Polizeiabsperrung | Bildquelle: pixelio.de - Falk Jaquart Foto: pixelio.de - Falk Jaquart

Bautzen:

Handwerker kommentiert Brandanschlag mit "Kameraden, Sieg Heil! Gute Arbeit."

Stand: 11.01.17 17:18 Uhr

Fast ein Jahr nach dem Brandanschlag auf das bezugsfertige Flüchtlingsheim "Husarenhof" in Bautzen ist ein schockierendes Handyvideo aufgetaucht: Darin dokumentiert der Mitarbeiter einer Baufirma die durch die Brandstiftung verursachten Schäden und beendet seinen Rundgang mit den Worten: "Sieg Heil! Gute Arbeit...". Abschließend wird ein brandzerstörter Raum mit den Worten kommentiert: "Hier das können sie noch bewohnen, die Kanaken". Das Video wurde dem MDR-Magazin "Exakt" zugespielt.

Das Video sorgt erneut für Diskussionen über den Umgang mit Rechtsextremismus in der Stadt. Valentin Lippmann, Parlamentarischer Geschäftsführer und innenpolitischer Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag, beschäftigt sich intensiv mit fremdenfeindlichen Vorfällen in Bautzen. Zu dem Video aus dem "Husarenhof" sagte er gegenüber "Exakt": "Das ist natürlich schockierend, wenn hier eins zu eins rassistische und neonazistische Positionen wieder gegeben werden. Das zeigt, wie tief offensichtlich dort bis in die Gesellschaft die Verankerung von Menschen mit solchem Gedankengut vorhanden ist."

Die Baufirma ist im Bautzener Oberland ansässig. Sie bestätigte, dass ein Mitarbeiter das Video vor Monaten angefertigt habe. Ihm sei bereits gekündigt worden. Nach Informationen von "MDR-Exakt" liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft. Erst Ende November verurteilte ein Gericht zwei 21-jährige Männer zu Haftstrafen, weil sie in der Brandnacht am "Husarenhof" unter anderem Platzverweise ignorierten, die Polizisten bepöbelten und sogar angriffen.

Im vergangenen Jahr geriet Bautzen immer wieder durch fremdenfeindliche Übergriffe bundesweit in die Schlagzeilen. Im September trieben rechte Jugendliche minderjährige Flüchtlinge durch die Stadt. Im November wurden Flüchtlinge mit Schreckschusswaffen bedroht. Ein bereits durch die Ermittlungsbehörden identifizierter Tatverdächtiger präsentiert sich auf seiner Facebookseite als Anhänger der rechtsextremen "Division Bautzen". Im Dezember wurden mehrere Brandsätze auf die Flüchtlingsunterkunft "Spreehotel" geworfen. Auch diese Tatverdächtigen gehören nach Recherche von "MDR-Exakt" zum rechtextremen Spektrum der Stadt. Einer der drei Männer präsentiert sich im Internet zudem als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Die ausgewerteten Facebook-Seiten zeigen einen hohen Vernetzungsgrad der mutmaßlichen Täter mit den lokalen rechtsextremen Bewegungen.

Das Operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei teilte "MDR-Exakt" mit, es liefen intensive Ermittlungen dazu, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Brandanschlägen gibt.

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