Gönninger Tulpenblüte | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen-Gönningen:

Tulpenblüte dieses Jahr ohne Besucher

Stand: 19.04.20 16:54 Uhr

Wenn Mitte April 45.000 Tulpen am Fuße der schwäbischen Alb blühen, dann ist die Zeit der Gönninger Tulpenblüte gekommen. Jedes Jahr besuchen zahlreiche Blumenfreunde den Reutlinger Teilort um das bunte Ereignis zu bestaunen.2020 müssen die offiziellen Veranstaltungen zur Tulpenblüte jedoch ausfallen.


Schon im Januar 2020 hatten die Mitglieder des Vereins Gönninger Tulpenblüte damit begonnen, sich auf die diesjährige Gönninger Tulpenblüte einzustimmen. So waren sie in der Roßberg-Turnhalle zusammengekommen und hatten sich bei der zweiten Gönninger Saatgutbörse über historische Saatgutsorten ausgetauscht und miteinander gehandelt.

Jetzt wäre es eigentlich soweit gewesen: die 16. Gönninger Tulpenblüte hätte begonnen. Aus der Region und auch weit darüber hinaus kommende Besucher wären in den Reutlinger Stadtteil geströmt, über den Frühlings- und Künstlermarkt geschlendert und hätten die blühende Pracht bestaunt.

Außerdem hätten sie vielleicht das Samenhandelsmuseum im Gönninger Rathaus besucht. Die Betreiber des Museums möchten den Zusammenhang zwischen dem Gönninger Samenhandel und der Gönninger Tulpenblüte zu erklären.

Seit knapp einem Jahr hatten sich die Mitglieder des Vereins Gönninger Tulpenblüte auf die Großveranstaltung vorbereitet und darauf gefreut. Wegen der Corona-Pandemie müssen die Verantwortlichen in diesem Jahr auf den Trubel im Ort verzichten. Bis Ende August sind die alle Großveranstaltungen verboten. Die Besucher müssen die prachtvollen Blüten alleine bestaunen.

Begonnen hatte die blühende Tradition nach dem 30-jährigen Krieg. Den Gönningern ging es damals, wie vielen anderen Deutschen sehr schlecht. Mit Dörrobst gingen sie auf Reisen und versuchten es zu verkaufen. Dann irgendwann entdeckten sie die Samen als Handelsware und schafften es, damit gutes Geld zu verdienen.

Um den Samenhandel auszubauen hatten Gönninger dann etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts damit begonnen, Tulpen auf die Gräber ihrer Angehörigen zu pflanzen. Tulpenzwiebeln waren zu dieser Zeit sehr teuer.

Viele Bewohner des Ortes waren erfolgreiche Samenhändler und konnten sich den Luxus leisten. Die Traditionsveranstaltung war geboren. Die Bepflanzungen waren eine Art Marketing-Strategie für den Gönninger Samenhandel.

Die Samenhändler hatten einen blühenden Friedhof geschaffen und sich so als Fachleute für Tulpen ausgewiesen. Noch heute ist der Gönninger Friedhof von spezieller Bedeutung für den Ort. In der folgenden Zeit hatte es lange keine Gönninger Tulpenblüte mehr gegeben. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Tradition eingeschlafen. Dann im Herbst 2004 hatten der damalige Bezirksbürgermeister, die Kirchen und einige Bürger die inzwischen 150 Jahre alte Gönninger Tulpenblüte wieder aufleben lassen.

Ziel war es die Geschichte des Reutlinger Teilortes wieder lebendig zu machen. Die Verein Gönninger Tulpenblüte hofft die Großveranstaltung 2021 wieder gebührend zelebrieren zu können.

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