Die Kinder zu unterstützen, sei ein dringlicher Bestandteil der Maßnahmen der Hilfsorganisation vor Ort. Rund 80.000 Jungen und Mädchen hätten durch die Explosion ihr Zuhause verloren. Sie lebten mit ihren Familien in Trümmern, auf der Straße oder auf engem Raum bei Verwandten. Auch andere gewohnte Strukturen seien zusammengebrochen, zum Beispiel 120 Schulen wurden schwer beschädigt.
"Das Gehirn von Jungen und Mädchen, die ein Trauma erleiden, schaltet auf Überlebensmodus um. Das Leben erscheint unberechenbar und willkürlich", sagt Ngigi. Bekomme das Kind in so einer Situation keine Unterstützung, könne das langfristige Folgen haben. Das Kind bleibe permanent in Alarmbereitschaft, alles andere werde blockiert: sowohl die körperliche, die intellektuelle, als auch die emotionale Entwicklung. Die Kinder litten häufig unter Angst- und Panikattacken, entwickelten chronische Bindungsstörungen oder Lernblockaden.
Die Situation im Libanon sei auch deshalb dramatisch, weil zahlreiche Kinder bereits vor dem katastrophalen Ereignis massivem Stress ausgesetzt waren. Die Druckwelle der Detonationen überraschte sie mitten in der größten Wirtschaftskrise und der Corona-Pandemie, viele Familien waren da bereits in die Armut gerutscht. Im ganzen Land mangele es an Psychologen und kompetenter Unterstützung.
"Die Kinder brauchen jetzt dringend Hilfe, um das Erlebte zu verarbeiten. Sie brauchen Sicherheit und Schutz und eine Perspektive, um wieder Hoffnung und Vertrauen entwickeln zu können", so Ngigi weiter.
Um Kinder und Familien im Libanon zu unterstützen, haben die SOS-Kinderdörfer ein Nothilfe-Programm ins Leben gerufen. Schwerpunkte sind die psychosoziale Hilfe, Unterstützung und Wiederaufbau der Bildung sowie die Versorgung besonders betroffener Familien.
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