Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte nach einem Wahlkampfauftritt in Bergisch Gladbach mit aufgebrachten Gegnern der Corona-Maßnahmen sprechen,wurde dann allerdings wüst beschimpft und angespuckt. Der CDU-Politiker sagte der Rheinischen Post zu dem Vorfall: "Wir müssen das Gespräch und den Dialog mit denen suchen, die unzufrieden sind mit unserer Corona-Politik. Denn wir bleiben als Gesellschaft nur zusammen, wenn wir miteinander reden."
Politik habe die Wahrheit nicht gepachtet, Diskussionen gehörten zur Demokratie, so Spahn. "Sie funktionieren aber nur, wenn beide Seiten bereit sind, zuzuhören. Aber wenn geschrien, gespuckt und gepöbelt wird, geht's halt leider nicht", sagte Spahn.
Unterdessen hat FDP-Parteichef Christian Lindner den Vorfall am Berliner Reichstag scharf kritisiert. Lindner sagte der Zeitung: "Das Demonstrationsrecht muss auch in Corona-Zeiten gewahrt bleiben. In die Bannmeile rund um den Bundestag einzudringen, ist aber inakzeptabel. Dass Demonstranten mit Reichsflaggen versuchen, unser Parlament zu stürmen, muss alle Demokraten aufrütteln." Lindner forderte, wer die Corona-Politik kritisiere, solle sich von diesen Extremisten distanzieren.
Nach den Corona-Protesten am Samstag in Berlin hat SPD-Chefin Saskia Esken der Polizei für ihren Einsatz gedankt und vor den Gefahren der demonstrierenden "Querfront" gewarnt. "Unser Dank gilt den Polizistinnen und Polizisten, die für unsere Demokratie den Kopf hinhalten und so das Schlimmste verhindern", sagte Esken der RP. "Demokratie und Rechtsstaat sind wehrhaft." Das umfangreiche Bild- und Tonmaterial müsse jetzt zur lückenlosen Ermittlung und Strafverfolgung genutzt werden, forderte Esken.
"Wer diese Demonstration, ihre Organisatoren und ihre Treiber stattdessen als ,Corona-Skeptiker' bezeichnet, wer die Reichstags-Stürmer als ,kindisch schreiende Chaoten' verharmlost, der hat nicht verstanden oder will nicht sehen, welche Gefahr von dieser Querfront ausgeht", sagte Esken. Die Bilder vom Samstag hätten nochmal deutlich gezeigt, dass es eine überparteiliche Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Verbänden, von Behörden und Wissenschaft brauche, "um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu schützen und darüber aufzuklären, welche Gefahr von den Feinden der Demokratie ausgeht", sagte die SPD-Chefin.
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