Boris Palmer nach dem Wahlsieg | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

10 Jahre OB in Tübingen: Boris Palmer und RTF.1 ziehen Bilanz

Stand: 15.01.17 18:04 Uhr

Am 11. Januar vor genau 10 Jahren ist Boris Palmer als Oberbürgermeister der Stadt Tübingen vereidigt worden. Ob "Tübingen macht blau", Umbau der Mühlstrasse, Zinserdreieck, ÖPNV, Wirtschaftsboom, aber auch ein eher autounfreundlicher Straßenverkehr oder kontrovers diskutierte tagespolitische Äußerungen: Wir haben ihn aus diesem Anlass besucht und in einem Interview mit dem grünen Rathauschef über dieses Jahrzehnt gesprochen und eine Bilanz gezogen.


Überraschender Wahlsieg: 2006 stieß der damals erst  34jährige grüne Landtagsabgeordnete Boris Palmer die amtierende SPD-OB  Brigitte Russ-Scheerer im ersten Wahlgang vom Thron. In der Folge machte sich Palmer nicht nur wegen seiner CO2-Kampagne "Tübingen macht blau" bundesweit einen Namen. Neu angesiedelte Unternehmen, dazu allein 5000 neue Wohnungen, rund 30 Prozent für geringe Einkommen – allein bis bis 2014.

Im selben Jahr wurde der Landes- und Bundespolitiker auf dem Tübinger OB-Sessel, wie viele meinen,  triumphal mit rund zwei Drittel der Stimmen wiedergewählt. 10 Jahre Boris Palmer in Tübingen - Für RTF:1 und BWeins zieht der in seiner Partei wegen seiner Debatten-Vorstöße vor allem in der Flüchtlingspolitik und dem Umgang mit der Rechten nicht unumstrittene politische Querdenker eine Bilanz:

Besonders stolz ist Palmer auf die ökonomischen Entwicklungen: Die Gewrbesteuer hat sichin einem Jahrzehnt verdoppelt. Die Zahl der Arbeitsplätze ist um fast 20 Prozent gestiegen.Darunter viele "Zukunftsarbeitsplätze" in Forschung, Wissenschaft, in der Gesundheitsmedizin, in der Informationstechnik und den Umweltbranchen, wie Palmer betont.

Ein bundesweit beachteter und darüber hinaus beachteter politischer Markstein, für den Palmer zumeist auf Werbetour in seinem  marineblauen Anzug ging: Die Umweltkampagne „Tübingen macht blau": Fast 25 Prozent weniger CO2 pro Kopf. Man sei weiter eine der "führenden Klimaschutzstädte. Das möchte ich weiter vorantreiben". Das ganze sei eine "große Erfolgsgeschichte, bei der wahnsinnig viele Menschen mitgemacht haben. Da möchte ich mich bedanken". Tübingen hat zudem früher als viele andere Kommunen in kosten-, energie- und stromsparende Energiesanierungen an seinen Gebäuden investiert.

Deutliche und sichtbare Veränderungen gab es unter Palmer auch im Stadtbild der Neckarstadt: "Wenn Sie durch die Stadt laufen, die alte Mühlstraße noch kennen, das alte Zinserdreieck noch kennen, die Straßenbeläge kennen, dann werden sie mir zugestehen: es hat sich vieles in der Stadt gravierend verbessert". Der Europaplatz sei "als große Aufgabe für die nächsten Jahre verblieben". "Die Schandflecke" habe man  beseitigen können. Man habe "für Fahrradfahrer und Fußgänger Vorfahrt geschaffen", die Aufenthaltsqualität habe sich dadurch verbessert - und das unterstütze auch den Handel.

Vorrang Fahrrad und ÖPNV , Verkehrsberuhigungen, statt freie Fahrt für den Autoverkehr: das blieb und bleibt allerdings nicht immer ohne Kritik:

Mit fast durchweg positiver Resonanz hingegen die Umgestaltung der Tübinger Stadtwerke. Diese agieren seit Palmer als Player beim Thema Klima- und Umweltschutz. Knapp 50 des Stroms kommen aus eigenen umweltfreundlichen Quellen und  eigenen Produktionsanlagen. Bis 2020 soll dieser Anteil auf bis zu 70 Prozent ausgebaut werden. Dazu haben die Stadtwerke grade ein riesiges Investitionsprogramm für erneuerbare Energien begonnen.

Ganz vorne steht Tübingen auch in einem Bereich da, der für viele Menschen und Paare immer wichtiger wird: Die Zahl der Kinderbetreuungsplätze ist mehr als verdoppelt worden. Die Stadt steht damit in Westdeutschland mit der am besten ausgebauten Kinderbetreuung da. Darauf könne "man durchaus stolz sein". "Sozial ökologisch und wirtschaftlich"  sei dies sehr positiv.

Sozial-ökologologisch- ökonomisch - ein weiteres, landes- und bundesweit viel beachtetes Konzept, dass sich  später auch WInfried Kretschmann für den Landtagswahlkampf ausborgte: Stadtverdichtung, statt Flächenfraß, so lange es geht. Umwelt- und Klimaschutz, dazu erschwingliche Wohnungen.

Ökonomisches Wachstum soll ökologisch und sozial stattfinden. Es sei Aufgabe der Grünen, so Palmer, zu zeigen, "dass es möglich ist, wirtschaftlichen Wohlstand mit ökologischer Verantwortung" zu verknüpfen. " Auf diesem Weg" gehe man in TÜbingen "erfolgreich voran.

Palmer ist überzeugt: "Wenn Ökologie nicht mit dem  v verknüpft wird, was wesentlich im Leben ist, dann wird Ökologie kein Erfolgsprojekt". Tübingen könne zeigen, dass das zusammengehe. Tübingen habe hier eine besondere Qualität: Zukunftslabor Labor zu sein, für Projekte wichtiger zukunftsfähiger Entwicklungen. Nicht selten kommen hier Vertreter anderen Städte vorbei, um sich ein bisschen was von Tübingen abzuschauen.

 

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