Hülben:
Genossenschaftlicher Dorfladen soll Ausbluten der Ortsmitte verhindern
Stand: 20.01.17 15:25 Uhr
Es ist ein Trend, der schon seit einigen Jahren anhält: In den Innenstädten und Dörfern gibt es immer mehr leerstehende Läden. Neue Geschäfte siedeln sich bevorzugt draußen, auf der grünen Wiese, an. Innenstädte und Dörfer drohen auszubluten. Doch es gibt auch einen Gegentrend. Genossenschaftliche Läden sollen Versorgungslücken schließen und Leben in Leerstände bringen. Solche Läden gibt beispielsweise in Lustnau, im Löwen in Tübingen und jetzt auch in Hülben im Landkreis Reutlingen. Dort hat am Donnerstag ein genossenschaftlicher Dorfladen eröffnet - gut zwei Wochen, nachdem das letzte Lebensmittelgeschäft im Ort für immer geschlossen hatte.
Hauptstraße 6, mitten in der Ortsmitte, direkt gegenüber vom Rathaus. Hier ist der Hülbener Dorfladen untergebracht. Früher war hier eine Schlecker-Filiale; seit der Unternehemenspleite vor fünf Jahren stand das Ladengeschäft leer. Gleichzeitig, so Bürgermeister Siegmund Ganser, entstand die Idee zum Dorfladen. "Wir hatten vor fünf, sechs Jahren in der Dorfkernentwicklung, die wir in der Gemeinde Hülben anstreben, uns Gedanken gemacht: Was gehört eigentlich zur Grundversorgung?" sagte Ganser. "Man diskutiert über die ärztliche Grundversorgung, aber es gehört auch das tägliche Leben dazu, und das war der Aufhänger zu sagen: Wir brauchen im Ort unseren Dorfladen, unseren Laden, wo die Leute, vor allem die immobilen Leute auch einkaufen können."
Einkaufen können die Kundinnen und Kunden des Dorfladens alles, was für das tägliche Leben benötigt wird. Mit Fragebögen haben Gemeinde und Genossenschaft im Vorfeld den Bedarf der Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes ermittelt. Großen Wert wird hier auch auf Qualität gelegt. Regionale Produkte haben klar Vorrang. "Die Produkte kommen von überwiegend regionalen Lieferanten", sagte Carina Gleß, Vorstand der Genossenschaft. "Hier haben wir über 20 regionale Anbieter, wir wissen, woher die Ware kommt bzw. haben schon einen Hof oder die Metzgerei besucht, so dass wir genau wir wissen, woher die Ware tatsächlich kommt, und dann haben wir einen Hauptlieferanten, über den wir die meiste andere konventionelle Ware beziehen."
Profit spielt im Dorfladen keine Rolle. Aber er soll sich selbst tragen. Ziel ist die schwarze Null. Das Gründungskapital stammt von den Genossenschaftsmitgliedern. Hundert Euro kostet ein Anteil. Der Laden beschäftigt drei Mitarbeiterinnen mit insgesamt eins Komma acht Stellen. Der Rest wird mit mehr als siebzig Ehrenamtlichen abgedeckt. Ehrenamtliche packten auch bei der Renovierung des Ladengeschäfts an. Der neue Dorfladen enthält auch eine Poststelle sowie ein kleines Café-Eck. Geplant ist außerdem ein Straßencafé. "Unser großer Traum oder Wunsch wäre das Café Rosengarten, am Seiteneingang des Ladens gibt es die Möglichkeit, auf dem Grünstreifen vielleicht mal im Sommer ein paar Tische rausstellen mit Stühlen, um dann Kaffee im Freien genießen zu können", sagte Gleß.
Denn der Dorfladen soll nicht nur Nahversorger sein sondern auch sozialer Treffpunkt des Dorfes. Schon am Vormittag des Eröffnungstags war die Resonanz groß, und es zeigt sich: Der Laden wird angenommen.
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