Trainingsnetzwerk NeuroGut | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Trainingsnetzwerk "NeuroGut" am UKT

Stand: 09.02.14 13:14 Uhr

Montezumas Rache, der Fluch der Pharaonen oder medizinisch Diarrhö – Durchfallerkrankungen können viele Auslöser haben. Ein Virus, etwas verdorbenes gegessen und schon sind sie da. Zu Grunde liegt immer eine Entzündung im Darm, mit der dieser sich gegen fremde Bakterien zur Wehr setzt. Doch was wohl die wenigsten wissen – eine vorübergehende Erkrankung kann zu chronischen Beschwerden führen. Woran das liegt, das ist eine der Fragen, mit der sich die Neurogastroenterologie beschäftigt. Sie ist jetzt auch Gegenstand eines Trainingsnetzwerks, das von der EU finanziert und am Tübinger Uniklinikum koordiniert wird.

Leicht verdaulich oder nicht? Und wer entscheidet das überhaupt – unser Verdauungssystem oder das Gehirn? Fragen über Fragen, von denen jetzt zumindest ein Teil geklärt werden soll - im Rahmen des Trainingsnetzwerks NeuroGut. Neben Tübingen sind noch neun weitere europäische Universitäten beteiligt, an denen Doktoranden zu verschiedenen Fragestellungen forschen sollen.

In Tübingen habe man den Schwerpunkt "Was macht das Gehirn, wenn der Darm Nahrung kriegt", erklärt der Forschungsleiter der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKT, Professor Paul Enck. Das sei, wenn man so wollen, die ganz zentrale Frage: Wie reagiert das Gehirn auf Nahrungszufuhr, auf bestimmte Nahrungsmittel oder auf unbestimmte Nahrungsmittel. Eine Frage zum Beispiel sei: was passiert wenn man Probiotika ißt, wenn man lebende Bakterien in den Darm steckt, in dem ja schon viele Bakterien sind, wie kommen die miteinander aus? Und vor allem: Was macht das mit Hunger oder Gefühlsschwankungen.

Denn Probiotika wirken offenbar nicht nur dort wo sie sollen – auf die Verdauung, sondern – wie eine Studie jüngst gezeigt hat – offensichtlich auch auf die Psyche.

Was man bei Mäusen gezeigt habe, dass Probiotika essen sie offenbar weniger ängstlich mache, die mutige Maus sozusagen, die einfach nur ein paar Bakterien im Joghurt esse und mutig werde, so Enck. Eine Hoffnung die man habe sei nun dementsprechend, das sich das irgendwo auch auf den Menschen übertragen lasse. Aber ob das so sei, könne sich vielleicht in drei Jahren geklärt haben.

Dann sollen die Doktoranden mit ihren Promotionen zu diesen Themen kurz vor dem Abschluss stehen. Und dann werden sich – so zumindest die Hoffnung von Professor Enck – viele weitere Fragen ergeben haben, die in einem weiteren Trainingsnetzwerk der EU beantwortet werden könnten.

Ob es im Verlauf dieser vier Jahre bestimmte Ergebnisse gebe, die spektakulär seien und die dann sozusagen alles umkehren, dass könne man nie vorhersagen, weiß Enck. Noch vor 10 Jahren hätte man die Rolle der Darmflora sls ungedeutend abgetan, heute wisse man, sie ist ein ganz zentraler Mitspieler.

Darum steht auch die Untersuchung verschiedener Darmerkrankungen, etwa des Reizdarmsyndroms, auf dem Forschungsplan des Trainingsnetzwerks. Der offizielle Startschuss für das 3,7 Millionen-Projekt fällt in wenigen Tagen – dann werden auch die zu besetzenden Doktorandenstellen ausgeschrieben, deren interdisziplinäre Ausbildung im Vordergrund stehen soll.

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