Das Blutbild von Menschen mit latenter oder aktiver Tuberkulose unterscheidet sich voneinander. Trotzdem war es bis heute unmöglich vorherzusagen, ob eine mit Mycobacterium tuberculosis infizierte Person eine aktive Tuberkulose entwickeln wird.
In einer nun veröffentlichten Studie haben Wissenschaftler einen auf Biomarkern basierenden Bluttest entwickelt, mit dem sie eine entstehende aktive Tuberkulose mit etwa 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit voraussagen können. Ein Biomarker kann eine Zelle, Gene oder Moleküle wie etwa Enzyme oder Hormone sein, mit dem Mediziner Veränderungen im Körper nachweisen können. Um die Unterschiede zwischen latenter und aktiver Tuberkulose festzustellen, haben Wissenschaftler der South African Tuberculosis Vaccine Initiative (SATVI) und des Center for Infectoius Disease Research (CIDR) die Genaktivität in Blutproben von mehr als 10000 Menschen aus Südafrika und Gambia ausgewertet und diese anschließend zwei Jahre lang beobachtet.
Mit Genmustern eine Tuberkulose voraussagen
Die Ergebnisse zeigen, dass im Blut der Personen, die später eine aktive Tuberkulose entwickeln ganz bestimmte Gene in Immunzellen aktiv sind. Ein Bluttest für die Genaktivität soll künftig das typische Aktivitätsmuster potenzieller Tuberkulosepatienten entdecken. „Ein solcher Test könnte das Auftreten der Krankheit schon mehr als ein Jahr im Voraus vorhersagen, bevor die Krankheit ausbricht", sagt der Leiter der Studie Willem Hanekom von der Universität Kapstadt. „Dieser lange Vorlauf gibt Medizinern genug Zeit, mit einer Behandlung anzufangen." Der Bluttest soll nun in klinischen Studien getestet werden, um herauszufinden, ob man mit einer gezielten Therapie den Verlauf der vorhergesehenen Krankheit stoppen kann.
Stefan H.E. Kaufmann vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, der auch an der Studie beteiligt war, leitet selbst eine ähnliche Untersuchung. Diese umfasst Gruppen von Versuchsteilnehmern aus verschiedenen Teilen Afrikas, zu denen Südafrika, Malawi, Uganda, Äthiopien und Gambia gehören. Ziel dieser Studie ist ein panafrikanischer Biomarker-Test für Tuberkulose, der zusätzlich Unterschiede zwischen Patientenpopulationen und Erregertypen einbezieht. Die Ergebnisse der parallel laufenden Studie deuten auf dasselbe Genprofil für ein erhöhtes Tuberkuloserisiko hin. Sie sollen Ende des Jahres veröffentlicht werden. „Wenn wir frühzeitig voraussagen können, dass ein Mensch eine aktive Tuberkulose entwickeln wird, wird dies entscheidend zur Eindämmung dieser Krankheit beitragen. Außerdem können wir nun gezielt Menschen mit hohem Tuberkulose-Risiko in die klinische Überprüfung neuer Medikamente und Impfstoffe mit einbeziehen und dadurch die Anzahl der Studienteilnehmer und die Studiendauer verringern. Das reduziert auch deutlich die Studienkosten", erklärt Kaufmann.
Originalpublikation:
Daniel E. Zak, Adam Penn-Nicholson, Thomas J. Scriba et al.
A prospective blood RNA signature for tuberculosis disease risk
The Lancet, 23. März 2016
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