Fachberatungsstelle PROUT | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Neue Fachberatungsstelle "PROUT Beratung. Hilfe. Sexwork." stellt sich vor

Stand: 26.01.22 12:33 Uhr

In der Region Neckar-Alb gibt es Schätzungen zufolge 600 Prostituierte und Sexarbeiter. Diese Menschen sind einer hohen gesellschaftlichen Stigmatisierung ausgesetzt - die Folgen sind oftmals Ausgrenzung, Diskriminierung oder auch das Abrutschen in kriminelle oder gewalttätige Strukturen. Um diese Menschen umfassend beraten zu können, wurde am 1. September 2021 in Reutlingen die Fachberatungsstelle „PROUT“ eingerichtet. Nun haben die Verantwortlichen ihre Arbeit genauer vorgestellt.


In der Rommelsbacher Straße 1 in Reutlingen arbeiten die zwei Sozialarbeiterinnen, Daniela Lindpaintner und Riccarda Freitag. Sie kümmern sich um die Belange der Sexarbeiter in der Region und unterstützen in verschiedenen Bereichen – etwa bei gesundheitlichen Fragen oder auch bei Behördengängen. Die beiden Sozialarbeiterinnen gehen aufsuchend in die Bordelle, um in Kontakt mit den Sexarbeitern zu kommen. Überwiegend seien es Frauen, die sie dort treffen, mit denen würden sie sich zunächst bekannt machen.

Die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter kommen mit vielen Wünschen und Themen auf die beiden Sozialarbeiterinnen zu, erklärt Freitag. Manchmal sind es ganz alltägliche Themen, bei denen man helfen könne, erzählt Riccarda Freitag, manchmal kämen die Sexworker aber mit größeren Wünschen zu ihnen, etwa Deutsch zu lernen. Auch die berufliche Neuorientierung sei ein Thema.

Die Fachberatungsstelle PROUT ist angegliedert an die Aidshilfe Tübingen-Reutlingen und Teil des Netzwerkprojektes „WORKS" der Werkstatt Parität. Dass der Bedarf einer solchen zusätzlichen Beratungsstelle hoch ist, wusste man schon länger. So habe man schon seit Jahren versucht eine Beratungsstelle für die Region Neckar-Alb zu gründen und aufzubauen, berichtet Brigitte Ströbele von der Aidshilfe Tübingen-Reutlingen, man sei aber immer gescheitert. Erst im Zuge von Corona gab es dann die Möglichkeit mit dem Spitzenverband des paritätischen Netzwerks einen Antrag zu stellen. Denn gerade Corona und dass damit verbundene Arbeitsverbot, hätten die Missstände in diesem Bereich noch einmal verdeutlicht. Viele Prostituierte aus dem Ausland seien quasi in Deutschland gestrandet, da Grenzen geschlossen wurden. Und auch die Corona-Hilfen funktionierten bei Menschen in der Sexarbeit nur bedingt, denn nicht jeder hätte Quittungen oder seine Steuernummer, berichtet Lindpaintner. Einige kamen bei Bekannten oder Freiern unter, begaben sich so aber in neue Abhängigkeitsverhältnisse, erzählt Lindpaintner weiter.

Die Beratungsstelle sei in Reutlingen eingerichtet worden, weil es hier die meisten Sexarbeiter gebe – PROUT richte sich aber an alle Sexworker in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und den Zollernalbkreis.

kontakt@prout-rt-tue.de

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