Anzeigetafel: Zug fällt aus | Bildquelle: RTF.1

Region Neckar-Alb:

Streiks und Auskreisung: Was die Region im Mai 2015 bewegte

Stand: 30.12.15 09:28 Uhr

Gleich zwei Streiks strapazierten im Mai die Nerven vieler Menschen: Wegen des Bahnstreiks ging auf den Schienen gar nichts mehr; dafür kam es zu erhöhtem Verkehrsaufkommen auf Straßen und Autobahnen. Auch viele Kindergärten blieben geschlossen. Ein weiteres großes Thema war die geplante Auskreisung Reutlingens. Unser Jahresrückblick für den Wonnemonat, der für viele gar nicht so wonnig war.


Bahnstreik und kein Ende. Schon im April, vor allem aber im Mai strapazierte die Bahn-Gewerkschaft GDL die Nerven der Pendler und Fahrgäste. Zuletzt traten die Lokführer sogar in den unbegrenzten Ausstand. Die GDL forderte unter anderem fünf Prozent mehr Lohn für das Zugpersonal, eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit und eine Begrenzung der Überstunden. Die Folge: Zahlreiche Zugausfälle, leere Bahnsteige, Dauerstau auf den Autobahnen. Die Pendler hatten zunächst Verständnis, dann aber nicht mehr.

"Nach Monaten fehlen mir quasi die Worte", sagte ein Mann. "Mein Statement ist dieses, dass ich mir in Zukunft überlegen werde, wie ich zur Arbeit komme. Aber bestimmt nicht mit der Bahn." Und eine Frau beschwerte sich: "Ich war gar nicht drauf vorbereitet. Und jetzt fährt der Bus in einer Stunde, das Taxi kostet 25 Euro, ich bin ganz nass vom Radfahren. Eigentlich käst es mich ziemlich an." Ein junger Mann hielt den Streik für absolut nicht verhältnismäßig. "Grad, wenn man Pendler ist, wenn man zwei, drei Stunden am Tag zur Arbeit muss, und jetzt vier braucht. Das ist langsam genug jetzt auf jeden Fall."

Auf dem Höhepunkt des Streiks kam GDL-Chef Claus Weselsky nach Tübingen – auf Einladung der Juristischen Gesellschaft. Eine Veranstaltung, die schon Monate vorher geplant war. Weselsky verteidigte den Streik. Er trete dafür ein, dass die Rechte der Arbeitnehmer auch von mehreren Gewerkschaften gleichzeitig vertreten werden könnten.

Doch dann, am 20. Mai, kam überraschend die Wende: Der Bahnstreik wurde unterbrochen. Zwar drohte jetzt die konkurrierende EVG mit Streiks, doch auch diese konnten abgewendet werden.

 

Auch die Streiks der Erzieherinnen und Sozialarbeiter entwickelten sich im Mai zu einer unendlichen Geschichte. Wer wegen des Bahnstreiks nicht zur Arbeit konnte, konnte also gleich auch die Kinder zu Hause lassen.

Anfang des Monats hieß es: Urabstimmung. Dabei stimmten 94 Prozent für unbefristeten Streik. Am achten Mai streikten rund eintausend-zweihundert Erzieherinnen und Sozialarbeiter in Nürtingen, darunter auch die Reutlinger und Tübinger Erzieherinnen. Die Gewerkschaft ver.di forderte, dass die Erzieherinnen und Erzieher in eine höhere Gehaltsstufe würden. Das entspräche einer Lohnsteigerung um rund zehn Prozent. Erst im Juli einigten sich ver.di, GEW und Arbeitgeber.

Gestreikt wurde im Mai auch bei der Post, vor allem in den Briefzentren, darunter auch in Reutlingen.

 

21. Mai, Punkt 14 Uhr, Mittlerer Sitzungssaal im Reutlinger Rathaus. Die Dokumente, um die so lange so viel spekuliert wurden, kamen; die Studie über die finanziellen und rechtlichen Auswirkungen einer Stadtkreisgründung lagen vor. Von diesem Moment an war klar: Die Reutlinger Stadtverwaltung würde dem Gemeinderat in einer Vorlage empfehlen, beim Land die Auskreisung zu beantragen.

4,6 Millionen Euro im Jahr würde die Stadt Reutlingen als eigener Stadtkreis sparen, erklärte Oberbürgermeisterin Barbara Bosch. Die Stadt wäre heute schuldenfrei.

Stimmt nicht, sagte Landrat Thomas Reumann auf einer Pressekonferenz des Landratsamts nur wenige Tage später. Die Zahlen seien nur eine Momentaufnahme. Allein zehn Millionen Euro bekomme die Stadt Reutlingen aus Landkreis-Mitteln für Sozialausgaben – und das bei einem historischen Tiefstand der Arbeitslosenzahlen.

"Nehmen wir an, die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich, die Bedarfsgemeinschaften steigen, die Sozialausgaben steigen, und damit wird die Stadt Reutlingen mehr als diese 10 Millionen zusätzlich bezahlen müssen, wir hatten in der Vergangenheit ein Delta von 15/16 Millionen, und das heißt, diese, wenn wir sie so stehen lassen, diese 4,6 Millionen Euro, ist eine Momentaufnahme, die natürlich ein Risiko birgt", rechnete Reumann vor.

Auskreisung – ja oder nein? Die Diskussion war eröffnet, und schon jetzt war klar, dass sie zwischen Stadt und Rest-Landkreis spalten würde.

 

Wurmlingen hatte am Pfingstmontag wieder zum traditionellen Pfingstritt geladen. Die achtzehn- bis zwanzig-jährigen Teilnehmer ritten in verschiedenen historischen Gewändern. Auf einem abgesteckten Feld präsentierten sie sich den Zuschauern und trugen auswendig gelernte Sprüche vor. Anschließend köpfte der Henker den Pfingstbutz. Danach kämpften die Reiter um den geschmückten Maien. Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde der Brauch achzehn-achtundfünfzig. Vermutlich existiert er aber schon viel länger.

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