Politiker aus Bund, Land und der Region greifen zum Spaten, um den Weg für den Bau des letzten Stücks der neuen B28 offiziell freizumachen. Die Trasse soll laut Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90 / DIe Grünen) durchs Neckartal führen, von Tübingen über Rottenburg zur A81, bis nach Freudenstadt und letztendlich nach Frankreich. Am Ende werde das laut Hermann zu einer Entlastung von den Bürgern in Hirschau, Wurmlingen, Bühl und Kiebingen, vor allem aber auch in Kilchberg führen.
Der Tübinger Bundestagsabgeordneten Annette Widmann-Mauz (CDU) sei das der erste Beginn des Endes einer jahrzehntelangen Diskussion. Mit einer guten Trassenführung wollen die Verantwortlichen im Ergebnis die Mobilität stärken, aber auch die Bevölkerung von Verkehrslärm und den Belastungen entsprechend entlasten. Widmann-Mauz hatte sich selbst mehrfach für den Bau der neuen Trasse eingesetzt und bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrinth ihr Anliegen vorgetragen.
In Hermanns Augen gibt es viele Verantwortliche für die jahrelange Verzögerung: Erstens sei es zu einer Zeit geplant worden, wo man eigentlich kein Geld habe zum Bauen. Und dann sei es über Jahre liegen geblieben. Dann habe man Teilabschnitte gebaut. zudem sei das Projekt auch immer politisch hoch umstritten gewesen. Die Kiebinger seien laut Hermann sehr spät mit ihren Alternativvorschlägen gekommen. Das hätten sie seiner Meinung nach im Rahmen des Planfeststellungsverfahren oder davor bringen müssen, aber nicht, nachdem alles rechtskräftig planfestgestellt war und die Beschlüsse da waren. "Dann mit einem völlig neuen Vorschlag zu kommen, und ohne Finanzierung. Das kann nicht funktionieren." - so Hermann.
Durch die Trasse wäre Kiebingen nur noch über eine Brücke erreichbar. Der Festplatz würde abgeschnitten und der Radweg werde umständlicher. In Hermanns Augen hat die Gemeinde aber auch einige Vorteile. Die Gegner beschimpften den Landesverkehrsminister als Lügner. Das ärgere ihn besonders, weil es keinen geben würde, der sich so oft und so lange um die Kiebinger Belange gekümmert habe, der alles unternommen habe, um die Planung noch mal zu korrigieren. Aber nachdem weder die Stadt Rottenburg, noch der Landtag, noch der Bundestag bereit gewesen seien, diesen späten Kiebinger Vorschlag, die Straße tiefer zu legen, zu finanzieren, habe Hermann keine Handlungsmöglichkeiten mehr gehabt. Er könne als Minister nicht von irgendwoher Geld nehmen und etwas machen, wofür es keine gesetzliche Grundlage gäbe. Hermann: "Und das kapieren die nicht, und wollen das nicht kapieren, wahrscheinlich bis in ihr Grab rein nicht."
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Bündnis 90 / Die Grünen) kann die Befürchtungen der Kiebinger in gewisser Weise nachvollziehen. Auch er steht dem Projekt teilweise kritisch gegenüber. Annette Widmann-Mauz sieht für ihre Stadt jedoch nur Vorteile: Tübingen lebe von vielen Pendlern, die in Tübingen ihren Arbeitsplatz haben. "Denken Sie nur an die Kliniken, an viele Patientinnen und Patienten, die aus der Raumschaft ins Klinikum kommen, an all diejenigen, die an der Universität und in den führenden Unternehmen ihre Arbeitsplätze haben und jeden Tag in die Stadt einpendeln müssen. Die Stadt Tübingen braucht diese qualifizierten Fachkräfte ganz ganz dringend und deshalb ist es wichtig, dass wir ihnen auch zumutbare Bedingungen in der Verkehrsinfrastruktur bieten."
Knapp 30 Millionen Euro wird der Straßenneubau kosten. In dreieinhalb Jahren soll die 6,7 Kilometer lange Teilstrecke der B28 fertig sein. Die Freigabe ist für Ende 2020 geplant.
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