Euro-Banknoten | Bildquelle: pixabay.com

PanamaPapers:

Datenleck deckt Geldverstecke der Reichen und Mächtigen auf

Stand: 05.04.16 19:22 Uhr

Ein Datenleck bei einem der größten Anbieter für Briefkastenfirmen bringt zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie weitere Politiker in aller Welt in Schwierigkeiten. Die Unterlagen zeigen, wie sie in Geschäfte mit Offshore-Konstruktionen verstrickt sind. Das Leck umfasst E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu rund 214.000 Gesellschaften, vor allem in Panama und auf den Britischen Jungferninseln.

Die Daten legen die Offshore-Geschäfte von insgesamt 140 Politikern und hohen Amtsträgern aus aller Welt offen. Insgesamt finden sich in den Unterlagen die Namen von zwölf amtierenden und ehemaligen Staats- und Regierungschefs, zum Beispiel die Premierminister von Island und Pakistan und die Präsidenten von Argentinien und der Ukraine. In den Unterlagen tauchen aber auch Namen von Spionen, Drogenhändlern und anderen Kriminellen auf. Zudem haben zahlreiche Sportstars und Prominente Offshore-Firmen genutzt.

Namen mehrerer enger Vertrauter von Russlands Präsident Vladimir Putin finden sich in den Unterlagen wieder. Einer ist Sergej Roldugin, der als bester Freund des Präsidenten gilt und Taufpate seiner Tochter ist. Roldugin, in Russland ein bekannter Cellist, war an einem Netz von Briefkastenfirmen beteiligt, in dem innerhalb weniger Jahre mehr als zwei Milliarden US-Dollar verschoben wurden. Auch international sanktionierte Geschäftsleute wie der Cousin von Präsident Baschar al-Assad oder Monarchen, wie der König von Saudi-Arabien haben den Unterlagen zufolge Offshore-Firmen genutzt.

Die Daten stammen von der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca. Eine anonyme Quelle hat sie der Süddeutschen Zeitung überlassen, die sie mit dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) sowie dem NDR und dem WDR teilte. Insgesamt umfasst das Leck 11,5 Millionen Dateien, der größte Teil davon aus den Jahren 2005 bis 2015. Der Datensatz ist 2,6 Terabyte groß. Die Rechercheergebnisse betreffen nahezu jedes Land der Erde und werden seit dem Abend des 3.April weltweit von 109 Medien unter dem Titel "PanamaPapers" veröffentlicht.

Staatspräsidenten, Drogenschmuggler und Kriminelle haben über Jahrzehnte eine panamaische Anwaltskanzlei genutzt, um Konten und Wertgegenstände zu verstecken. Das geht aus Unterlagen hervor, die Medienpartner auf der ganzen Welt, darunter auch NDR und WDR ausgewertet haben. Insgesamt 370 Journalisten aus 78 Ländern haben im Zuge der "PanamaPapers"-Recherche rund 11,5 Millionen Dateien ausgewertet. Der Datensatz ist der Süddeutschen Zeitung von einer anonymen Quelle zugespielt worden. Die Süddeutsche Zeitung teilte die Daten mit dem Internationalen Konsortium investigativer Journalisten (ICIJ) und Partnern auf der ganzen Welt, darunter NDR und WDR.

Das Erste ändert am Montag sein Programm und zeigt zwei Dokumentationen:

"Die Story im Ersten: PanamaPapers - Im Schattenreich der Offshorefirmen", am 4. April um 23:20 Uhr
Der große Teil der Unterlagen stammt aus den Jahren 2010 bis 2015, die ältesten Dokumente reichen knapp 40 Jahre zurück. Es handelt sich mutmaßlich um das größte Datenleck, das Journalisten jemals auswerten konnten.

Die ausgewerteten Unterlagen umfassen E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu rund 215.000 Offshore-Firmen. Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste zählen zwölf Staatsoberhäupter und 128 weitere Politiker, aber auch internationale Finanzinstitute, darunter 15 deutsche Banken oder ihre Töchter. Die Recherchen der "PanamaPapers" basieren auf einem Datenleck bei der panamaische Anwaltskanzlei Mossack Fonseca. In Zusammenarbeit mit Banken, Rechtsanwälten und Finanzberatern verkauft Mossack Fonseca Firmen mit Sitz zum Beispiel in Panama oder auf den Britischen Jungferninseln, die den Käufern anonyme Konten und Aktiendepots ermöglichen oder das Verstecken von Wertgegenständen wie Yachten, Kunstwerken, Autos oder sogar Immobilien. Nach außen repräsentieren Scheindirektoren, meist gestellt von Mossack Fonseca, die jeweiligen Firmen. Der eigentliche Eigentümer taucht namentlich nicht auf. Mossack Fonseca hat diese Briefkastenfirmen verwaltet - und tut dies zum Teil noch heute. Mossack Fonseca gehört zu den Marktführern unter den Anbietern von Offshore-Gesellschaften auf der ganzen Welt. Der Erwerb einer Briefkastenfirma ist nicht per se strafbar, Ermittler sehen in ihrer Nutzung jedoch ein starkes Indiz auf verbotene Handlungen.

Reporter Christoph Lütgert hat sich auf die Suche begeben nach den Geldverstecken dieser Welt. Die Autoren der Dokumentation sind Christian Deker, Willem Konrad und Nils Casjens. Die Redaktion haben Julia Stein, Barbara Biemann (NDR) und Monika Wagener (WDR).

"Eine Quelle, 400 Journalisten. Die PanamaPapers", am 4. April um 00:20 Uhr
Im Anschluss an die 60-minütige Dokumentation bringt Das Erste ein 30-minütiges ZAPP-Spezial. Der Film zeigt, wie es gelungen ist, die riesige Datenmenge auszuwerten, und gibt Einblicke in das bis dahin größte journalistische Rechercheprojekt: ein gigantisches Leak in einer bislang nicht vorstellbaren Dimension von rund 2,6 Terabyte. 11,5 Millionen Files. Ein einzelner Journalist könnte sein gesamtes Berufsleben damit zubringen, den Dokumentenberg zu lesen und nachzuvollziehen. Deswegen haben Reporter aus aller Welt an der Auswertung der "PanamaPapers" gearbeitet, in Deutschland ein Team aus Fernseh-, Hörfunk- und Onlinejournalisten von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung. Autorin ist Elena Kuch. Die Redaktion liegt bei Julia Stein (NDR).

In Deutschland haben Journalisten des NDR Fernsehens, des Radioprogramms NDR Info und des WDR die Unterlagen in mehrmonatiger Arbeit ausgewertet, gemeinsam mit den Kollegen der Süddeutschen Zeitung.

Online berichtet Tagesschau.de mit einer Multimedia-Geschichte, auf ndr.de und wdr.de finden sich umfangreiche Texte. Das NDR Medienmagazin "ZAPP" berichtet am Mittwoch, 6.April, um 23.20 Uhr monothematisch unter dem Titel "Eine Quelle, 400 Journalisten - Die Geschichte der PanamaPapers".
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