Bombensondierung in Reutlingen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Anspannung - Kampfmittelbeseitigung in Reutlingen

Stand: 05.08.18 14:18 Uhr

Bei der routinemäßigen Sichtung von Luftbildern in Reutlingen ist kürzlich ein möglicher Bombenblindgänger entdeckt worden. Anhand der Bilder konnte jedoch nicht genau definiert werden, ob es sich bei dem metallenen Gegenstand tatsächlich um eine Weltkriegsbombe handelt. Dafür musste das Fundstück erst freigelegt und untersucht werden.


Sonntagmorgen, 6.30 Uhr. Die große Mehrheit der Anwesenden hofft, dass es sich bei dem verdächtigen Objekt mehrere Meter unterhalb der Oberfläche um ein Ofenrohr oder etwas Vergleichbares handelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich aber doch um eine Bombe handelt, ist groß. Denn Reutlingen ist laut Philipp Jäger von der Kampfmittelbergung Geomer im Zweiten Weltkrieg massiv bombardiert worden.

Im Vorfeld vor ein paar Wochen hatte die Firma das ganze mit Tiefensondierungen erkundet. "Das heißt, wir bohren da im engmaschigen Raster sechs Meter ab Geländeoberkante, was man innerstädtisch einfach machen muss, weil man da so viele Störkörper hat an der Oberfläche aus Metall, was eben die Messung unbrauchbar macht." Mit diesen Tiefensondierungen könne man das umgehen und den Blick in die Tiefe herstellen. Man habe sehr viel Bestand im Boden: Schächte, Kanäle, Leitungen. "Auch ein Erdöltank ist da drin, ein ziemlich großer. Kann auch sein, dass die Anomalien daher kommen." Man wisse laut Jäger ja ungefähr, in welcher Tiefe die Anomalien liegen, "da graben wir jetzt gerade hin. Bis dahin geht's ein bisschen schneller." Ab 20 bis 30 Zentimeter Abstand gehe es dann normalerweise mit Spaten weiter.

Sollte sich der Verdacht einer Bombe bewahrheiten, ist die Stadt vorbereitet. Eine Notunterkunft ist eingerichtet. Zunächst legt der Kampfmittelbeseitigungsdienst den Radius der nötigen Sicherheitszone fest – so Einsatzleiter Heiko Kächele von der Polizei Reutlingen. "Dann werden wir als allererstes unsere verkehrsrechtlichen Maßnahmen in die Wege leiten. Sprich, wir werden verhindern, dass noch Fahrzeuge hier in dieses Gebiet reinfahren. Dann käme Schritt 2: die Evakuierung. Von der Gefahrenstelle aus nach außen würde die Polizei alle Menschen außerhalb des Gefahrenbereichs bringen. Im betroffenen Gebiet sind laut Feuerwehramtsleiter Harald Herrmann etwa 3100 Menschen gemeldet. Die seien alle angeschrieben und informiert worden, dass es sich heute Morgen auch um eine Räumung des Gebietes handeln könnte. Von der Fundstelle wurde ein Ersatzverkehr zur Notunterkunft in der Stadthalle hergerichtet, sodass die Bürger in jedem Fall an einem sicheren Ort sein könnten. Für weitere Einsätze stehen Fahrzeuge für den Brandschutz bereit. Und auch 280 Einsatzkräfte zur Unterstützung der Polizei bei den Absperrmaßnahmen stehen zur Verfügung.

Im Fall einer Evakuierung wäre auch der Hauptbahnhof betroffen. Die Deutsche Bahn würde den Zugverkehr dann größtenteils einstellen und ihre Passagiere auf anderem Weg ans Ziel bringen.

Um 11 Uhr heißt es dann aber: Entwarnung. Die Polizei gibt per Meldewagen durch: "Hier wurde bei der Suche nach einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg nur ein unbedrohlicher Gegenstand gefunden. Es sind daher keine Evakuierungsmaßnahmen erforderlich."

Bei ihren Grabungen war die Kampfmittelbeseitigungsfirma vielmehr auf einen tiefen Schacht aus Stahlbeton sowie einen großen Öltank gestoßen. Laut Philipp Jäger spiele da sehr viel zusammen, was man an Anomalien beziehungsweise magnetischen Feldlinien habe, die dann eben diese Anomalien ausformen. "Hier liegt definitiv kein Kampfmittel und das kann man deswegen freigeben." Das sei laut der Ersten Bürgermeisterin Ulrike Hotz das beste, was passieren kann, wenngleich natürlich die Aufwendungen hierfür groß gewesen seien. "Aber Sicherheit ist das oberste Gebot bei uns in der Stadt. Und deshalb großes Dankeschön an alle." Es waren über 750 Personen im Einsatz seit heute Morgen. Es sei alles bestens vorbereitet worden. Deshalb geht Hotz auch davon aus, dass im tatsächlichen Fall eines Bombenfunds alles gut gelaufen wäre. Ähnlich sieht das auch Polizeieinsatzleiter Kächele: So hatten die Beteiligten eine wichtige Übung für den Ernstfall, der glücklicherweise ausgeblieben ist.

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