Bukavu, eine Großstadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo: Medikamente, auch Antibiotika, werden hier wie auch anderswo in Afrika auf offener Straße verkauft. Weder die Händler, noch die Kunden haben Ahnung von der Dosierung, dem Zeitpunkt oder dem Zeitraum, in dem ein Medikament eingenommen werden soll.
Mifrin Mpundu, Leiter des Netzwerks EPN, sieht darin eine der Ursachen für zunehmende Resistenzen.
"Diese Antibiotika kann jeder kaufen", so Mpundu. "In der Apotheke, im Laden, am Straßenrand, auf dem Markt – sie sind überall. Diese regulatorischen Mechanismen, wie es sie zum Beispiel in Deutschland gibt, dass es ohne ärztliches Rezept keinen Zugang zu Antibiotika gibt, das geschieht dort nicht. "
Ein weiteres Problem: Armut. Viele Menschen verdienten weniger als einen Dollar pro Tag, so Mpundu. Die ins Land importierte Medizin ist zu teuer. Dafür wird der Markt von gefälschter und somit qualitativ schlechter Ware überschwemmt. Kontrolle findet kaum statt.
Richard Neci ist Leiter des Pharmazeutischen Zentrums in Bukavu. Die Apotheke ist für die ganze Provinz Süd-Kivu zuständig – einer Region so groß wie Süddeutschland. "Manchmal beginnen wir den Transport mit dem Auto oder LKW", sagt Neci. "Danach muss man Fahrräder verwenden, danach die Medizin auf dem Kopf transportieren, und das ist eine richtig große Herausforderung: Sicherzustellen, dass die Qualität aus dem Lager auch bei der Gesundheitseinrichtung ankommt. "
Jede Menge Probleme also, die derzeit in Tübingen von Experten in aller Welt diskutiert werden – und die auch die ganze Welt betreffen. Denn resistente Keime breiten sich durch Flugreisen schnell in aller Welt aus.
Ein weiteres Schwerpunktthema: Chronische Krankheiten. Auch die sind in Afrika auf dem Vormarsch, weiß Albert Petersen, Leiter der Difäm-Arzneimittelhilfe. "Wir haben früher, als ich anfing, gesagt: Chronische Krankheiten in Afrika kannst du vergessen, das sind Wohlstandskrankheiten, wir müssen uns um Infektionen kümmern", sagte Petersen. Doch mittlerweile nehmen die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch in afrikanischen Ländern stark zu. Und nicht nur die.
"Wenn wir dieses Problem nicht angehen, sehen wir einen riesigen Tsunami auf uns zukommen", sagt Mifrin Mpundu. "Wir sehen Kinder im Alter von sieben, acht Jahren mit Diabetes. Und unglücklicherweise ist die Medizin nicht verfügbar. Und falls doch, ist sie sehr teuer. "
Wie dringend das Problem ist, zeigt das Beispiel Tschad. In dem riesigen afrikanischen Land sind Experten für chronische Krankheiten Mangelware, so Djekadoum Ndilta, der dort ein Krankenhaus leitet. "Im ganzen Land haben wir nur einen einzigen Spezialisten für Diabetes, und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wir nur zwei. Im ganzen Land", so Ndilta. "Deshalb ist es sehr schwierig. Wir versuchen unser bestes, aber die Qualität der Behandlung, die wir den Patienten geben, ist nicht besonders gut. "
Die Zeit drängt, denn nicht nur in den Industrieländern, sondern weltweit sind chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs die häufigsten Todesursachen.
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