PKW-Auspuff | Bildquelle: pixelio.de - O. Fischer Foto: pixelio.de - O. Fischer

Abgasskandal:

Neue Strafanzeige gegen Audi - Manipulation womöglich auch bei Benzinern

Stand: 01.09.17 08:45 Uhr

Neue Strafanzeige gegen Audi. Eine im Abgasskandal spezialisierte Kanzlei hat bei der Staatsanwaltschaft München II Strafanzeige gegen die Vorstände der Audi AG wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung erstattet wegen eines bisher wenig beachteten Vorgangs. Außerdem droht eine weitere Klageflut auch bei Benzinfahrzeugen. Es geht dabei um den Vorwurf einer Manipulation bei Benzin- und Dieselfahrzeugen.

"Die Getriebe-Software bei Audi-Modellen mit dem Automatikgetriebe des Typs AL 551 war schon einmal in einem anderen Zusammenhang auffällig geworden", berichtete Auto Motor und Sport. Eine US-Anwaltskanzlei hatte am 9. November 2016 eine erste Sammelklage im Namen von Autobesitzern wegen angeblicher Manipulation von Emissionswerten bei Benzinern mit 3,0-Liter-Motoren eingereicht. Betroffen seien die Modelle A6, A8, Q5 sowie wahrscheinlich auch Q7 und möglicherweise noch weitere Audi mit Automatikgetriebe.

Zuvor hatte die "Bild am Sonntag" berichtet, dass Ingenieure der kalifornischen Umweltbehörde CARB die Manipulation im Sommer entdeckt hätten. Sie betrifft Audi-Modelle mit dem Automatikgetriebe AL 551, laut Bericht der Wochenzeitung wurde das Getriebe in mehrere 100.000 Fahrzeuge eingebaut - bis Mai 2016 inklusive Schummel-Software.

Ein Dreh am Lenkrad steigert den Verbrauch

Aufgeflogen ist die Manipulation, als während des Prüfstandslaufs eines Audi mit V6-Motor jemand am Lenkrad drehte: Die Messwerte seinen darauf hin dramatisch gestiegen, berichtet die Zeitung. Die Software starte zunächst in einem "Warm-up" mit niedriger Schaltdrehzahl, spart so Kraftstoff und CO2. Sobald das Lenkrad um mehr als 15 Grad gedreht wird - was auf dem Prüfstand normalerweise nicht vorkommt, im Straßenverkehr hingegen völlig normal ist - schaltet die Software um. Damit soll bei Messwerten des schädlichen Klimagases CO2 getrickst worden sein - auch bei Benzinern. Das würde bedeuten, dass der Skandal, bei dem es bislang um den Ausstoß des Schadstoffs Stickoxid bei Dieselwagen ging, eine neue Dimension erhalten würde.

Der Betrug ist besonders heikel, weil sich Audi zur Zeit wegen des Abgasskandals in Verhandlungen mit der US-Justiz befindet. In Deutschland richtet sich außerdem die Kfz-Steuer nach dem CO2-Ausstoß, ebenso die NoVa in Österreich. Dem Kraftfahrt Bundesamt (KBA) hatte Audi noch vor einigen Monaten erzählt, gar keine Prüfstandserkennung zu verwenden.

"Zyklusoptimiertes Schaltprogramm"

Die "Bild am Sonntag" zitiert aus dem Abschlussprotokoll einer Sommerfahrt in Südafrika, laut dem Axel Eiser, der damalige Leiter Antrieb fragt: "Wann wird es das zyklusoptimierte Schaltprogramm geben?" Das "Schaltprogramm soll so ausgelegt werden, dass es auf der Rolle zu 100 % aktiv ist, beim Kunden aber nur in 0,01 %." Axel Eiser leite inzwischen die Aggregateentwicklung des Volkswagen-Konzerns, so die BamS weiter."

Die Kanzlei Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH hat deshalb bereits zwei Klagen vor dem Landgericht Offenburg gegen die Audi AG auf Schadensersatz wegen zwei Benzinfahrzeugen der Modelle Q5 und RS6 eingereicht, in denen das Getriebe AL551 verbaut ist. Vertreten wird Audi von der Kanzlei Freshfields, die vortragen lässt, es sei nicht manipuliert worden und das Kraftfahrtbundesamt habe die Getriebesoftware nicht beanstandet. Auf Anfrage der Kanzlei Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH teilt das KBA hingegen mit, der Sachverhalt werde noch ermittelt. Die Kanzlei ist der Ansicht, dass es sich bei der Software um eine illegale Abschalteinrichtung handelt. Unabhängig davon sei das Fahrzeug aber mangelhaft, weshalb Audi Schadensersatz schuldet.

Eine im Abgastest auffällige Getriebesoftware führte bei Audi zum Rückruf von 24.000 Diesel der Baureihen A7 und A8 mit dem Dreiliter-V6-TDI der Abgasnorm EU5. Beim Porsche Cayenne bringt sie einen Rückruf und einen Zulassungsstopp. Rechtsanwalt Dr. Ralf Stoll, der die Strafanzeige erstattet hat, teilt mit: "Vor dem Hintergrund der neusten Rückrufe bei Audi und Porsche ist die Verteidigung von Audi zu dem Getriebe AL551 nicht glaubhaft. Es wird sich deshalb die Staatsanwaltschaft mit dem Sachverhalt beschäftigen müssen. Nachdem erste Klagen eingereicht wurden, droht Audi eine Klageflut auch bei Benzinern."

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