Digitale Schlüsselübergabe Marco Birn an Ulrich Fiedler | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Historische Dokumente zu Hause einsehen - im virtuellen Lesesaal

Stand: 07.04.22 15:54 Uhr

Beim Wort Archiv denken viele an lange Aktenschränke und viel Staub. Doch das trifft nur zum Teil zu. Ein Archiv ist eine zentrale Gedächtnis- und Kulturinstitution, die jedem Bürger offen steht. Wer Fragen an die Vergangenheit hat, kann sich an ein Archiv wenden. Beim Reutlinger Kreisarchiv ist das jetzt auch online bequem von zu Hause aus möglich. Schon 2017 hat das Archiv angefangen, seine Bestände zu digitalisieren. Jetzt sind einige dieser Bestände im virtuellen Lesesaal über das Internet zugänglich.


Digitale Schlüsselübergabe für einen virtuellen Raum. Landrat Ulrich Fiedler nahm den digitalen Schlüssel in Form eines Laptops von Kreisarchivar Dr. Marco Birn entgegen. Der virtuelle Lesesaal ist über die Seite www.kultur-machen.de erreichbar. Es bietet Zugang zum riesigen Wissensschatz des Kreisarchivs – bislang eher ein verborgenes Terrain

„Viele wissen nicht davon", sagte der Leiter des Kreisarchivs Dr. Marco Birn. „Und diejenigen, die davon wissen, wie zum Beispiel auch Mitglieder von Geschichtsvereinen, trauen sich häufig nicht in ein Archiv. Denn im Gegensatz zu Bibliotheken gibt es bei Archiven doch eine gewisse Schwellenangst, wenn es darum geht, ein Archiv zu betreten."

Diese Schwellenangst soll durch das Online-Angebot gemindert werden. Kernstück des virtuellen Lesesaals sind die digitalisierten Protokolle des Kreistags und seiner Vorgängerinstitutionen, der Amtsversammlungen. Die Protokolle liegen für die ehemaligen Oberämter in Reutlingen, Münsingen, Urach und Zwiefalten vor. Sie reichen zurück bis 1716 – auch wenn die Protokolle von damals schwer zu lesen sind.

Einfacher wird es in späteren Zeiten, als mit Schreibmaschine getippt wurde, zum Beispiel in den 1930er Jahren. Insgesamt 100.000 Seiten liegen hier in digitalisierter Form vor.

„Unsere Aufgabe ist es, den Leuten Akten vorzulegen, in denen Antworten auf ihre Fragestellungen enthalten sein könnten", sagte Birn. „Aber wir sind natürlich keine Historiker, die sozusagen eine Dienstleistung erbringen, also jeder muss dann schon selber auch die Akte durchlesen." Und im virtuellen Lesesaal ist dieses Akten durchlesen deutlich einfacher.

Die Online-Recherche ist auf zwei Arten möglich: Entweder über das hierarchische Verzeichnis, den so genannten Tektonikbaum oder aber über die Suchfunktion. In den Kreistagsprotokollen ist sogar Volltextsuche möglich. Ein großer Sprung im Vergleich zu früher, als man nicht wusste, was genau wo zu lesen ist. Damals habe man ins Archiv kommen müssen und Seite für Seite für Seite die Bände wälzen, so Birn. „ Jetzt können Sie den Band bequem von zu Hause aus lesen, können blättern, Sie können aber auch nach Schlagworten suchen."

Auch einige Archive der Kreisgemeinden sind über die Archivsuche einsehbar. Allerdings ist nicht alles digitalisiert. Das ist bei fünf Kilometern Schriftgut auch nicht möglich. Doch die Dokumente sind alle verzeichnet, und wer ein für seine Frage wichtiges Dokument gefunden hat, kann es nach wie vor im Kreisarchiv einsehen.

Der virtuelle Lesesaal kann unter www.kultur-machen.de betreten werden.

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