Anton Hofreiter | Bildquelle: RTF.1

Abgasskandal:

Grünen-Fraktionschef Hofreiter warnt Autoindustrie vor weiteren Konsequenzen

Stand: 22.04.16 15:46 Uhr

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat die deutsche Automobilindustrie vor weiteren Konsequenzen aus dem Abgasskandal gewarnt, die über die jetzt notwendige Diesel-Rückrufaktion hinausgehen. "Es bestätigt sich, was vielfach vehement abgestritten wurde: Der Skandal betrifft nicht nur den VW-Konzern, sondern die deutsche Automobilbranche insgesamt", sagte Hofreiter. Im Zuge des Abgasskandals bei Volkswagen hat das Kraftfahrtbundesamte auch die Abgaswerte bei anderen Autoherstellern geprüft.

"Ein Rückruf kann allenfalls der Anfang sein", sagte Hofreiter der "Rheinischen Post". "Misstrauen ist angebracht, wenn der Verkehrsminister das sogenannte Thermofenster für Abschalteinrichtungen großzügig akzeptiert und nur 22 von 53 Modellen zu hohe NOX-Werte bescheinigt", so der Grünen-Politiker.

Es sei "höchste Zeit für den Untersuchungsausschuss im Bundestag", den Grüne und Linke erzwingen wollen. "Ich erwarte, dass die Bundesregierung jetzt konsequent für Aufklärung und Entschädigung einsteht - für die Menschen, die täglich Stickoxide aus Dieselfahrzeugen einatmen müssen und für die Autokäufer, die über den Tisch gezogen wurden", sagte Hofreiter.

Im Zuge des Abgasskandals bei Volkswagen hat das Kraftfahrtbundesamtes (KBA) auch die Abgaswerte bei anderen Autoherstellern geprüft. "Die Messungen des KBA widerlegen das Märchen vom sauberen Diesel endgültig. Wenn 56 von 58 Fahrzeugen die Grenzwerte überschreiten, läuft ganz grundsätzlich etwas falsch", erklärte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Diesel-Fahrzeuge können nur dann eine Zukunft haben, wenn sie auf der Straße gleiche Abgasgrenzwerte einhalten wie Benziner. So wie es derzeitig läuft, belastet die Automobilindustrie die Umwelt in unverantwortlicher Weise mit viel zu hohen Stickoxidemissionen."

Angesichts der jetzt bekannt gewordenen tatsächlichen Emissionen bei den vom KBA geprüften Fahrzeugen fordert der NABU die umgehende Entfernung sämtlicher Abschaltvorrichtungen sowie die Nachrüstung der betroffenen Modelle mit funktionierender Abgastechnik wie etwa SCR-Katalysatoren zur Reduzierung von Stickoxiden. Doch nicht nur die Hersteller, auch die Bundesregierung sieht der NABU in der Pflicht. "Die Bundesregierung hat ihren Anteil an der heutigen Misere. Denn weder wurden in Verkehr gebrachte Fahrzeuge ordnungsgemäß kontrolliert noch ist bis heute die europäische Richtlinie umgesetzt, wonach Strafen für Hersteller im Falle von Verstößen festzulegen sind. Wenn die Bundesregierung jetzt nicht handelt und streng durchgreift, stellt sie wieder einmal die Interessen der Automobilindustrie über die Gesundheit der Bürger", so Miller.

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