Narrengericht Grosselfingen 2011 | Bildquelle: RTF.1

Region Neckar-Alb:

Fasnet und Grippewelle - was die Region im Februar bewegte

Stand: 27.12.15 14:58 Uhr

Der Februar war 2015 der große Monat der Fasnet. Die närrische Zeit hielt auch in Reutlingen Einzug. Der dortige Männerverein veranstaltete wieder einen großen Umzug. 54 Gruppen aus Nah und Fern waren gekommen, insgesamt rund 3000 Teilnehmer, sogar aus der Schweiz und vom Bodensee.


In Grosselfingen unterdessen gingen die Narren einer ganz anderen Tradition nach. Die Rede ist vom Narrengericht. Der venezianische Karneval in der Gemeinde im Zollernalbkreis lässt sich bis ins späte Mittelalter zurückverfolgen und ist damit wesentlich älter als die Fasnets-Traditionen drum herum. Da gibt es Festumzüge, Tänze, Gesänge und eine jedesmal gleich bleibende Handlung. Das ganze stellt hohe schauspielerische, logistische und kostümbildnerische Anforderungen an das ganze Dorf. Nicht umsonst findet es nur sehr selten statt. Derzeit nur alle vier Jahre. Laut Manfred Ostertag, Narrenvogt und höchster Richter, sei es ein sehr komplexes Spiel mit dramatischer Handlung. Es müssten viele einzelne Spielszenen einstudiert werden, jeder Mitspieler habe seine Aufgabe, die er entsprechend seinen Vorgaben lösen müsse, und auch die Uniformen müssten stimmen. Der Aufwand sei für so ein Dorf enorm.

Die prominenten Ehrengäste – unter ihnen Landrat Günther-Martin Pauli – nehmen bei diesem Spiel die Rolle der Angeklagten ein. Als Komplott werden sie im Rathaus verhaftet und vor das Narrengericht gebracht, wo sie sich verteidigen müssen. Dabei können schon manchmal Fakten auf den Tisch kommen, die vorher niemand wusste. Die Höchststrafe –  ein Drittel des Kopfes und zweimal das halbe Leben – wird aber nie vollstreckt. Mit einer Geldstrafe lassen es die Richter bewenden.

Auch am Aschermittwoch gingen die Umzüge weiter. Närrisch ging es hier allerdings eher weniger zu. Die IG Metall war im Warnstreik. Grund dafür war ein Tarifkonflikt. Die Arbeiter verlangten 5,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitnehmer wollten aber nur 2,2 Prozent mehr bieten. Zudem ging es der IG Metall um eine langfristige Absicherung der Altersteilzeit. Die Einigung kam noch im Februar: 3,4 Prozent mehr Lohn und in der Altersteilzeit 90 Prozent des bisherigen Nettolohns.

Eine Lücke im Tübinger Stadtbild wird endlich geschlossen: Wo jahrelang eine Beton-Bauruine vor sich hin rottete, nämlich an der Blauen Brücke, direkt gegenüber des Ausweichquartiers der Stadtverwaltung, entsteht seit Februar ein neues Touristen-Hotel. Daneben werden zwei Wohn- und Bürogebäude hochgezogen, unter anderem für ein Software-Unternehmen und für eine Sprachschule. Das Hotel soll dann im Sommer 2016 eingeweiht werden.

Eine der ältesten Fachwerkhäuserzeilen Deutschlands rottet in Reutlingen langsam vor sich hin. Für eine Sanierung fehlt dem Eigentümer, also der Stadt, schlicht und einfach das Geld. Dabei will man die Häuser Nummer 28 bis 32, die sogar den großen Stadtbrand von 1726 überstanden haben, ja erhalten – die Frage ist nur: wie? An dieser Frage schieden sich im Reutlinger Gemeinderat die Geister. OB Barbara Bosch hatte einen Verkauf vorgeschlagen, doch einige Gemeinderäte waren dagegen. Sie fürchteten einen Abriss. Außerdem wollte gerade die SPD an dem Vorschlag festhalten, die Häuserzeile für eine Erweiterung des Heimatmuseums zu nutzen. Nach drei Stunden hitziger Debatte vertagte der Gemeinderat das Thema und verwies es zurück in den Ausschuss.

Eine Grippewelle hatte im Februar die Region fest im Griff. Zahlreiche Krankheitsausfälle waren zu beklagen. Das UKT in Tübingen hatte bereits im Dezember die ersten Patienten aufgenommen. Im Schnitt landeten jeden Tag zehn Menschen mit Atemwegsbeschwerden in der Notaufnahme – fünf davon wurden stationär aufgenommen. Laut Dr. Florian Kreth, Leitender Oberarzt am UKT seien die Verläufe eigentlich ganz unterschiedlich. Sie würden dieses Jahr eigentlich viele Patienten sehen, die sie nach drei bis vier Tagen wieder entlassen könnten, natürlich gäbe es auch schwerere Verläufe – je nachdem wie die Grunderkrankung sei. Was auffalle: Es seien ganz wenige junge Patienten. Man sehe eigentlich keine sonst gesunden Patienten ohne Grunderkrankung. Laut Experten also keine besorgniserregende Entwicklung. Zwar seien die Zahlen der Erkrankungen in diesem Jahr höher als im Jahr zuvor gewesen, lägen aber durchaus im Rahmen.

Das Gaensler-und-Völter-Areal in Metzingen. Hier, so entschied das Regierungspräsidium Tübingen im Februar, darf der Modekonzern Hugo Boss sein erweitertes Outlet bauen. Hinzu kommen noch fünf weitere Fabrikverkäufe. Das Regierungspräsidium habe laut Dr. Daniel Hahn aufgrund einer umfänglichen Wirkungsanalyse eines Gutachterbüros festgestellt, dass es keine Beeinträchtigung der benachbarten Oberzentren geben werde. Man habe ja im Fall des Hugo Boss-Outlets den Zustand, dass über 63 Prozent der Kunden zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus Baden-Württemberg kommen. Und durch verschiedene Maßgaben des Regierungspräsidiums werde sicher gestellt, dass es dauerhaft bei diesem internationalen und überregionalen Kundenstrom bleibe. Die Entscheidung war höchst umstritten. Die Einzelhändler und Stadtverwaltungen in Reutlingen und Tübingen sahen das anders. Oberbürgermeisterin Bosch und Oberbürgermeister Palmer kündigten rechtliche Schritte an.

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