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Tübingen:

Apotheke des 21. Jahrhunderts - Neue Medizintechnik durch RNA, Biologicals und Peptidrezepturen

Stand: 17.07.21 14:12 Uhr

Auf einer Veranstaltung des Vereins zur Förderung der Biotechnologie und Medizintechnik, kurz BioMedTech e.V., hatten Interessierte diese Woche die Möglichkeit an einem ganz besonderen Termin dabei zu sein: im Schlosshof des Schlosses Tübingen wurden unter dem Motto „Apotheke des 21. Jahrhunderts“ über neue Medizintechniken gesprochen und wie diese künftig sogar ganz individuell auf Patienten zugeschnitten werden können.


Die Veranstaltung „Apotheke des 21.Jahrhunderts" fand genau an dem Ort statt, an dem einst die DNA entdeckt wurde – im Tübinger Schloss.

„Wir sind hier an einem absolut historischen Ort", schwärmt IHK-Präsident Christian O. Erbe. Hier in der Schlossküche hatte 1869 Friedrich Miescher die DNA entdeckt. „Dieses Thema zieht sich ja weit in die heutigen Tage hinein und ist auch Thema hier bei unserer heutigen Tagung", erklärt Erbe weiter.

Wie wichtig die Medikamentenforschung ist, haben wir alle jetzt in den vergangenen 1,5 Jahren mitverfolgen können. Welche Gegebenheiten eine innovative Forschung fördern und welche eher behindern, erklärte CureVac-Geschäftsführer Franz-Werner Haas.

„Was fördert ist natürlich die tolle Infrastruktur, dass wir tolle Universitäten und gute Unternehmen haben", so Haas. Behinderungen gebe es wenig, erklärt er weiter. Natürlich brauche es viel Geld, um Innovationen auf die Straße zu bringen. Von der Erfindung bis zum fertigen Produkt sei es sehr risikoreich, aber auch sehr kostenintensiv, insbesondere im Bereich der Medikamentenentwicklung", erklärt der CureVac-Chef.

Eine weitere Behinderung sei das Thema Bürokratie, das betonte IHK-Präsident Christian O. Erbe. Hier müsse die Politik vernünftige Rahmenbedingungen schaffen.

„Rahmenbedingungen, die forschungsfreundlich, industriefreundlich und innovationsfreundlich sind. Und es ist ja tatsächlich so, dass wir überbürokratisiert sind und das ist natürlich behindernd. Denn die Forscher wollen ihre Zeit ja in ihre Arbeit stecken und nicht in die Dokumentation, die auch wichtig ist, aber nicht an erster Stelle stehen sollte. Und hier gibt es noch viel zu tun", so Erbe.

Der Verein zur Förderung der Biotechnologie und Medizintechnik, kurz BioMedTech e.V., wurde Anfang des Jahrtausends gegründet. Er vernetzt die Medizintechnik- und Biologietechnik-Unternehmen aus der Region. Der Verein hat alle Höhen und Tiefen der Branche mitgemacht: Vom Hype auf dem neuen Markt über das "Tal der Tränen" der Branche, bis hin zu den heutigen Erfolgsgeschichten vieler der beteiligten Unternehmen.

Die heutige Veranstaltung von BioMedTech e.V. fand auf der Plattform der Innovationstage der IHK Reutlingen statt:

Wie die „Apotheke des 21. Jahrhunderts" aussehen kann oder wird, stellten dann einzelne Experten in ihren Vorträgen vor. Prof. Ulrich Rothbauer vom Naturwissenschaftlichem und Medizinischen Institut der Universität Tübingen, kurz NMI, sprach über sogenannte Biologicals, die neue Behandlungsmethoden in der personalisierten Medizin anbieten. Dr. Juliane Walz stellte die Entwicklung Peptid-basierter Immuntherapie für Krebs- und Infektionskrankheiten genauer vor und CureVac-Chef Franz-Werner Haas erläuterte das Potenzial der mRNA-Technologie für neuartige Impfstoffe & Medikamente.

Dr. Stefan Engelhard, ESA Space Solutions / IHK Reutlingen, erklärte, dass solche neuen Entwicklungen auch neue Herausforderungen mit sich bringen.

„Es gibt hier besondere Forderungen an die Politik, weil wir hier jetzt individuelle Medikamente entwickeln können und die kann man nicht so zulassen wie ein Generelles, wie Aspirin sagen wir mal, das bei jedem hilft, gegen jede Kopfschmerzen hilft. Jetzt brauchen wir individuelle Medikamente und da brauchen wir einen anderen Zulassungsprozess, so dass wir Menschen da davon profitieren können", so Engelhard.

Bei soviel Innovation und neuen Möglichkeiten stellt sich auch die Frage von Patentfreigaben. Die Linke fordern zum Beispiel, dass unter anderem auch CureVac seine Technologie offenlegt, um die lebensrettenden Impfungen auch weltweit herstellen zu können.

„Know-How soll man schon preisgeben. Und das sieht man ja auch: In jeder Innovation, die man sieht und anfassen kann, die materialisiert ist, wird man ja dieses Know-How sehen. Hinterher geht es natürlich darum, inwieweit man diese Produkte zusammenbringt und da braucht man natürlich schon auch die Köpfe. Aber Patente sind offen, die kann man frei einsehen und in gewissen Situationen sollte man dafür auch Lizenzen bekommen", so Haas.

Partner der Veranstaltung waren neben dem Verein zur Förderung der Biotechnologie und Medizintechnik, kurz BioMedTech e.V.  und der IHK Reutlingen auch das NMI, und die Universität Tübingen. Dr. Steffen Hüttner vom Verein moderierte den Abend und gab den Gästen nach den Vorträgen noch die Möglichkeit Fragen zu stellen und Themen tiefer zu diskutieren.

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