Joachim Walter | Bildquelle: RTF.1

Landkreis Tübingen:

Jahresrückblick: Landrat Walter darüber, wie künftig mit der Pandemie umgegangen werden soll

Stand: 10.01.22 13:39 Uhr

Die Paul Horn-Arena in Tübingen wurde Ende des Jahres 2020 zum Zentralen Impfzentrum umfunktioniert. Mit der Anlieferung des Impfstoffes stieg auch die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie. Denn die Auswirkungen der politischen Maßnahmen machten insbesondere den Kindern und Jugendlichen zu schaffen. Wir haben mit dem Tübinger Landrat Joachim Walter über die Entwicklungen des Jahres 2021 gesprochen und einen Blick auf die Frage geworfen, wie künftig mit der Pandemie umgegangen werden soll.


Mit Beginn des Jahres 2021 starteten auch die Impfungen. In Tübingen wurde dafür die Paul Horn-Arena als Zentrales Impfzentrum genutzt. Das Problem sei damals die knappe Impfstoffmenge gewesen, so Landrat Joachim Walter. Das habe auch für schwierige Diskussion gesorgt. So mussten Menschen, teilweise mit Vorerkrankungen, die aber noch nicht in der Priorisierung waren, auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet werden. "Das war für die Mitarbeiter alles andere als eine einfache Arbeit. Das hat den ein oder anderen schwer beschäftigt und viele haben die Themen mit in den Schlaf genommen, keine Frage."

Als dann mehr Impfstoff zur Verfügung stand, kam im Juni das Unwetter dazwischen. Die Halle musste provisorisch nutzbar gemacht werden. In der Zeit sind Termine nach Sindelfingen verlegt worden. Dass die Impfzentren dann Ende September schließen mussten, sieht Walter kritisch. Er hätte sich mehr Vorsorge vom Land gewünscht.

Wie soll künftig mit der Pandemie umgegangen werden?

Jetzt sei es aber sinnlos, darüber nachzudenken. Nun müsse man nach vorne schauen: "Wie kommen wir denn mit dieser Pandemie in Zukunft zurecht, wie können wir sie erfolgreich bekämpfen?" Das sind Fragen, die den Landrat beschäftigten. "Es wird schwierig sein, die Bevölkerung drei oder vier mal im Jahr durchzuimpfen, Wir wissen ja mittlerweile, dass es eben nicht nur - wie es lange hieß - eine Pandemie der Ungeimpften ist, sondern dass Geimpfte genauso wie Ungeimpfte dazu beitragen, das Virus weiterzutragen."

Die Bevölkerung müsse dauerhaft immunisiert werden, glaubt Walter. Das werde man aber wohl nicht durch Impfung erreichen, da der Impfschutz nach einer Weile nachlasse. Deshalb brauche es andere Lösungen. Neben besseren Medikamenten müsse das Personal in Krankenhäusern gestärkt werden. Das könne durch eine höhere Pauschalförderung erreicht werden: Das ist eine Förderung für dringend notwendige medizinische Gerätschaften, um Druck auf das Personal zu mindern, erklärt Walter. "Meine Erfahrung ist in Gesprächen mit Pflegern in Krankenhäusern und Intensivstationen, dass es den Menschen dort nicht um eine Corona-Prämie geht, sondern um bessere Arbeitsbedingungen." Deshalb müssten die Personalschlüssel besser werden.

In seiner Funktion als Präsident des Landkreistages setze er sich stark für eine Erhöhung der Pauschalförderung ein. Das sei ihm für den Landeshaushaltsplan 22 allerdings leider nicht gelungen.

Viele Investitionen in 2022

Beim Kreishaushalt für das Jahr 22 sieht es allerdings gut aus: Städte und Gemeinden werden finanziell nicht stärker belastet. Außerdem stehen große Investitionen an: An beruflichen Schulen werden 40 Millionen Euro aufgewendet. Die Regionalstadtbahn wird den Kreis trotz großzügiger Förderung in den nächsten Jahren finanziell stark belasten. Außerdem müssen die Städte und Gemeinden die Ganztagsbetreuung schultern.

Was den Haushalt von 2021 angeht, so kam der Kreis noch gut durch das Jahr – dank der Hilfen von Bund und Land. Denn die haben die Gewerbesteuerausfälle kompensiert. Aber es habe auch schwere Einzelschicksale während des Lockdowns gegeben, gerade im Bereich der Gastronomie oder Fitnessstudios. Und besonders stark betroffen waren auch die Kinder und Jugendlichen, das habe den Landrat mit großer Sorge erfüllt: aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie im UKT seien schwierige Botschaften gekommen. Sie sei stark überbelegt gewesen mit Kindern und Jugendlichen, die psychische Erkrankungen aufwiesen und teilweise auch viel zu spät in die Klinik gekommen seien.

Auch die Polarisierung der Gesellschaft mache ihm Sorgen, dieses „Aufeinander-Mit-Dem-Finger-Zeigen" zwischen Geimpften und Ungeimpften. Man dürfe sich nicht gegenseitig mit Schuldzuweisungen überhäufen, sondern jetzt gelte es, zusammenzuhalten.

Beim Aufbau des neuen Impfstandorts in Hirschau habe sich der Zusammenhalt zwischen allen Beteiligten gezeigt. Der Narrenverein habe die Stefan-Hartmann-Halle zur Verfügung gestellt und alle hätten gemeinsam angepackt. Und für die gesamte Gesellschaft wünsche sich der Landrat eine Normalität im Umgang miteinander zurück.

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