Fußball-WM: Public Viewing | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Ein Hauch von Sommermärchen - Tausende Besucher nutzen "Public Viewing"-Angebote

Stand: 30.06.14 20:28 Uhr

Rund 27 Millionen Deutsche haben gestern das letzte Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die USA gesehen – eine Quote von fast unglaublichen 83 Prozent. Doch nicht alle saßen vor den TV-Schirmen. In Baden-Württemberg zog es rund 750 000 Menschen zum "Public Viewing" ins Freie. Und auch in der Region erfuhren die zahlreichen "Open-Air"-Leinwände regen Zuspruch. So auch in Reutlingen, im alten Stellwerk.

Spannung und Optimismus lag in der Luft, im alten Stellwerk in Reutlingen. Trotz dem das Spiel am Abend eines Werktags stattfand, kamen rund 1200 Besucher auf das Gelände hinter dem Reutlinger Hauptbahnhof. Brisant: Das Spiel Deutschlands gegen die USA war auch das Duell des aktuellen und eines ehemaligen deutschen Bundestrainrs. Joachim Löw, taktischer Vordenker bereits beim WM-Sommermärchen 2006, traf auf seinen damaligen Chef, Jürgen Klinsman. Brisant auch die Aussicht, dass beiden Teams ein Unentschieden den sicheren Einzug ins Achtelfinale bringen würde. Wurde also im Vorfeld abgesprochen oder gemauschelt? Die Zuschauer in Reutlingen glauben das eher nicht, so das Ergebnis einer RTF.1-Umfrage.

Eine überwältigende Mehrheit ist sich zudem sicher, dass Deutschland die nächste Runde auf jeden Fall packen wird. Nur wenige glauben an ein Unenentschieden. Die allermeisten gehen von einem klaren Sieg der Deutschen aus. Auch ein vereinzelter amerikanischer Fan, der das Stellwerk mit seinen deutschen Freunden besucht, glaubt nicht an einen US-Sieg. Für ihn gehe das in jedem Fall podsitiv aus: entweder werde er sich über den Sieg der US-Boys freuen. Und wenn diese verlören, ja dann gebe es in den Folgestunden hier eine richtig coole Party.

Punkt 18 Uhr: Das Spiel beginnt. Die deutsche Mannschaft von Beginn an am Drücker. Sie nistet sich fast dauerhaft im amerikanischen Drittel ein. Doch trotz der überragende Prozent-Quote beim Ballbesitz – gemeldet werden 83 Prozent : ein Tor-Abschluss will dem deutschen Team trotz vieler Chancen nicht gelingen. Lamentieren über verpasste Gelegenheit im Publikum.

Null zu Null dann zur Halbzeit. Die Meinungen zum Spiel unterschiedlich. Einigkeit aber in der Gesamteinschätzung: Es herrscht weiter Optimismus vor. Dann nahm das Spiel wieder Fahrt auf - und ebenso die Spannung. Zehn Minuten später, die 55. Minute: Thomas Müller zieht aus der Ferne durch. Der Ball knallt spitzwinklig ins lange Eck. 1: 0 für Deutschland. Im Stellwerk springen die Zuschauer auf. Es gibt kein Halten mehr. Es gibt fliegende Bierbecher, unfreiwillige Bierduschen und euphorische Tanzeinlagen.

Trotzdem, ein zweites Tor würde die Fans ganz offensichtlich sehr beruhigen, den Sieg und das Weiterkommen ins Achtelfinale unter Dach und Fach bringen. Diese laustarken Forderungen beiben aber unerhört . Bis auf wenige Unaufmerksamkeiten ist die deutsche Elf aber weiterhin dominant, fast dauerhaft im Ballbesitz. Sie lässt lange Zeit nichts mehr anbrennen. Nur in den wenigen Minuten der Nachspielzeit wird etwas geschlampert. Die Amis nocfhmal am deutschen Tor. Der Bundestrainer tobt - ganz ungewohnt emotional - wie ein Derwisch am Platzrand. Trotz aller gegenteiliger Proklamationen: da Aufeinandertreffen beider Teams: aufgeladen.

Kurz vor acht ist es dann geschafft: der Schlusspfiff. Freude bei den Fans, aber kein überschwänglicher Jubel. Das Achtelfinale ist gesichert. Dazu ist Deutschland Gruppenerster. Und: auch die deutsch geprägte US-Auswahl ist weiter. Mit dem Spiel der Deutschen sind die meisten zufrieden. Deutschland wird ins Finale kommen, glauben sie. Ob Russland oder Algerien, dieser Brocken, da herrscht Einigkeit, werde weggeräumt. Einer meint, dass Frankreich im Halbfinale ein echter Prüfstein sein könnte.

Wenig später: nur einige hundert Meter entfernt verwandelt sich die abgesperrte Karlsstraße / Ecke Wilhelmstraße wieder ganz traditionell in eine einzige Fußball- Party-Zone. Das Achtelfinale ist sicher, die Stimmung gut, die Fans sind optimistisch, dass es noch lange weiter geht in diesem Turnier. Noch viel "Public Viewing" und Gemeinschaftserlebnis unter freiem Himmel stehe wohl an, so denken sie. Ein Hauch des Sommermärchens von 2006 weht durch die Achalmstadt.

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