Senioren im Pflegeheim | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Wo es beim Ausbau der Pflege hakt: Baden-württembergischer Sozialminister Lucha informiert sich in Tübingen

Stand: 30.01.17 17:01 Uhr

Pflege wird bei einer zunehmend alternden Bevölkerung immer wichtiger. Wie aber kann diese im Rahmen der bestehenden Gesetze und Regeln kommunal optimal gestaltet werden? Die Stadt Tübingen hat den Antrittsbesuch des baden-württembergischen Sozialminister Manfred Lucha zum Anlass genommen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Neben der Stadt waren zahlreiche Pflegeheimleitungen und -betreiber sowie die Altenhilfe und Beratungsstellen vertreten. Und berichteten, wo ganz real der Schuh drückt.


Das Tübinger Bürgerheim.Eine von drei großen städtisch betriebenen Einrichtungen für stationär Pflege. Daneben gibt es private Anbieter. Der Bedarf an stationären Pflegeplätzen in Tübingen steigt. 2020, so die Stadt, werden rund 125 Betreuungsplätze, 2030 dann schon rund 280 Pflegeplätze fehlen.

Dem Mangel will die Unistadt mit der „Tübinger Strategie" zu Leibe rücken: Neben den großen Heimen sollen dies dort unter anderem dezentrale Einrichtungen, betreute Wohngruppen und ambulante Pflegeangebote leisten.

Man werde viele neue Pflegeplätze brauchen, so Palmer. Und Tübingen wolle dies "Sozialraum orientiert" machen: "Wir wollen, dass unsere Ortschaften vor Ort mit Pflegeinfrastruktur ausgestattet sind". Der Realisierung dieses Ziels stünden aber oft  "eine Vielzahl von Regulierungen und sich widersprechenden Regelungen" entgegen. Diese wirkten sich am Ende nicht nur negativ beim Thema  Wirtschaftlichkeit aus, sondern dadurch auch bei der Zahl der Pflegeplätze.

Ein Beispiel. Das Tübinger Bürgerheim. Es muss wegen neuer brandschutzrechtlicher Bestimmungen  umgebaut werden. Dazu kommt noch, dass die Möglichkeit, Zwei-Bett-Zimmer anzubieten, gesetzlich ausläuft.  Das führe "in der Summe dazu, dass statt bisher 31 nur noch 27 Plätze angeboten werden können", so Palmer. Der Personalaufwand bleibe aber gleich. Die Bauninvestitionen würden "eher größer. und damit wird damit wird das strukturell eine defizitäre Einrichtung. auf Grund veränderter Rahmenbedingungen".

Dass die neuen Sicherheits- und Pflegestandards dem Ziel des Ausbaus der Pflegeplätze entgegenstehen, nimmt Lucha jetzt nach Stuttgart mit. Es gäbe "sicher im Einzelfall Situationen, wo man nachsteuern" müsse. Das werden man "aufnehmen, zum Beispiel, was die Heimbauverordnung betrifft". Das Land hat dafür bereits eine Beschwerdestelle eingerichtet.

Mit der "Enquete-Kommision Pflege", der Landesheimbauverordnung, dem Wohnteilhabe- und dem Pflegegesetz habe man, im Sinne einer besseren Pflege, aber wichtige Verbesserung erzielt. Das spiegle auch das von Tübingen in Angriff genommene, heterogene Pflegekonzept. Die Richtung stimme: "sozialraumbezogen, wohnortnah, an der Lebenswirklichkeit, an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet". Er werde die Anregungen der Tübinger Pflege-Experten aufgreifen. Es gäbe sicher Bereiche, in denen man die gesetzlichen Regelungen noch nachbessern müsse.

Am Schluss noch gute Nachrichten für Tübingen: Die geplante Demenz-WG, die im Güterbahnhof im Mehrgenerationenhaus der Baugemeinschaft Plan G entsteht, wird einen Landeszuschuss von 100.000 Euro bekommen.

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