Ehrenamtliche Bewährungshilfe  | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Realistische Enthusiasten gesucht - ehrenamtliche Bewährungshilfe bei der NEUSTART gGmbH

Stand: 13.08.14 17:35 Uhr

Könnten Sie sich vorstellen einen Teil ihrer Freizeit dafür zu opfern, einem Ex-Häftling auf Bewährung zur Seite zu stehen? Kaum einer denkt wohl bei ehrenamtlicher Arbeit sofort an die Bewährungshilfe. Und trotzdem gibt es sie: die Menschen, die helfen wollen, Straffällige wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Ganze 600 ehrenamtliche Helfer zählt die gemeinnützige GmbH NEUSTART. Sie hat vom Land die Aufgabe der Bewährungs- und Gerichtshilfe in Baden-Württemberg übertragen bekommen. Landesweit betreibt NEUSTART 9 Einrichtungen. Eine davon ist in Reutlingen.

Wer die Gefängnismauern nach einem Teil seiner Strafe, zur Bewährung verlassen darf, bekommt in den meisten Fällen einen Bewährungshelfer zur Seite gestellt. Die gemeinnützige GmbH NEUSTART kümmert sich in ganz Baden-Württemberg um die Wiedereingliederung der Ex-Häftlinge. Für den Bereich rund um Reutlingen betreuen fünf-und-neunzig Mitarbeiter rund zwei-tausend Straffällige. Über die Hälfte der Mitarbeiter sind ehrenamtlich angestellt.

"Das können Leute aus dem unterschiedlichsten Hintergrund, aus der unterschiedlichsten Altersgruppe sein. Das geht irgendwo – ich sag mal bei Ecke 25 los – und geht bis zu Leuten die bereits im Pensionsalter sind, die aber sagen ich hab persönlich, vielleicht beruflich eine sehr schöne Laufbahn gehabt, ich möchte mich gesellschaftlich engagieren, vielleicht der Gesellschaft auch etwas zurück geben, erklärt Oliver Arnold, der Einrichtungsleiter der NEUSTART gGmBH in Reutlingen.

Sarah Bartsch ist eine der ehrenamtlichen Bewährungshelferinnen bei NEUSTART und opfert dafür jeden Monat zwischen acht und zwölf Stunden ihrer Freizeit. Ein Engagement das ihr Spaß macht und aus ihrer Sicht wertvoll ist: "Das was wir machen – oder ich kann für mich persönlich sprechen – ist, mit demjenigen zu erarbeiten, warum ist er in die Situation gekommen, was hat in der Vergangenheit dazu geführt und was kann er dafür tun, dass es in Zukunft anders läuft. Oder wobei kann ich ihn oder sie unterstützen damit es anders läuft, schildert die ehrenamtliche Bewährungshelferin.

Einfach sind diese Gespräche nicht immer. Denn die Klienten sind nicht freiwillig da und nicht alle sind von Anfang an gesprächsbereit. Dazu kommt der Umgang mit den Lebensgeschichten und Straftaten die der Bewährungshelfer erfährt.

"Da gibts schon Fälle die einen mehr mitnehmen als andere. Bei mir persönlich kann ich sagen, sind es vor allem immer wieder Jugendliche Straftäter, die teilweise unter 18 sind, und wo man einfach auch merkt, da ist vom Elternhaus aus nicht so wahnsinnig viel Unterstützung da [...] Und natürlich gibts auch Straftaten die einen noch mehr mitnehmen. Zum Beispiel bestimmte Gewaltstraftaten oder Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Das sind dann schon auch Akten und Fälle, die auch nicht so leicht zu handhaben sind", so Sarah Bartsch. 

Wobei die ganz heiklen und schweren Fälle von den ausgebildeten hauptamtlichen Bewährungshelfern übernommen werden. Doch was sollte ein potentieller Bewerber für das Ehrenamt mit sich bringen? Gesucht seien Menschen die ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorweisen könnten, belastbar und mutig genug seien, sich mit den Klienten an einen Tisch zu setzen und über ihre Geschichten zu sprechen, so der Einrichtungsleiter Oliver Arnold. Bei den ehrenamtlichen Bewährungshelfern spiele der Berufsstand keine besondere Rolle. Wichtig aber sei, dass sie mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Interessenten können sich telefonisch unter der 07121/143 34-0 oder per Email (reutlingen@neustart.org), bei der NEUSTART in Reutlingen melden.

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