d.a.i. Jubiläum | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Ein Stück Amerika: 70 Jahre d.a.i.

Stand: 03.05.22 15:26 Uhr

d.a.i. Das steht für Deutsch-Amerikanisches Institut. Und im Juni dieses Jahres wird die Kultureinrichtung in Tübingen 70 Jahre alt. Und wie es sich für einen runden Geburtstag gehört, wird er gleich drei Monate lang gefeiert. Start ist am Mittwoch mit der Eröffnung einer Fotoausstellung - und sie führt zurück in die Gründungszeit des Instituts.


Amerika vor 70 Jahren. Die Straßen von New York und Chicago aus der Sicht von Vivian Meier. Eigentlich von Beruf Kindermädchen war sie doch eine leidenschaftliche Fotografin mit einem ganz eigenen Blick für einzigartige Motive. "Wir zeigen 50 Fotografien dieser Frau, die während ihrer Lebenszeit 150.000 Fotos gemacht hat und die meisten gar nicht entwickelt sondern in Schränken verpackt hat", erzählt d.a.i.-Direktorin Dr. Ute Bechdolf. Vivian Meier sei erst vor 12 Jahren wieder entdeckt worden. "Wir sind sehr froh, ihre Fotos aus den Straßen von New York und Chicago zu zeigen", so Bechdolf.

Es war diese Zeit, die 1950er Jahre, als die Amerikaner das d.a.i. in Tübingen gegründet hatten. Deutschland hatte erst den Krieg verloren, die Bundesrepublik Deutschland war gerade drei Jahre alt. "Das Institut wurde gegründet damals noch als Amerikahaus von den Amerikanern von der Besatzungsmacht, um den Deutschen Demokratie beizubringen", so Bechdolf. "Das hieß erst Re-education, später Re-orientation, also hin zur Demokratie. Und die Deutschen waren total begeistert von den neuen Angeboten."

Bücher aus den USA, die zuvor, in der Nazizeit verboten waren. Später kamen Filme dazu. Heute sind es DVDs amerikanischer Filme und Serien, die hier ebenso zum Verleih angeboten werden wie Romane und Sachbücher in englischer Sprache. Hinzu kommen E-Books. Die Bibliothek steht jedermann offen und bietet dabei auch so manche gemütliche Leseecke. Doch das ist noch nicht alles: "Wir haben ein tolles Sprachkursprogramm mit amerikanischen Muttersprachlern und die vermitteln die Sprache auch mit ihrer eigenen Mentalität, nämlich viel Spaß. In Amerika ist es wichtig, mit viel Spaß zu lernen, und das kann man auch hier im d.a.i." so Bechdolf.

Hinzu kommen Events wie Vorträge und Podiumsdiskussionen – vor allem um politische Themen. So spricht am 20. Juli Susan Neiman aus Berlin zum Thema „Von den Deutschen lernen". "Es geht um den Holocaust, wie die Deutschen damit umgegangen sind, denn die Amerikaner haben nicht gelernt, mit dem Thema Verfolgung der Native Americans, der Indianer und Indianerinnen umzugehen, und sie haben vor allem nicht gelernt, mit dem Thema Sklaverei umzugehen, und das ist mit eine Keimzelle dieser Probleme, die es bis heute gibt, auch in der Polarisierung", so Bechdolf.

Auch zum Programm gehört ein Comedy-Abend mit Gayle Tufts am 3. Juni im Sparkassen-Carré – und am morgigen Mittwoch-Abend wird die Fotoausstellung „Vivian Meier: In the Streets" eröffnet. Die Fotos sind dann noch bis September im Flur und im Saal des d.a.i. zu sehen. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

WERBUNG:



Seitenanzeige: