Patientenfürsprecher | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Wenn der Schuh drückt... Patientenfürsprecher in Kreiskliniken

Stand: 02.06.17 17:48 Uhr

In den Kreiskliniken Reutlingen sind bereits seit Anfang des Jahres zwei unabhängige, ehrenamtliche Patientenfürsprecher tätig. Diese sollen als Mittler dienen zwischen Patientinnen und Patienten auf der einen Seite und dem Klinikpersonal auf der anderen Seite. Wenn Konflikte entstehen oder sich Patienten unglücklich fühlen, sind sie zur Stelle. Zeit für eine erste Bilanz.


Dr. Jürgen Mohr, ehemals evangelischer Dekan und jetzt seit zwei Jahren im Ruhestand, ist einer der beiden ehrenamtlichen Patientenfürsprecher. Seit Januar ist er für die Kreiskliniken in Reutlingen und Münsingen zuständig. Angefragt wurde er von der Klinikseelsorge, doch für ihn unterscheidet sich das Ehrenamt von der Seelsorge in einem wichtigen Punkt: "Wir können eigentlich nur tätig werden, wenn einer auf uns zukommt, so dass die Seelsorgenden wissen müssen, dass es uns gibt und im Einzelfall der Patientin oder dem Patienten sagen: Wende dich an Frau Hespeler, die kann für dich eine Brücke bauen", so Mohr.
 
Frau Hespeler, Vorname Ulrike, tätig für die Landesärztekammer, ist die andere ehrenamtliche Patientenfürsprecherin. Sie ist zuständig für die Ermstalklinik in Bad Urach. "Ich sehe unsere Funktion jetzt auch mehr im Wegezeigen und Kontakteknüpfen, muss man zum Sozialamt, ist ein Anwalt einzuschalten oder eine Schlichtungsstelle, wenn das Thema Behandlungsfehler im Raum steht, da sehe ich den seelsorgerischen Bereich jetzt nicht so sehr im Fokus", sagte Hespeler.
 
Den beiden ist klar, dass viele Probleme im Klinikalltag nicht lösbar sind. Das hängt damit zusammen, dass sich Krankenhäuser immer im Spannungsfeld bewegen zwischen dem Patientenwohl und der Wirtschaftlichkeit. "Wir können die Personalknappheit nicht lösen, wir können nicht das Essen organisieren, aber wir sind da, können zuhören, können Stationsleitung weitertransportieren", sagte Hespeler. "Aber es ist auch vorgesehen, dass wir hier Gespräche mit der Geschäftsführung haben, wo wir solche Dinge dann auch ansprechen könnwn."
 
Dass es Patientenfürsprecher gibt, ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Zwar gibt die Klinik an neue Patientinnen und Patienten Flyer aus, doch die meisten Anfragen gab es bisher vom Bereich des Pflegepersonals. "Es ist so, dass die Patientenfürsprecher noch nicht überrannt werden von unseren Patienten", so Pflegedirektorin Dr. Sabine Proksch. In Baden-Württemberg sei es noch ein recht fremder Begriff, in anderen Bundesländern dagegen über viele Jahre schon Alltag. 
 
Jetzt wollen die Reutlinger Kreiskliniken die ehrenamtliche Patientenfürsprecher deshalb bekannter machen, damit die Patientinnen und Patienten wissen, an wen sie sich wenden können, falls Probleme auftauchen.
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