Reichstag in Berlin | Bildquelle: RTF.1

Beben in der SPD:

Reaktionen auf Kanzlerkandidatur-Verzicht von Sigmar Gabriel

Stand: 25.01.17 07:55 Uhr

Die SPD-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg, Leni Breymaier, hat es "aus den Socken gehauen", dass Parteichef Sigmar Gabriel nicht als Kanzlerkandidat seiner Partei antreten möchte und dem ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz den Vortritt lässt. Der aus dem Kreis Reutlingen stammende Grünen-Chef Cem Özdemir hat die voraussichtliche Nominierung von Martin Schulz als SPD-Kanzlerkandidat begrüßt. "Martin Schulz steht zweifelsohne für einen proeuropäischen Kurs", sagte Özdemir.

Er sei allerdings gespannt, wie Schulz die großen Herausforderungen in der Umwelt- und Klimapolitik und bei der notwendigen ökologischen Modernisierung der Wirtschaft anpacken möchte, so Özdemir zur "Rheinischen Post". Über Gabriel sagte Özdemir: "Ich habe großen Respekt vor Sigmar Gabriels Entscheidung und politischer Leistung. Er hatte als SPD-Vorsitzender sicherlich keinen leichten Job. Aber er hat den Laden zusammen gehalten."

Die SPD-Landesvorsitzende Leni Breymaier erklärte: "Zeitpunkt und Art der Verkündung haben mich überrascht. Ich freue mich, in einer Partei zu sein, die mehr als eine geeignete Persönlichkeit für wichtige Führungspositionen hat." Sie habe Respekt vor Gabriels Entscheidung. "Martin Schulz ist eine erfahrene, beliebte und streitbare Persönlichkeit. Ich freue mich auf den Wahlkampf mit ihm."

SPD-Vizechefin Manuela Schwesig hat die Entscheidung für eine Kanzlerkandidatur von Martin Schulz begrüßt. "Ich finde die Entscheidung richtig, Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten und Parteivorsitzenden zu nominieren", sagte Schwesig der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". "Mit ihm haben wir die Möglichkeit, einen engagierten, lebendigen Wahlkampf zu führen. Einen Wahlkampf für Gerechtigkeit", so die Bundesfamilienministerin. Sie betonte, dass sie "großen Respekt für die Entscheidung von Sigmar Gabriel" habe. "Er hat mit dieser Entscheidung gezeigt, dass es ihm wirklich um die Partei und eine Perspektive für ein gutes Wahlergebnis geht", sagte Schwesig.

Die Linken-Bundesvorsitzende Katja Kipping zeigte sich mit Blick auf einen SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz skeptisch: "Ob Martin Schulz ein Zeichen für einen fortschrittlichen Politikwechsel wird, ist unbestimmt." Für sie werde es sich daran zeige, ob er bereit sei, die Reichen zu besteuern, die solidarische Mitte zu stärken, die Armut wirksam zu bekämpfen und Europa nicht zu einer Militärmacht auszubauen. "Ich habe so meine Zweifel", sagte sie dem Tagesspiegel.

Nach seinem Verzicht schlägt Gabriel im stern den früheren Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, als SPD-Kanzlerkandidaten vor. Schulz, so Gabriel gegenüber dem stern, habe "die eindeutig besseren Wahlchancen".

Mit dem Verzicht auf die Kanzlerkandidatur kündigt Gabriel zugleich im stern an, er stelle auch sein Amt als Parteivorsitzender zur Verfügung. Als seinen Nachfolger schlägt er auch hierfür Martin Schulz vor. Stattdessen wird Gabriel das Amt des Außenministers von Frank-Walter Steinmeier übernehmen, dem designierten Bundespräsidenten.

Der SPD-Politiker Franz Müntefering befürwortet die Kanzlerkandidatur seines Parteikollegen Martin Schulz. Der ehemalige Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion sagte exklusiv im WDR-Fernseh-Magazin "daheim + unterwegs": "Es ist gut, dass die Entscheidung da ist. Nun kann der Wahlkampf beginnen. Martin Schulz hat in Europa eine glänzende Rolle gespielt. Er kennt sich auf dem internationalen Parkett aus und ist in der Partei drin wie man nur drin sein kann. Er wird einen fulminanten Wahlkampf machen - da bin ich mir sicher. Sigmar Gabriel und wir alle werden ihm dabei helfen."

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat Respekt für den Rückzug von Sigmar Gabriel als SPD-Chef und Kanzlerkandidat bekundet. "Diese Entscheidung widerlegt das am Stammtisch gepflegte Vorurteil, alle Politiker würden nur auf die eigene Karriere schauen", sagte Hofreiter der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). Gabriel habe als Parteivorsitzender der SPD viel geleistet. Der Grünen-Politiker bescheinigte dem Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler für seine Entscheidung "persönliche Größe".

Mit Martin Schulz solle ein überzeugter Europäer Parteivorsitzender und SPD-Kanzlerkandidat werden. "Ich bin gespannt, wie er sich zu zentralen innenpolitischen Fragen und dem Kurs der SPD positionieren wird. Das macht den Wahlkampf spannend", meinte Hofreiter. Er freue sich auf die Auseinandersetzung um die "überzeugendsten Antworten" auf die gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen.

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