Gamechanger:
Bei Corona-Ansteckung: Asthmamittel Budesonid verhindert 90% der schweren Verläufe
Stand: 12.04.21 19:04 Uhr
Wer sich mit Corona angesteckt hat, sollte sich von seinem Arzt das Asthmamittel Budesonid verschreiben lassen: Einer britischen Studie zufolge senkt Budesonid das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs um 90%. Gesundheitsexperte Lauterbach spricht von einem "Gamechanger".
Bisher werden Corona-Patienten in der Regel mit Paracetamol oder Aspirin behandelt. In einer Studie wurde die eine Hälfte der Patienten herkömmlich behandelt. die andere Hälfte der Patienten erhielt wenige Tage nach dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome zweimal täglich zwei Inhalationen mit Budesonid (zu je 800 Mikrogramm). Das Ergebnis: Bei der Patientengruppe, die das Asthmamittel Budesonid erhielt, sank das Risiko eines schweren Verlaufs vor Covid19 - Erkrankung um 90%.
Gesundheitsexperte Lauterbach spricht deshalb von einem Gamechanger in der Behandlung von Corona-Erkrankungen.
Die Wissenschafler waren dem Wirkstoff bei der Analyse von Patientendaten auf die Spur gekommen:»Mehrere frühe Berichte über Patienten, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, zeigten, dass Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen in diesen Kohorten deutlich unterrepräsentiert waren«, schreiben die Wissenschaftler (auf Englisch) in ihrer Studie: »Wir stellten die Hypothese auf, dass der weit verbreitete Einsatz von inhalativen Glukokortikoiden bei diesen Patienten für diesen Befund verantwortlich ist, und testeten, ob inhalative Glukokortikoide eine wirksame Behandlung für frühe COVID-19 darstellen würden.«
Die Forscher führten daraufhin in Großbritannien in der Gemeinde Oxfordshire eine Studie durch.
Für Mediziner folgt untenstehend ein Auszug aus der Studie (Übersetzung durch die Redaktion):
- »Wir führten eine offene, parallel-gruppierte, randomisierte, kontrollierte Phase-2-Studie (Steroids in COVID-19; STOIC) mit inhalativem Budesonid im Vergleich zur üblichen Versorgung bei Erwachsenen innerhalb von 7 Tagen nach Auftreten von leichten COVID-19-Symptomen durch.«,
- Das Asthmamittel wurde demnach als »Budesonid-Trockenpulver .. mit einem Turbohaler in einer Dosis von 800 μg pro Betätigung verabreicht.«
- Die Teilnehmer wurden der Studie zufolge gebeten, zweimal täglich zwei Inhalationen bis zum Abklingen der Symptome einzunehmen:
- »Der primäre Endpunkt war ein COVID-19-bedingter Besuch in der Notaufnahme oder ein Krankenhausaufenthalt, der sowohl für die Per-Protocol- als auch für die Intention-to-Treat (ITT)-Population analysiert wurde. Die sekundären Endpunkte waren die selbstberichtete klinische Genesung (Symptomfreiheit), virale Symptome, gemessen mit dem Common Cold Questionnare (CCQ) und dem InFLUenza Patient Reported Outcome Questionnaire (FLUPro), Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung im Blut und SARS-CoV-2-Viruslast.«
- »Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, nachdem eine unabhängige statistische Überprüfung ergeben hatte, dass sich das Studienergebnis bei einer weiteren Rekrutierung von Teilnehmern nicht verändern würde.«
- »Vom 16. Juli bis 9. Dezember 2020 wurden 167 Teilnehmer rekrutiert und auf ihre Eignung geprüft. 21 erfüllten die Zulassungskriterien nicht und wurden ausgeschlossen. 146 Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip zugewiesen - 73 zur üblichen Behandlung und 73 zu Budesonid.«
- »In der Per-Protocol-Population (n=139) trat der primäre Endpunkt bei zehn (14%) von 70 Teilnehmern in der Budesonid-Gruppe und bei einem (1%) von 69 Teilnehmern in der "usual care"-Gruppe auf (Unterschied in den Anteilen 0-131, 95% CI 0-043 bis 0-218; p=0-004). In der ITT-Population trat der primäre Endpunkt bei 11 (15%) Teilnehmern in der Gruppe mit üblicher Behandlung und bei zwei (3%) Teilnehmern in der Budesonid-Gruppe auf (Unterschied in den Anteilen 0-123, 95% CI 0-033 bis 0-213; p=0-009).«
- »Die Anzahl, die mit inhalativem Budesonid behandelt werden musste, um die Verschlechterung der COVID-19 zu reduzieren, betrug acht. Die klinische Erholung war in der Budesonid-Gruppe um 1 Tag kürzer als in der Gruppe mit üblicher Behandlung (Median 7 Tage [95% CI 6 bis 9] in der Budesonid-Gruppe vs. 8 Tage [7 bis 11] in der Gruppe mit üblicher Behandlung; log-rank test p=0-007).«
- »Der mittlere Anteil der Tage mit Fieber in den ersten 14 Tagen war in der Budesonid-Gruppe niedriger (2%, SD 6) als in der üblichen Betreuungsgruppe (8%, SD 18; Wilcoxon-Test p=0-051) und der Anteil der Teilnehmer mit mindestens 1 Tag Fieber war in der Budesonid-Gruppe im Vergleich zur üblichen Betreuungsgruppe niedriger.«
- »In der Budesonid-Gruppe war an weniger Tagen eine fiebersenkende Medikation erforderlich als in der Gruppe mit üblicher Behandlung (27% [IQR 0-50] vs. 50% [15-71]; p=0-025). Weniger Teilnehmer, die Budesonid zugewiesen wurden, hatten an den Tagen 14 und 28 persistierende Symptome im Vergleich zu Teilnehmern, die übliche Behandlung erhielten (Unterschied in den Anteilen 0-204, 95% CI 0-075 bis 0-334; p=0-003).«
- »Die mittlere Veränderung des Gesamtscores im CCQ und FLUPro über 14 Tage war in der Budesonid-Gruppe signifikant besser als in der Gruppe mit üblicher Versorgung (CCQ mittlere Differenz -0-12, 95% CI -0-21 bis -0-02 [p=0-016]; FLUPro mittlere Differenz -0-10, 95% CI -0-21 bis -0-00 [p=0-044]).«
- »Die Blutsauerstoffsättigung und die SARS-CoV-2-Belastung, gemessen durch die Zyklusschwelle, waren zwischen den Gruppen nicht unterschiedlich.«
- »Budesonid war sicher, nur fünf (7%) Teilnehmer berichteten über selbstlimitierende unerwünschte Ereignisse.Auswertung«
- »Die frühe Verabreichung von inhalativem Budesonid reduzierte die Wahrscheinlichkeit, dass eine dringende medizinische Versorgung benötigt wurde und verkürzte die Zeit bis zur Genesung nach einer frühen COVID-19.«
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht.
Erstveröffentlichung: 12.04.2021-17:17
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