Läufermeeting Pliezhausen | Bildquelle: RTF.1

Pliezhausen:

30. "Meeting der krummen Strecken"

Stand: 19.05.14 19:59 Uhr

Volle Ränge, nicht weniger als fünf Meeting-Rekorde und etliche, weitere Zeiten der Spitzenklasse und überschwängliche zufriedene Veranstalter: Das ist die Bilanz des insgesamt 30. Leichtathletik- "Meetings der krummen Strecken", gestern im Schönbuch-Stadion in Pliezhausen.

Es  sollte ein  wirkliches Fest der Leichtathletik werden: endlich, endlich einmal allerbestes Wetter im Schönbuchstadion. Dazu rund 1500 mitfiebernde, fachkundige Zuschauer, hochklassige Athleten aus 20 Nationen  in spannenden Wettkämpfen. Dazu ein wahres Feuerwerk an herausragenden Leistungen. Und: Nicht weniger als fünf Mal hieß es bei der 30. Auflage im Schönbuchstadion letztlich: Meeting-Rekord.

Kurz vor 12 Uhr: Der 80 Meter Sprint der Männer. Mit dabei: Gregor Traber. Der Tübinger Hallen-WM-Fünfte über 60 Meter Hürden düpiert die anwesenden Sprint-Spezialisten. Er siegt in guten 8.86 Sekunden. Keine neue Meeting-Bestmarke, aber eine herausragende, erste persönliche Standortbestimmung des Super-Hürden-Talents, das im Jahr der Europameisterschaften klare Ziele hat. Traber ist mit dem Sprintgefühl zufrieden. Das Hauptziel: Die Qualifikation für die Europameisterschaften im August in Zürich. Dort möchte Traber dann seine Bestleistung abrufen können. Und damit rechnet er sich zumindest erweiterte Finalchancen aus.

Um 13 Uhr 15 gibt es dann den ersten Meeting-Rekord: Im zweiten Lauf über 4 mal 100 Meter legte die deutsche Juniorinnen-Nationalstaffel hervorragende 44,72 Sekunden auf die Bahn. Die Qualifikation für die Junioren-WM in Eugene / USA ist damit auf Anhieb geschafft.  Alexander Seeger, Bundestrainer für den weiblichen Sprintnachwuchs, ist mehr als zufrieden. Mit einer so starken Zeit habe man noch nie begonnen. Und er ist sich sicher: da ist bei weniger vorsichtigen Wechseln im Lauf der Saison noch mehr drin. Um die 44 Sekunden werde man wohl bei der Junioren-WM für Medaillen laufen müssen. Und er Seeger meint: eine 43er-Zeit liegt im Bereich des Machbaren. Oft musste man in den vergangenen Jahren die USA passieren lassen. Seegers Traum ist es, das irgendwann einmal umzukehren.

Kurz nach drei dann die 600 Meter der Frauen. Und dort trumpft die vielseitige Fabienne Kohlmann von der LG Karlstadt auf, die deutsche Hallenmeisterin über 800 Meter. Sie jubelt, als sie ihre eigene Bestmarke aus dem Vorjahr um zwei Zehntel  verbessert - auf jetzt 1:26:10 Minuten. Zweite: die polnische Vize-Meisterin Joanna Joswig. Kohlmann ist sich sicher: in dieser Form sind über 800 Meter wieder Zeiten um die magische 2 Minuten-Grenze möglich. Auch ihr Ziel ist die EM in Zürich.

Den Höhepunkt der Höhepunkte gabs dann aber um 15 Uhr 40: Start über die 1000 Meter der Männer. Ein hochklassiges Feld- unter anderm mit U 20-Europameister Patrick Zwicker und Andreas Lange, dem deutschen Hallenmeister. Alle Augen richten sich indessen erwartungsvollauf Homiyu Tesfaye, Startnummer 1, den WM-Fünften von der LG Frankfurt. Seit seinem 5. Platz den Weltmeisterschaften gilt er als der deutsche Shooting Star. Für die Überraschung sorgte dann aber ein anderer: Timo Benitz, 22 Jahre, von der LG farbtex Nordschwarzwald. Er setzte sich in einem unwiderstehlichen Finish gegen den Favoriten durch. Mit 2:16, 90 Minuten pulverisierte der Nordschwarzwälder gerradezu die alte Bestmarke des Kenianers Dickson Tuwai um die Sensation von mehr als zwei Sekunden. Damit schiebt er sich auf Platz elf in der ewigen deutschen Bestenliste.

Trotz der überraschenden Niederlage: auch der unerwartet geschlagene Favorit Homiyu Tesfaye ist mit dem Rennen zufrieden. Seine Form sei gut. Er mache derzeit eben hauptsächlin noch Ausdauer, aber noch kein Speedtraining. Erst Mitte Juli werde er dann in wirklich guter Form und schnell sein. Bereits um 16 Uhr hieß es dann schon wieder: Meeting-Rekord. Über 300 Meter der Männer siegte Rafael Omelko in 32,21 Sekunden vor dem Frankfurter Kamghe Gamba, seines Zeichens EM-Dritter über 4 mal 400 Meter. Meeting-Rekord eingestellt.

Etwas später dann ein weiteres, packendes Rennen: Lokalmatador Arne Gabius von der LAV Stadtwerke Tübingen, grade aus den USA, zurückgekehrt, hatte sich den 20 Jahre alten Meeting-Rekord des Kenianers Thomas Lotik zum Ziel gesetzt. Schon sehr schnell gelingt es einer Gruppe um Gabius, Simon Stützel und den Österreicher Andreas Vojta sich vom Feld zu lösen. Der Abstand wächst beständig. Und lange scheint ein Meeting-Rekord absolut im Bereich des Möglichen.

Dann: Auf der letzten Runde ein Kampf um Biegen und Brechen zwischen den Deutschen Gabius und Fehr und dem Österreicher. Die Zielkurve: Gabius geht für den Sieg aufs Ganze. Es geht in der Führung hin und her. Letztlich aber setzt sich Vojta knapp durch, er gewinnt in 7:53, 81 Minuten vor Gabius. Dritter: Der Deutsche Marcel Fehr von der LG Limes-Rems. Meeting-Rekord zwar verpasst, aber herausragende Zeiten.

Der Sieger aus Österreich ist schelmisch zufrieden, es den Deutschen gezeigt zu haben. Schließlich habe er die Runden zuvor geführt, da habe er sich den verdienten Lohn nicht nehmen lassen wollen. Arne Gabius gibt sich trotz der Niedderlage gelassen. Schließlich sei er aus dem  vollen Training heraus gelaufen. Zudem mache sich noch immer die Zeitumstellung nach seiner Rückkehr aus Amerika bemerkbar. Auf der gleichen Distanz, als Teilnehmerin in einem gemischten Rennen, erzielt die Hamburgerin Elina Sujew in 9: 04,30 Minuten einen weiteren Meeting-Rekord. Mehr vom Leichtathletik-"Meeting der krummen Strecken" in Pliezhausen am kommenden Freitag im RTF.1-Sportmagazin.

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