Kunsthalle Tübingen noch bis zum 30. Oktober zu sehen.

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