Mieterstrommodell vorgestellt | Bildquelle: RTF.1

Tübingen/Stuttgart/Berlin:

Tübingen macht auch Dächer "blau": Stadt startet im Güterbahnhof-Quartier Pilotprojekt "Mieterstrom"

Stand: 14.03.17 10:30 Uhr

Tübingen macht jetzt auch Dächer "blau".Zumindest gilt dies - im übertragenen Sinn- für die neu zu errichtenden Gebäude auf dem Güterbahnhof-Areal. Denn dort werden Eigentümer verpflichtet, Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern zu errichten. Als Gegenleistung für den dort erzeugten Öko-Strom kann von den Stadtwerken ein Stromtarif gebucht werden, der unter dem Preis von normalem Strom liegt. Da sogenannte Mieterstrom-Modell ist ein landesweit bisher einzigartiges Pilot-Projekt zur Energiewende, das Aufmerksamkeit bis nach Berlin entwickelt. Heute haben sich Abgeordnete der CDU-Landtagsfraktion und ein Bundestagsabgeordneter das Modell im Tübinger Rathaus angeschaut. Es könnte Schule machen.


Ein vor rund einem Jahr ein noch sicher eine eher unwahrscheinliche Konstellation
Abgeordnete der CDU-Landtagsfraktion und ein CDU-Bundestagsabgeordneter m Tübinger Rathaus. Die Schwarzen des Arbeitskreises Umwelt, Klima und Energiewirtschaft lassen sich von Tübingens grünem OB Boris Palmer und Rainer Zinser von den Stadtwerken Tübingen über ein landesweit einzigartiges regeneratives Energieprojekt informieren:

Denn die Neckarstadt macht beim Bau ihres neuen Wohnquartiers auf dem Güterbahnhof-Areal jetzt sozusagen auch die Dächer der neu entstehenden Gebäude blau: Alle Bauherren der Häuser mit rund 570 Wohnungen, 40 Büros und kleinen Betrieben sind verpflichtet, auf ihren Dächern Photovoltaik-Anlagen zur Eigenstromversorgung zu  errichten.

Das Besondere: Nicht nur die Eigentümer, sondern auch die Mieter sollen dabei profitieren. Die Stadtwerke, so Boris Palmer, haben dafür "ein Angebot entwickelt, das günstiger ist. Der Strom  vom eigenen Dach ist sozusagen günstiger, als der normale Strom".  2018, so Palmer, werde Tübingen damit  "ein Vorzeigequartier haben". Vom niedrigen Strompreis profitieren auch potentielle Mieter - wenn sie sich für den entsprechenden Stromvertrag der Stadtwerke entscheiden. Für dem verpflichtenden regenerativen Öko-Schub nehmen die Tübinger Stadtwerke und die Stadt in Kauf, dass ihnen das Netzentgelte verloren geht.

Das von Palmer bei den grün-schwarzen Koalionsverhandlungen angeschobene Pilot-Projekt gefällt auch den Schwarzen sichtlich gut: Faszinierend und begeisternd sei es, so Paul Nemeth, der  energiepolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Ein Modell, das in die Fläche umgesetzt werden könne und müsse, "wenn die Energiewende gelingen soll". Zudem sorge das Modell auch noch  für einen zusätzlichen ökonomischen Schub. Denn man  werde dafür Technik und Handwerker brauchen.

Auf für Thomas Bareiß, den CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Zollernalb-Sigmaringen, entsteht hier etwas, was in die energiepolitische Zukunft weise. Mit dem Mieterstrommodell könne man "die Energiewende in die Städte holen".  Bisher sei die Solarstromgewinnung noch zu sehr auf den ländlichen Raum beschränkt. Man brauche "die Energiegewinnung vor Ort".  Strom, der "vor Ort erzeugt und vor Ort verbraucht wird".

Für den Mieterstrom seien Stadtwerke und Baugesellschaften in öffentlicher Hand die idealen Partner, um die Dinge umzusetzen, so Nemeth.Deshalb habe man bei den grün-schwarzen Koalitionsverhandlungen "ein 50 000 Dächer-Programm" für das Land aufgelegt.  Schon in diesem Jahr werde Baden-Württemberg das Modell mit 1,8 Millionen Euro fördern. Dazu kämen noch geplante Förderungen durch den Bund.

Das Tübinger Pilot-Projekt soll jetzt als Innovations-Leuchtturm Strahlkraft zur Nachahmung in anderen Kommunen entfalten. In Berlin, so Bareiß, plane man das Mieterstrom-Modell durch eine Förderung von einem bis 4 Cent kostengünstiger zu machen. Langfristig könnten so 60 Prozent des Eigenbedarfs in einem Haus gedeckt werden. Wünschenswert seien  aus Berliner Sicht zunächst 15 000 bis 20 000 neue Anlagen pro Jahr.

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