Der politische Hintergrund: Bereits im März 2021 schlug der Bundesrat vor, Verlage künftig gesetzlich dazu zu zwingen, alle E-Books bereits bei Erscheinen den Bibliotheken für die digitale Ausleihe zur Verfügung zu stellen. Autoren- und Autorinnenverbände protestierten dagegen und zeigten auf: Verlage stellen bereits den Großteil ihrer E-Books zur Verfügung – knapp 7200 Verlage geben fast 500.000 digitale Titel in die Leihe der Bibliotheken. Inzwischen finden aber schon 46 Prozent aller E-Book-Nutzungen über die Bibliotheksausleihe statt – jedoch werden nur 6 Prozent des gesamten E-Book-Umsatzes daraus erzielt. Dies liegt an den geringen Lizenzerlösen: oft erhalten Autorinnen und Autoren nur einen einmaligen Anteil am Anschaffungspreis; die digitalen Ausleihen selbst werden nicht zusätzlich vergütet. Kommunen und Ländern wird kein Etat zur marktgerechten Vergütung zur Verfügung gestellt. Eine gesetzliche Pflicht, nicht mehr „nein" zu Niedrigpreisbedingungen staatlicher Institutionen sagen zu dürfen, wäre ein bisher in der gesamten Kulturwelt einzigartiger Einschnitt in die Urheberrechte – der womöglich auch nicht bei den E-Books haltmachen wird.
„Wir können den Wunsch der Bibliotheksverbände nachvollziehen, ihren Funktionsauftrag so umfangreich wie möglich erfüllen zu wollen. Dies darf aber nicht zu Lasten ausgerechnet derer gehen, die für die Inhalte sorgen, die aus einem Gebäude erst eine beliebte Bibliothek machen: Den Autorinnen und Autoren", so Jens J. Kramer, Vorsitzender des SYNDIKAT. Ohne Schriftsteller und Schriftstellerinnen keine Bücher – auch nicht in Bibliotheken. Können Schreibende von ihrer Leistung nicht mehr oder immer schwieriger leben, weil die Vergütungen sinken oder sie ihre Vertriebswege nicht mehr bestimmen dürfen, so wird die vielgelobte Vielfalt der Buchwelt verschwinden. SYNDIKAT e.V. Mit der Initiative „Fair Lesen" protestiert nun ein Bündnis aus 185 Autorinnen und Autoren, Verlagen und Buchhandlungen gegen die Zwangslizenzierung.
Die Autorenvereinigung SYNDIKAT unterstützt diesen Aufruf und lädt Autorinnen, Autoren, Verlage und Buchhandel ein, den Offenen Brief zu unterzeichnen: www.initiative-fair-lesen.de
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